Die Eingeschworenen Raubzug
trat.
»Ein Rauchabzug«, sagte Einar nachdenklich, dann
stieß er mit dem Fuß gegen einen der Steine. Wir sahen, dass das Schwarze eine uralte Rußschicht war.
»Von der Schmiede«, sagte jemand, dem eben ein Licht aufgegangen war.
»Da muss die Holzkohle reichlich feucht gewesen sein«, spottete Valknut, und alles lachte.
Eine Weile liefen wir herum und untersuchten alles sehr genau. Einar stand nachdenklich da, und außer dem Zwitschern und Flattern der Vögel war es ganz still, bis auf Hilds leises Gemurmel, an das sich alle längst gewöhnt hatten.
»Ein Seil«, sagte Einar. Valknut hatte ein Stück Seil dabei, zwei weitere Männer hatten ebenfalls eins um die Hüfte geschlungen. Einar ließ Feuer schlagen, dann zündete er eine Fackel an, hielt sie über die Öffnung und ließ sie fallen. Wir verfolgten sie, wie sie sich langsam drehte und einen Funkenregen hinter sich herzog. Wir sahen, dass der Kamin nach unten hin breiter wurde, dann sahen wir Wasser glitzern – dann zischte es und die Fackel war erloschen.
»Macht eine Lotung«, befahl Einar. Die Seile wurden fest aneinandergeknotet, ein Enterbeil ans Ende gebunden und das Ganze hinuntergelassen. Das Seil wurde vollständig ausgegeben, wurde aber immer noch nicht schlaff, und es war etwa zweihundert Fuß lang. Wir zogen es herauf und es war trocken.
»Ein tiefes Loch«, sagte Skapti beklommen, und alle gaben ihm recht. Tiefe Löcher sollte man tunlichst meiden, sie führten meist zu Drachen- oder Zwergenhöhlen.
»Ich will wissen, wie tief es ist«, sagte Einar, und wir mussten die ledernen Halsriemen von unseren Schilden nehmen und die auch noch an das Seil knoten. Dann ließen
wir es wieder hinunter. Bei zweihundertfünfzig Fuß erschlaffte das Seil, und als wir es wieder heraufzogen, waren die letzten zwanzig Fuß nass.
»Das wüssten wir also«, sagte Einar. »Und wen lassen wir hinunter?«
Alle sahen verlegen in der Gegend herum und so mancher hatte plötzlich etwas höchst Interessantes entdeckt, dem er seine ganze Aufmerksamkeit widmen musste.
»Ich würde ja gehen«, bot Skapti an und alles stöhnte über den alten Witz und lachte.
»Genau«, sagte Einar, »möglichst jemand, der klein und leicht ist.«
»Schick den Christenpriester runter«, rief jemand, »der ist mickrig genug.«
Allgemeines Gelächter und Martin wurde blass. Doch Einar schüttelte den Kopf und ruckte an der Leine. »Den würden die schwarzen Zwerge dort unten sofort auffressen«, sagte er, was erneut Gelächter auslöste.
»Ich mach’s«, sagte Storchenbein, und alles nickte anerkennend und lobte seinen Mut.
»Kannst du schwimmen?«, fragte Einar und Storchenbein machte mit einer wegwerfenden Geste klar, er konnte es nicht.
Eine Pause trat ein. Alle waren still geworden, bis ich merkte, dass sie mich ansahen.
»Kannst du schwimmen?«, fragte Einar.
Ich schluckte, denn ich schwamm wie ein Fisch, eine Fähigkeit, die ich mir angeeignet hatte, nachdem ich einmal von den schwarzen Klippen gefallen war. Ich hätte lügen können, aber Gunnar Raudi wusste davon, also nickte ich.
Allgemeines Aufatmen, einige klopften mir anerkennend
auf den Rücken, aber wohl mehr aus Erleichterung, dass sie nicht selbst runtermussten, als wegen meines vermeintlichen Mutes.
Skapti knotete das Seil zu einer Schlinge, in der ich sitzen konnte, statt sie mir um die Hüfte zu binden, was mir die Luft genommen hätte. Sie machten eine neue Fackel und ich kletterte auf den wackeligen Steinhaufen. Dann schlang Skapti sich das andere Ende des Seils zweimal um seinen mächtigen Bauch und stemmte sich gegen den Boden. Zwei weitere Männer, beides Ruderer mit kräftigen Armmuskeln, standen zu seiner Unterstützung bereit.
»Zieh zweimal am Seil, wenn wir anhalten sollen«, brummte er.
»Und was ist, wenn ich ganz schnell wieder raufkommen muss?«
»Wenn der Drachen deinen mageren Arsch verbrennt, werden wir dich schon schreien hören«, meinte er.
Unter dem Gelächter der anderen zündete Einar die Fackel an. Dann stieß ich mich ab und sie ließen mich nach unten.
Zuerst gaben sie das Seil so schnell aus, dass ich hin und her pendelte und gegen die Seiten prallte, aber ich schrie meinen Protest laut nach oben, wobei meine Stimme überlaut in meinen Ohren gellte. Daraufhin ging es langsamer abwärts.
Immer tiefer ging es hinab in den dunklen Schacht, wobei ich mich langsam drehte. Die Fackel flackerte unruhig.
Auf halbem Weg nach unten sah ich eine kleine runde Öffnung in der Seite
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