Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
Vom Netzwerk:
der mächtigsten Herrscher des Rus-Reiches standen, und wer uns angriff, griff damit auch Jaropolk an.
    Mit einem klugen Taflzug war Einar seinen Feinden zuvorgekommen, und bei dem Festmahl, das jetzt folgte, waren sich alle einig – selbst die, die es besser hätten wissen müssen –, dass Einars Glück Bestand haben würde.
    Es blieb ausgerechnet Hild überlassen, uns alle wieder zur Besinnung zu bringen, als wir um das heruntergebrannte Feuer saßen, die Bäuche voll mit gutem Essen und reichlich Bier, und die heutigen Ereignisse besprachen. Ganz in der Nähe bumste ein Paar laut und leidenschaftlich, und es ärgerte mich, dass Hild hier war, denn es hielt mich davon ab, dies ebenfalls zu tun und dennoch war ich mir gleichzeitig bewusst, dass ihretwegen andere Frauen für mich sehr an Reiz verloren hatten.
    Falls sie davon etwas spürte oder sich Gedanken darüber machte, ließ sie es sich nicht anmerken. Mit harmlosem Gesicht saß sie da, starr wie ein Götze. Schließlich sagte sie: »Ich habe gehört, dass die Druschina des Fürsten von Känugard eine große Macht hat.«
    Alle nickten und bestätigten, dass das richtig sei.
    »Es sind Reiter, alle Edelleute von Känugard sind Reiter«, fuhr sie fort. »Sie kämpfen in der offenen Steppe vom Rücken ihrer Pferde aus mit Bogen, Speer und Schwert. Und die Chasaren, mit denen sie Krieg führen, kämpfen auf die gleiche Art und Weise.«

    Wieder stimmten alle zu.
    »Nun, wozu braucht er dann Nordmänner, die zu Fuß kämpfen?«
    Wir sahen uns an. Das war eine gute Frage, auf die niemand eine Antwort wusste. Als das Liebespaar gerade schwer keuchend den Höhepunkt erreichte, stand Hild auf, strich sich ruhig das Kleid glatt, nahm ihren Lanzenschaft und verschwand in der Dämmerung in Richtung Schiff. Und natürlich stand auch ich auf, müde und abgekämpft wie ich war, und folgte ihr. Im Gehen hörte ich verhaltenes Gelächter und die üblichen Bemerkungen – dass aus dem »Bärentöter« ein »Wachhund« geworden sei –, aber ich hörte kaum hin.
    Die Frage, was der große Fürst des Rus-Reiches mit den Eingeschworenen vorhatte, klärte sich am nächsten Tag. Es war nämlich gemeldet worden, dass die Truppen von Känugard sich versammeln würden, um nach Süden zu marschieren, fast bis ans Schwarze Meer, den Don entlang zu der dortigen Chasarenstadt. Swjatoslaw wollte sie belagern und damit dieses Hindernis zu den östlichen Handelswegen endgültig beseitigen. Und eine befestigte Stadt, wie Einar treffend bemerkte, kann man nicht mit Reitern einnehmen.
    »Also wirst du uns alle umbringen lassen, ehe wir den Schatz gefunden haben«, murrte Valknut, als wir am Abend an Bord der Elk unter unserem Zeltdach lagen. In einer großen Schale brannte ein Feuer.
    Aber Hild schüttelte den Kopf und sah fast triumphierend in die Runde.
    »Die Stadt heißt Sarkel«, sagte sie, »und sie liegt am Don. Der Ort, den wir suchen, ist ganz in der Nähe.«
    »Woher willst du das so genau wissen?«, sagte ich, ohne
zu überlegen. Es erhob sich allgemein zustimmendes Gemurmel.
    »Orm hat recht«, sagte Finn Rosskopf und machte eine Kopfbewegung in Hilds Richtung.
    »Mir scheint, wir setzen zu viel Vertrauen in diese Frau. Das gefällt mir nicht.«
    »Mir auch nicht«, stimmte Kvasir der Sabberer zu. »Wenn sie sich so sicher ist, soll sie uns doch eine Karte machen, der wir folgen können.«
    Einar sah von einem zum anderen, dann fixierte er mich, und seine Augen wurden schmal. Ich schluckte und erwartete eine harsche Zurechtweisung. Aber dann zuckte er mit den Schultern und sah Hild an. »Kannst du uns eine solche Karte zeichnen?«
    »Nein.« Es klang, wie wenn eine Hand auf einen nassen Stein klatscht. Eine glatte Weigerung. Für einen Moment herrschte atemlose Stille.
    Finn kniff ein Auge zu und sah sie an. Dann wandte er sich an Einar. »Du besitzt doch dieses Zaubermesser, mit dem würde sie ihre Meinung bestimmt ändern.«
    »Würdest du dich auf eine Karte verlassen, die so entstanden ist?«
    Wieder lautes Gemurmel.
    Kvasir rieb sich heftig den Kopf. »Mir gefällt einfach der Gedanke nicht, dass wir hinter einer … einer …« Er begann zu stottern und verstummte.
    »Hinter einer Hexe herlaufen«, vollendete Hild den Satz. Sie gab ein tiefes, heiseres Lachen von sich, bei dem sich einem die Nackenhaare aufstellten.
    »Schluss mit dem Gerede, ihr werdet mir wohl oder übel vertrauen müssen, Jungs«, sagte Einar und legte eine Hand auf Hilds Schulter. »Und überhaupt, habt

Weitere Kostenlose Bücher