Die Eingeschworenen Raubzug
gerade noch, wie Gunnar brummte: »Die wollten nicht Hild. Die waren hinter Orm her.«
»Hinter mir? Warum?«
»Gute Frage«, sagte Einar und sah Gunnar an, der sich immer noch das Blut vom Gesicht wischte und mit dankbarem Grinsen das Horn voll Met nahm, das ihm jemand reichte.
Er trank, dann reichte er es mir und wischte sich mit der blutigen Hand die Lippen ab.
»Ich habe Martin den Mönch gesehen«, sagte er. »Er hat den beiden gezeigt, wo du warst.«
»Ich oder Hild«, wandte ich ein, aber er schüttelte den Kopf.
»Er hat auf dich gezeigt.«
»Martin der Mönch? Bist du ganz sicher?«, wollte Ketil Krähe wissen. Die Menge, die sich um uns versammelt hatte, war allmählich wieder zu den Vorbereitungen für den Pferdekampf zurückgekehrt, bis auf ein paar von den Eingeschworenen, die wachsam blieben und die Hand nicht von ihren versteckten Waffen nahmen.
Als Gunnar nickte, sahen Ketil und Einar sich an und schwiegen.
Illugi Godi untersuchte Gunnars Kopf und brummte: »Du wirst es überleben. Orm, kommst du aus dem Kettenhemd raus? Deine Verletzung möchte ich mir auch ansehen.«
Es war schwerer, als es aussah, und natürlich half mir niemand dabei. Schließlich fiel es wie eine Schlangenhaut zu Boden und ich richtete mich auf, hielt vor Schmerz den Atem an und fühlte mich genauso blutleer, wie ich vermutlich auch aussah. Illugi und Hild zogen meine Tunika hoch und sahen sich meine Rippen an.
»Wenn es wirklich Martin ist«, sagte ich zu Einar, »wie konnte er dann herkommen, außer mit Starkad?«
»Starkad ist tot«, sagte Ketil. »Ich habe es aus sicherer Quelle von dem Besatzungsmitglied einer Knarr, die einem anderen Langschiff begegnete. Er starb am Wundfieber von einer Verletzung am Bein.«
Ich sah Einar an, aber der schwieg.
»Das Langschiff brachte seine Leiche zurück, sie haben ihn in Salz gelegt und in Vadmal gewickelt, damit Blauzahn ihn sehen kann«, erzählte Ketil Krähe weiter.
»Seit wann weißt du das?«, fragte ich.
»Noch nicht lange«, sagte Einar geistesabwesend. »Wenn es überhaupt stimmt.«
Ketils Schweigen sagte mehr als viele Worte. Es war klar, er glaubte es. Wollte es glauben. Wenn Starkad tot war und das andere Langschiff auf dem Weg nach Dänemark, dann hatten wir einen Feind weniger. Und einen überaus gefährlichen Feind.
»Wie kommt Martin dann hierher?«, wollte Illugi Godi wissen.
»Vigfus?«, schlug ich vor und Einars kurzer, finsterer Blick sagte mir, dass er daran auch schon gedacht hatte. Doch ihn beschäftigte noch etwas anderes, was ich im Moment nicht durchschaute.
»Wie auch immer«, sagte er schließlich mit einem etwas mühsamen Lächeln, »jetzt wollen wir erst mal den Pferdekampf genießen, danach werden wir unsere Zeremonie abhalten. Wenn du dich zu schwach fühlst, Bärentöter, werde ich Hild zwei anderen Männern anvertrauen und du kannst aufs Schiff zurückgehen.«
»Ich gehe mit ihm«, sagte Hild schnell. Einar sah erst sie an, dann mich, hatte aber den Anstand, seine Gedanken für sich zu behalten. Er senkte zustimmend den Kopf, aber ich sagte ihm, es ginge mir gut und ich würde hierbleiben.
»Aber Hände weg vom Met, und beteilige dich lieber nicht an den Ringkämpfen«, sagte Illugi Godi lachend. »Ich mache dir später Salbenumschläge. Lass dein Kettenhemd lieber aus.«
Als er in der Menge verschwunden war, sah ich erst mein Kettenhemd an, dann Gunnar. Er grinste verständnisvoll, hob es auf und half mir, es anzuziehen.
Hild zog die Brauen zusammen und umklammerte ihren Talisman. »Illugi hat doch gerade gesagt, du sollst es nicht anziehen.«
»Hinter Illugi sind auch keine bewaffneten Männer her«, gab ich zu bedenken.
Gunnar beugte sich zu mir vor, und unter dem Vorwand, das Kettenhemd über den Schultern glatt zu ziehen, flüsterte er: »Ich habe einen davon erkannt. Herjolf, den sie Hasenfuß nennen, aus dem Nachbartal von Björnshafen. Erinnerst du dich an ihn?«
Ich erinnerte mich dunkel, ein hagerer Mann, der ab und zu herüberkam, um Schafe zu verkaufen, seine einzige Besonderheit waren die übermäßig langen Füße, denen er seinen Spitznamen verdankte.
»Je weiter man in der Welt herumkommt«, überlegte ich laut, »desto mehr Bekannte trifft man.«
Gunnar spuckte aus. »Ich glaube nicht, dass das ein Zufall war«, sagte er, während Hild uns nachdenklich ansah. »Er war hier, weil er hinter dir her ist. Ich glaube, wenn wir herausfinden, wer die anderen sind, dann werden wir feststellen, dass alle aus
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