Die Eingeschworenen Raubzug
gröbsten Dreck abzuklopfen. Ich wollte mein Messer nehmen, um etwas abzukratzen, aber als ich es aus der Scheide ziehen wollte, merkte ich, dass es festsaß.
Als ich es schließlich freibekam, sah ich, dass es ganz mit angetrocknetem Blut verklebt war.
Ich erinnerte mich wieder an das Auge des Mannes, fühlte den Widerstand, als ich es herausgezogen hatte. In dem Moment hatte ich gar nicht daran gedacht, ich war so bemüht gewesen, Ulf-Agar zu befreien, aber die Götter vergessen nichts und erinnerten mich jetzt daran. Natürlich war es Loki, der dafür sorgte, dass mir übel wurde.
Großnase grinste mich an. Er half Steinthor mit seiner Seekiste, dann lud er sich seine eigene auf die Schulter. Er zwinkerte mir zu, als er an mir vorbeiging. Zwei andere machten eine Trage aus zwei Speeren und einem Umhang, wahrscheinlich um Ulf-Agar zu tragen.
Ein schöner Held war ich. Zitternd und würgend saß ich inmitten des allgemeinen Treibens und versuchte, meine salzverkrusteten Stiefel nicht mit Lammbraten und wildem Knoblauch vollzukotzen.
Einar trat zu mir, in der einen Hand einen langen Sax in einer weichen Lederhülle, in der anderen eine Handvoll Lederriemen. Die reichte er mir, dann ließ er mich aufstehen. Er öffnete meinen Gürtel, hob meinen Kittel hoch und löste die Schnur an meiner Hose.
Ich hielt sie fest, aber er bedeutete mir grinsend, sie fallen zu lassen, was natürlich lautes Gelächter auslöste. Dann zeigte er mir, wie man den Sax, der gut einen Fuß lang war, an der Innenseite des Schenkels festbindet, ganz oben, direkt unter den Eiern. Tiefrot im Gesicht schob ich ihn zur Seite und fummelte es selbst zurecht und spürte, wie mein Schwanz unter den Blicken der anderen immer mehr schrumpfte.
»Im Sitzen wirst du die Frauen ziemlich beeindrucken«, lachte Skapti.
»Aber aufrecht weniger«, brummte Kvasir, der Sabberer, und alles lachte. Es war das scheußliche Lachen von Männern, die in Kürze in Thors rotbärtiges Gesicht blicken würden.
Ich zog meine Hose wieder hoch und Einar nickte, sah in die Runde und hob die Hand. Ein kurzes, zustimmendes Gemurmel, dann hörte man nur das Scharren von Füßen und das Klappern von Kisten, Waffen und anderer Geräte. Innerhalb kürzester Zeit war das Haus leer, und nicht das kleinste Stück Schnur blieb zurück.
Hring und Skapti kamen mit der Trage, die sie gebaut hatten, für Ulf-Agar, wie ich angenommen hatte. Eyvind war auch da, ferner Ketil Krähe, Gunnar Raudi und Einar, der mich ansah und sagte: »Leg dich hin und markier toter Mann. Aber erst gib mir noch das Amulett, das du um den Hals trägst.«
Verblüfft legte ich mich auf das Gestell und wurde von oben bis unten in zwei Umhänge eingewickelt, zusammen mit vier bloßen, ungeschützten Schwertern. Einar grinste auf mich herunter, und ehe er mein Gesicht bedeckte, sagte er: »Immer dran denken, dass du tot bist, Orm Ruriksson. Es gibt mehr als eine Art, einen Bären zu töten.«
Ich merkte, wie er etwas auf meine Brust legte, dann hoben sie mich an und die Trage begann wild zu schaukeln. Ich hörte, wie der Wind um die Häuser von Birka heulte, war aber so gut eingewickelt, dass ich nichts davon spürte. Doch ich roch Schweiß und Pisse und Blut, ich spürte das Gewicht des Wollstoffs, der jedes Geräusch dämpfte. Das Schaukeln und Schlingern, der schwere Wollstoff und die Schwierigkeit, durch etwas zu atmen, das dick wie Haferschleim war – das alles war nur schwer zu ertragen.
Meine Augen brannten vom Schweiß und ich hätte schwören können, dass die Klinge eines der Schwerter beim nächsten Stolpern der Träger in meinen Schenkel drang. Meine Lunge wehrte sich und das Herz schlug mir gegen die Rippen wie eine Trommel.
Wir blieben stehen. Jemand sagte etwas, das ich nicht verstehen konnte. Dann hörte ich Einar, düster und traurig: »Einer der Unseren ist tot … ein Christus-Anhänger, wie ihr seht. Wir wollen zu eurem Mönch, dass er die richtigen Worte über ihm spricht und das Ritual vornimmt, das bei Christen üblich ist.«
Die Antwort war kurz und knapp, und ich hörte, wie Einar die Männer anschnauzte: »Es ist vor weniger als einer Stunde passiert, hier in der Stadt, die ihr eigentlich bewachen sollt. Wo wart ihr denn, als die Männer von den Langschiffen mit Schwertern und Äxten hier herumrannten? «
Der Wächter brummte etwas, er verteidigte sich offensichtlich. Dann kam eine andere Stimme. »Ist er erstochen worden?«
»Abgestochen wie ein Schwein«, bestätigte Skapti
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