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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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traurig.
    Ich merkte, wie das Tuch weggezogen wurde und der Wächter etwas knurrte. Ich lag da wie erstarrt und gab mir Mühe, die Augenlider nicht zu bewegen. Das Tuch wurde wieder über mich geschlagen und ich hörte Gunnars Stimme, die tief und gefährlich klang: »Bitte etwas mehr Respekt, kleiner Mann.«
    »Nichts für ungut!«, sagte der Wächter eilig. »Ich erinnere mich an den Jungen, er ist mir früher schon aufgefallen. Schade um ihn. Ihr könnt passieren – obwohl ich es für unwahrscheinlich halte, dass ihr bei dem Mönch
Glück habt. Von der Nächstenliebe der Christus-Anhänger hält er nicht viel.«
    »Wir danken«, sagte Einar, und die Trage schaukelte weiter. »Sagt dem Wächter am Tor, dass Sten euch schon kontrolliert hat«, rief der Wächter uns nach und Einar bedankte sich.
    Außer Hörweite drehte er sich um und zischte den anderen besorgt zu: »Wo ist Eyvind?«
    Keiner wusste es. Leise vor sich hinfluchend, führte er uns die Stufen hinauf, wo ein weiterer Wächter an der Tür stand. Wieder sagte Einar sein Sprüchlein auf, berief sich aber diesmal auf den Wächter Sten. Ich wurde ein Stück weiter getragen, dann wurde es plötzlich taghell, als sie die Decken von mir zurückschlugen. Wir waren allein in einem leeren Vorraum, und alle Eingeschworenen zogen hastig ihre Schwerter hervor.
    Einar hob die Hand. »Jetzt so leise, als wolltet ihr eine Forelle im Bach fangen. Wir schnappen uns den Mönch, geben ihm eins über die Rübe – aber nicht mehr –, nur so viel, dass er für tot gehalten werden kann, dann legen wir ihn auf die Trage und hoffen, dass die Wächter nicht merken, dass einer mehr mit uns rausgeht, als reingegangen sind.«
    Es war ein guter und mutiger Plan, da waren sich alle einig. Aber wie Gunnar Raudi gern bemerkte, Pläne sind wie Schnee im Sommer und halten selten lange vor.
    Und genau das bestätigte sich, als wir in den großen Raum eintraten, in dem Einar, Illugi und ich gespeist hatten. Es schien schon eine Ewigkeit her zu sein, aber das Geschirr stand noch da.
    Und die Sklaven in den weichen Pantoffeln, die uns bedient hatten, waren auch da und räumten gerade ab.

    »Scheiße …«
    Das war alles, was Einar hervorbrachte. Sie waren zu viert und starrten uns mit großen Augen an. Wir waren zu sechst. Sie standen noch wie erstarrt da, als unsere genagelten Stiefel bereits über den polierten Holzboden polterten und die Klingen vor ihren Gesichtern aufblitzten. Drei von ihnen starben, bevor sie auch nur schreien konnten, auf dem Vierten saß Skapti, der ihm nicht nur die Luft abdrückte, sondern seinen Kopf lässig und rhythmisch auf den Boden aufschlagen ließ. Ich stand noch immer bei der Tür. Ich merkte, dass ich zu atmen aufgehört hatte und musste erst einmal mit trockener Kehle tief Luft holen.
    »Der Mönch?«, fragte Einar und beugte sich über den benommenen, böse zugerichteten Sklaven. Sein rasierter Kopf blutete, er verdrehte die Augen. Er hatte sich eingeschissen und Skapti schnupperte misstrauisch und stand schnell auf, was den zusätzlichen Effekt hatte, dass der Mann wieder atmen und sprechen konnte.
    »Dort …«
    Gunnar Raudi und Ketil Krähe stürzten in die bezeichnete Richtung und Skapti versetzte ihm mit dem flachen Schwert eins auf den Kopf, der daraufhin wieder auf den Boden schlug.
    Skapti ging weiter. Er dachte wahrscheinlich, er sei ziemlich gnädig mit ihm umgegangen. Doch der Atem des Mannes rasselte und er blutete aus den Ohren und ich war mir sicher, dass er sterben würde.
    Laute Stimmen unterbrachen meine trübsinnigen Gedanken. Martin der Mönch kam in den Raum geeilt, verfolgt von Ketil Krähe, der etwas ratlos wirkte. Martin grinste Einar mit einem aalglatten Lächeln an. »Ausgezeichnet«,
sagte er. »Wie habt ihr es geschafft, mich zu befreien?«
    »Wie kommst du darauf, dass wir dich befreien und nicht einfach umbringen wollen?«, schnauzte Ketil ihn an. Einar zeigte auf die Trage, die Hring gerade hereinzerrte, aber Martins Lächeln wurde noch breiter.
    »Sehr klug«, sagte er, dann fügte er kurz entschlossen hinzu: »Hier nebenan liegt eine Frau. Sie wird auf der Trage liegen müssen, gut zugedeckt. Wenn ich um einen Umhang und einen Helm bitten dürfte – vielleicht von Orm, der hat etwa meine Größe …«
    »Moment mal«, knurrte Einar und rieb sein Stoppelkinn. »Was soll das alles? Was für eine Frau?«
    Martin zog mir kurzerhand den Umhang von den Schultern und griff bereits nach meinem Lederhelm. Ich schlug ihm auf die

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