Die Eingeschworenen Raubzug
Sonne, und die Mannschaft – alles furchtlose Krieger, selbst dieser Junge dort.«
Auch Hild hatte sich neue Kleider gekauft und ihre zerschlissenen alten Sachen ersetzt. Als wir nun an den Marktständen vorbeispazierten, trug sie ein neues Kleid und eine neue Schürze. Sie trug ihr Haar offen, und ich kaufte ihr ein geflochtenes Stirnband aus Silber. Sie nahm das Geschenk an, ohne Protest, aber anscheinend auch ohne besondere Freude.
Jetzt sah sie wahrlich aus wie eine Prinzessin, und ich war der Prinz an ihrer Seite. Wir aßen Fleisch an Holzspießen und tranken Met. Ich genoss diesen Tag. Später,
als alles wieder dunkler geworden war, dachte ich oft daran zurück. Selbst sie schien es auf ihre Weise zu genießen, obwohl es schwer zu beurteilen war – und sie hatte immer eine Hand am Lanzenschaft, den sie nie losließ.
Ich erinnere mich, dass bei unserer Rückkehr gerade die ersten Bewerber an Bord drängten, wo Einar bereits wartete. Gunnar Raudi, Ketil Krähe und andere hatten in der Stadt die Nachricht verbreitet, dass dieses stolze Schiff und seine mutige Mannschaft tüchtige Seeleute suchte, die sich nicht fürchteten, voreinander einen Varjazi-Schwur abzulegen, der sie bis an ihr Lebensende binden würde.
Zahllose Männer waren erschienen, angelockt von dem Wohlstand, zu dem man auf diesem Schiff ganz offensichtlich kommen konnte. Ich hätte ihnen am liebsten die Wahrheit ins Gesicht geschrien, aber ich ließ es bleiben.
»Ich kann sechs Dinge«, hörte ich einen sagen. »Ich spiele Tafl, kann leidlich Runen lesen, ich kann rudern, Skilaufen und schießen und kämpfe mit Speer und Schwert.«
So ging es den ganzen Tag. Diejenigen, die Einars Prüfung bestanden – ich habe keine Ahnung, wonach er schaute –, wurden von Illugi beiseitegenommen und auf den Eid vorbereitet, den sie ablegen würden. Diese Zeremonie sollte stattfinden, sobald wir die benötigte Anzahl von Männern zusammenhatten.
Wenn Einar über einen Mann im Zweifel war, wandte er sich an Ketil und hob dabei eine Augenbraue, der reagierte meist mit einer trägen Handbewegung und stellte eine Frage wie zum Beispiel: »Du trittst zum ersten Mal uneingeladen an einen fremden Herd, in der Hoffnung,
dass man dir Gastfreundschaft gewährt. Wonach siehst du als Erstes?«
Die Bewerber, die zur Antwort gaben, sie würden sich als Erstes nach den Türen umsehen, falls sie schnell wieder draußen sein müssten, wurden angenommen. Andere, die herumstotterten oder hilflos dreinschauten oder grinsend sagten: »Nach den Weibern«, wurden weggeschickt.
An dem Tag, an dem wir den Stein aufstellten, hatten wir die letzten von ihnen aufgenommen – laut Valknut gab es jetzt so viele Eingeschworene wie nie zuvor. Wir waren einhundertzwanzig, fast die volle Besatzung für unser Langschiff, und Einar hatte sich genau überlegt, was wir als Nächstes tun würden.
Er hatte zwei Kampfhengste gekauft und würde sie gegeneinander kämpfen lassen, wie es Brauch war, um dann den Gewinner Odin zu opfern. Danach würden wir auf dem Altar des Kampfplatzes – und zwar alle Eingeschworenen, einschließlich Einar – erneut den Schwur ablegen, der uns aneinanderband.
Es war Illugi Godis Idee gewesen, und im Hinblick auf unsere Erfahrungen in letzter Zeit hatte Einar vielleicht recht, wenn er dachte, dass er damit womöglich das Verhängnis, das ihm drohte, abwenden könne. Denn er hatte natürlich nach wie vor Attilas verborgenen Schatz im Visier und Illugi befohlen, allen möglichen Hinweisen darüber nachzugehen und Erkundigungen einzuholen, ohne selbst etwas preiszugeben.
Ich hatte allerdings meine Bedenken, denn nach wie vor gab es nirgendwo einen Stein, den wir für Eyvind aufgestellt hatten, doch ich erwähnte dies weder gegenüber Einar noch Illugi. Aber es war mir klar, dass Einar seinem
Schicksal nicht entgehen konnte, und genau an dem Tag holte es uns alle ein.
Ein paar Tage nachdem wir den Stein für Storchenbein aufgestellt hatten, versammelten sich die Eingeschworenen auf dem Thingvallir, einer großen Wiese außerhalb der Einfriedung von Aldeigjuborg.
Sie erstreckte sich nach Süden am Fluss und in ihrer Mitte lag eine große, flache Felsplatte, wie ein großer Opferstein, und ganz in ihrer Nähe stand eine Statue des Gottes Perun. Da er mit seinem Hammer und dem kühnen, bärtigen Gesicht Thor so ähnlich sah wie ein Bruder, waren die Nordmänner und die Slawen gleichermaßen zufrieden. Und obwohl Swjatoslaw, der große Fürst von Känugard, kein
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