Die Eingeschworenen Raubzug
spüren.«
»Also ist jemand drinnen«, sagte Ketil Krähe mit einem bösen Lachen. »Vielleicht sollten wir anklopfen.«
»Das hat Vigfus gemacht«, sagte Valknut, der seinen Helm abnahm und sich den Schweiß abwischte. »Und du siehst ja, was es ihm gebracht hat.«
»Das Komische ist«, sagte Bodvar, »dass diese Tür lange Zeit nicht mehr geöffnet worden ist. Seht mal, dort in der Türangel ist ein altes Vogelnest.«
Er hatte recht. Und je länger wir sie ansahen, desto älter kam uns die Tür vor und desto länger musste sie schon verschlossen sein. Keiner sagte etwas und Einar strich sich ratlos übers Kinn. Schließlich sagte er: »Großnase, Steinthor, seht nach, ob ihr einen anderen Eingang an diesem Berg finden könnt. Wir anderen gehen dorthin, wo Hild uns hinführen wollte, ganz nach oben.«
»Das ist aber ein ziemlich großer Berg«, protestierte
Steinthor. »Wir werden eine Ewigkeit brauchen, bis wir ganz herum sind.«
»Dann wird es Zeit, dass ihr anfangt«, sagte Einar, und sie gingen, der eine nach rechts, der andere nach links. Wir übrigen schulterten wieder unser Gepäck und machten uns bereit zum Aufstieg. Niemand sprach. Wenn man sie gefragt hätte, hätten natürlich alle gesagt, dass sie ihre Kräfte für die bevorstehende Aufgabe schonten, aber in Wirklichkeit dachten sie an Zwerge und Trolle und andere Geschöpfe, die in Berghöhlen wohnten und ihre verborgenen Schätze bewachten.
Ich vermutete, die meisten dachten bereits an Attilas Schatz, und ein paar Deppen waren wohl auch einfältig genug zu glauben, er sei tatsächlich hier vergraben.
Aber ich täuschte mich. Sie waren alle mit der Frage beschäftigt, wer wohl die Tür in den Berg von innen verriegelt hatte.
KAPİTEL 7
Endlos, mühsam, schweißtreibend. In drei Worten ist unser Aufstieg schnell beschrieben, und ich wünschte nur, wir wären genauso schnell auf den Gipfel hinaufgekommen, den die Götter verfluchen mögen. Ich habe diesen Aufstieg in schrecklicher Erinnerung, vor allem, weil ich das Kettenhemd anhatte, also hatte ich das zusätzliche Gewicht eines kleinen Kindes auf meinen Schultern. Dazu das andere Gepäck und zwei Schilde, denn ich fühlte mich verpflichtet, einem der Männer, die Hild trugen, wenigstens seinen Schild abzunehmen.
Oben angekommen, war ich zu sehr damit beschäftigt, meine schweren Stiefel und die Socken auszuziehen, um mich um den Steinhaufen dort zu kümmern. Als ich die kühle Luft an meinen schmerzenden, wunden Füßen spürte, stöhnte ich vor Wonne laut auf. Nachdem ich die schlimmsten Blasen untersucht hatte, sah ich mich um.
Den anderen ging es ähnlich. Die Männer quälten sich aus ihren Kettenhemden, zogen ihre leinenen und wollenen Tuniken und Kotten aus und saßen schweißüberströmt und mit gesenktem Kopf in der unerwartet warmen Frühlingssonne. Skaptis Gesicht war so stark gerötet, dass es aussah, als wolle es platzen.
Falls Einar ebenfalls litt, so ließ er es sich nicht anmerken. Er stand da und sah nachdenklich den Steinhaufen und die Pfähle an, die um ihn herumstanden. Auf den
meisten von ihnen steckten grinsende, verwitterte Schädel. Nur auf vieren befanden sich noch mehr oder weniger vollständige Köpfe mit Haut und Haar. Sie waren von den Vögeln schlimm zugerichtet, ohne Augen und mit gebleckten Lippen.
»Vigfus’ Leute«, sagte Valknut, der neben mir seine Wadenmuskeln massierte.
Ich zog wie die anderen mein Kettenhemd aus, dann ging ich hinüber, um sie mir näher anzusehen. Die Gesichter waren bis zur Unkenntlichkeit entstellt, man konnte nicht einmal mehr sagen, ob es sich tatsächlich um Männer gehandelt hatte, bis auf einen, bei dem noch ein Rest Bart sichtbar war.
Der Steinhaufen war hüfthoch und um ihn herum lagen viele lose Steine. Doch als ich näher hinsah, stellte ich fest, dass es gar kein Steinhaufen war, sondern eine kreisrunde Steinmauer, die eine geschwärzte Öffnung umgab. Ich sah hinein, aber alles schien wie eine undurchdringliche Schwärze zu sein.
Ketil Krähe und ein paar andere waren neugierig hinzugetreten. Und natürlich hob Bodvar einen Stein auf und warf ihn hinein. Eine kurze Pause, dann ein leises Aufklatschen.
»Ein Brunnen?«, fragte Bodvar.
»Auf einem Berggipfel?« entgegnete Ketil Krähe spöttisch.
»Du hättest das besser nicht machen sollen«, sagte Illugi Godi zu Bodvar und runzelte die Stirn, doch der zuckte nur mit den Schultern.
»Wenn es kein Brunnen ist, was ist es dann?«, fragte Skapti, der zu uns
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