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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Christus-Anhänger war – anders als seine Mutter Olga, die sogar eine von ihren Heiligen wurde –, ließ er auch sie gewähren. Er selbst war schließlich halb Chasare und ich hatte gehört, dass die den Glauben der wandernden Juden angenommen hatten. Das war mir völlig unbegreiflich, nicht nur, weil das genau die Leute waren, die von den Christus-Anhängern gehasst wurden, weil sie, wie diese behaupteten, ihren Christus umgebracht hatten, sondern auch weil die ursprünglichen Juden alle in Serkland lebten, viele Meilen von hier entfernt und wo alle anderen Muselmänner waren. Vielleicht war das der Grund, warum Swjatoslaw sie bekämpfte, obwohl manche auch der Meinung waren, dass es ihm nur um die Herrschaft über die Handelswege nach Osten ging.
    Abends am Feuer wurde allerdings auch erzählt, dass die Chasaren eigentlich von den Hunnen abstammten und bis vor Kurzem Himmelsanbeter gewesen seien. Sie hätten ihre Religion gewechselt, hieß es, weil ihre Anführer,
ihre Jarl, die sie Khan nannten, als Auserwählte der Götter gegolten hatten. Sobald ihnen allerdings etwas misslang, bedeutete das, dass die Götter sie verlassen hatten, und dann wurden sie getötet. Kein Wunder also, dass sie es vorzogen, sich eine andere Religion zu suchen. Und sie entschieden sich für den Gott der Juden, denn sie hatten die Christus-Anhänger auf der einen und die Muselmänner auf der anderen Seite und hielten es für klug, keine der beiden Gruppen zu verärgern.
    An diesem Punkt der Geschichte gab es ein paar finstere Blicke in Einars Richtung sowie geflüsterte Kommentare darüber, dass die ursprüngliche Religion der Chasaren doch gar nicht so schlecht gewesen sei. Falls Einar es gehört haben sollte, ließ er sich jedenfalls nichts anmerken.
    Doch ich fand die ganze Sache reichlich verwirrend, besonders, dass es möglich sein sollte, sich einfach neue Götter auszusuchen, so wie man sich an einem kalten Morgen einen Umhang aussucht. Je mehr ich über die Götter dieser Welt lernte, desto mysteriöser erschienen sie mir, und obwohl ich jetzt schon alt bin, habe ich es immer noch nicht verstanden.
    Ein oder zwei Mal im Jahr wurden also die mageren schwarzen Rinder und die dickwolligen Schafe von dem Thingvallir vertrieben und der Platz war frei, um hier Gericht abzuhalten und die Angelegenheiten der Stadt öffentlich zu bereden.
    In Wirklichkeit wurde die Stadt natürlich genauso verwaltet wie Birka, nämlich von einer Gruppe der reichsten Händler, die sich gegenseitig wählten und alles fest im Griff hatten. Doch ab und zu kamen sie auf die Idee, so zu tun, als hätten alle Bewohner ein Mitspracherecht.
    Der Status von Aldeigjuborg war nicht ganz eindeutig.
Ursprünglich war es von den Svear als Handelszentrum gegründet worden und gehörte noch immer zu dem Gebiet, das zu meinen Lebzeiten Schweden werden sollte, nachdem Olof, der Münzkönig, die Svear und die Goten vereinigt hatte.
    Da es bisher aber weder ein Schweden gab noch jemanden, der über die Svear herrschte, ging die Stadt ihre eigenen Wege und wurde von den Nordmännern regiert.
    Und sie war voller Fremder – hauptsächlich Slawen und chasarische Händler – und Swjatoslaw und seine kühnen Söhne stellten ebenfalls Ansprüche. Sie gründeten das Königreich der Rus, das sich von Känugard in alle Richtungen ausdehnte. Sie beherrschten Nowgorod, das wir Holmgard nennen, und inoffiziell regierten sie auch Aldeigjuborg und nannten es Staraja Ladoga, das alte Ladoga.
    Einar hatte überall bekanntgegeben, dass die Eingeschworenen auf dem Thingvallir eine Zeremonie abhalten würden, und zwar am Fest der Göttin der Morgenröte, Ostara, das von den Sachsen Eostre und von den Christus-Anhängern Ostern genannt wurde. Also war es nicht verwunderlich, dass sich am Festtag Hunderte von Menschen einfanden, um uns beim Leeren der Bier- und Metfässer zu helfen und sich an dem Fleisch gütlich zu tun, das an Spießen über dem Feuer brutzelte.
    Natürlich nörgelten einige, weil kein Jahreskönig geopfert wurde, sondern lediglich ein schönes Pferd, aber das waren alte Leute, die den früheren Zeiten nachtrauerten. Heute würde es niemandem mehr einfallen, einen Jahreskönig auf dem Acker zu begraben und Brot aus dem Korn zu essen, das dort geerntet wurde, um das Wunder der Wiedergeburt zu feiern.

    Mit den griechischen Priestern, die Swjatoslaws Mutter aus Konstantinopel geholt hatte, gab es auch keine Probleme, da sie dieses Fest ebenfalls feierten, wie es schien.

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