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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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hatten uns nach Norden und Osten vorgearbeitet, waren in die Newa gefahren und dann in die Mündung des Wolkow, wo wir keuchend an den Riemen saßen,
weil wir viel zu wenige waren, um die neue, große Elk zu rudern, wenn wir nicht die Flut und einen günstigen Wind auf unserer Seite hatten. Am Ende unserer Kräfte waren wir endlich im Hafen von Aldeigjuborg angekommen. Wir waren so müde, dass wir anfangs gar nicht merkten, welches Aufsehen wir erregten. In einem Hafen voller Schuten und Knarren fiel unser großes, wunderschönes Langschiff auf wie ein Goldring in einer Gosse, und der ganze Betrieb im Hafen war zum Erliegen gekommen, weil alle uns bewundern wollten.
    Ich hob den Kopf, trank etwas Wasser und war sofort verzaubert von der Fremdartigkeit dieser Stadt. Birka war für mich ein Hafen voller Fremder gewesen, aber Aleidgjuborg war eine völlig andere Welt.
    An den Schiffsanlegern drängten sich bunt gekleidete Menschen, und ich erfuhr erst allmählich, wie viele verschiedene Völker hier versammelt waren: Slowenen und Woden, Esten, Balten und Kriwitschen, die Svear mit ihren lauten Stimmen und in vornehm dunkler Kleidung, daneben die noch stattlicheren Dregowitschen und die Polanen aus Känugard, in knallbunten Kotten und weiten Hosen, wie Skapti sie trug, mit langen, gebogenen Schwertern, die an ihren geschnitzten Griffen kein Heft hatten.
    Man sah glatt rasierte Köpfe, andere mit dicken Zöpfen über einem oder beiden Ohren, oder mit einem Zopf hinten, oder solche, die alle drei Zöpfe gleichzeitig trugen. Da gab es flache, sauber rasierte Gesichter, andere mit Schnauzbärten, die in dünnen Strähnen bis übers Kinn hingen, volle Bärte, geflochtene Bärte, wilde Mähnen und sorgfältig gepflegte Haartrachten und gar solche mit eingeflochtenen Perlen und silbernen Ringen.

    Und erst die Waren: Töpfe voll Honig, Seehunds- und Hirschfelle, Pelze von Biber und Fuchs, große Fässer voller Schleifsteine, Federkissen und Säcke voll Salz. Ich sah sogar einen Schlitten, groß wie ein Wagen, der am Anlegesteg lag und aufs Verladen wartete.
    Sie ließen alles stehen und liegen, um das stolze Jarlschiff zu bestaunen, das mit einem kleinen Haufen wilder Gesellen bemannt war, die allerdings viel zu elegant gekleidet waren und viel zu viele Waffen besaßen, um sie ehrlich erworben zu haben.
    Einar strich nachdenklich über seine Bartstoppeln und ordnete an: »Heute Nacht schlafen wir an Bord.«
    Das war vernünftig, obwohl alles murrte. Sie waren dem Tod entkommen, hatten gerudert, bis selbst die dicksten Schwielen wund gescheuert waren, und jetzt wollten sie endlich an Land, sie sehnten sich nach warmem Essen, Bier und Frauen. Aber Einar brauchte nur auf die Seekisten zu deuten und sie daran zu erinnern, was sie verlieren würden, falls das Schiff im Dunkeln überfallen wurde, und schon rollten sie bereitwillig ihr elegantes Zeltdach aus und spannten es auf.
    An diesem Abend erlaubte Einar immerhin der Hälfte der Männer, in die Stadt zu gehen und sich zu betrinken – aber unter der Bedingung, dass sie sich nicht ausfragen ließen und im Suff nicht anfingen zu prahlen. Am nächsten Abend durfte die andere Hälfte an Land gehen, und diesen Wechsel behielten wir bei.
    Wir übernachteten niemals woanders als unter dem Zeltdach, es gefiel uns, an Bord zu schlafen und unsere Arbeiten auf dem Schiff und die Besorgungen in der Stadt im Schichtwechsel zu erledigen. Wir hatten dem Stadtvogt, der stets von schwer bewaffneten Leibwächtern
begleitet wurde, die Hafengebühren für lange Zeit im Voraus entrichtet, und da die Männer sich bei ihren Landgängen friedlich verhielten und, was noch wichtiger war, da sie reichlich Geld ausgaben, genossen wir in der Stadt bald ein gewisses Ansehen.
    Einmal ging ich mit Hild zusammen an Land. Ich folgte ihr wie ein treuer Diener, mit Bjarnis Schwert bewaffnet, denn das Tragen von Waffen war hier nicht verboten.
    Während unseres Aufenthalts war meine Kleidung immer eleganter geworden. Ich hatte neue Stiefel, eine neue Hose – blau mit silbernen Streifen und sehr weit –, eine schöne neue Tunika, einen grünen Umhang mit einer teuren rot emaillierten Fibel und für mein Schwert eine neue hölzerne Scheide, die mit gefettetem Schaffell gefüttert war.
    So gewandet, stolzierte ich hinter Hild her, und ich wusste, jedem war klar, dass ich von der Fjord Elk kam. Die Leute würden sich gegenseitig anstoßen und sagen: »Hast du das Schiff gesehen? Es ist das schönste Schiff unter der

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