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Die Eingeschworenen Raubzug

Die Eingeschworenen Raubzug

Titel: Die Eingeschworenen Raubzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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ihr je
eine Karte gesehen, die etwas getaugt hätte? Was meinst du, Rurik? Wer braucht eine Karte?«
    Mein Vater rutschte verlegen herum und sagte nichts. Dann sah er mich an, sein Blick war sorgenvoll.
    »Ob mit oder ohne Karte«, sagte Einar leise, »unser Weg führt uns nach Sarkel. Und wenn unser Orm am Ende noch immer unzufrieden sein sollte, kann er zu mir kommen und sich beschweren.«
    Niemand sprach. Einar stand auf, um sich zurückzuziehen. Hild nahm er mit. Ketil und Valknute folgten ihnen.
    Kaum waren sie verschwunden, wurden die Reden der Manner lebhafter.
    »Tja, mein Sohn, das war nicht sehr klug«, sagte mein Vater, der zu mir kam und Finn und Kvasir missbilligend ansah.
    »Ich habe nur gesagt, was ich denke«, protestierte ich und mein Vater knurrte ärgerlich.
    »Es wäre besser, wenn du das in Zukunft unterlassen würdest, Orm«, sagte er und sah mich ernst an. »Denn wenn du ihn gegen dich aufbringst, können weder ich noch Illugi, und schon gar nicht diese beiden hier, dir helfen«, fügte er mit einem verächtlichen Blick auf Finn und Kvasir hinzu.
    Im Halbdunkel hörte man ein leises Lachen, und ich wandte mich um.
    Gunnar Raudi trat in den Feuerschein. Er stocherte sich mit einer Knochennadel in den Zähnen herum, betrachtete uns grinsend und schüttelte den Kopf. »Ihr seht aus wie Jungen, die man dabei ertappt hat, wie sie sich hinterm Donnerbalken einen runterholen«, spottete er. Dann spuckte er ins Feuer, sodass es zischte. »Einar ist
verloren«, fuhr er fort. »Wer ihn zu sehr fürchtet, wird es eines Tages vielleicht noch bereuen.«
    »Fürchtest du ihn etwa nicht?«, fauchte mein Vater ihn an.
    Gunnar zuckte mit den Schultern. »Wyrd ist Wyrd. Und ich glaube nicht, dass es mein Schicksal ist, zum Ruhme Einars zu sterben. Ich werde sehen, ob ich Furcht vor ihm habe, wenn ich seiner Klinge gegenüberstehe.«
    »Du meinst, wenn du durch Einars Klinge stirbst«, berichtigte mein Vater bitter.
    Gunnar Raudi grinste, und im Feuerschein glänzten seine Zähne rot wie Blut.

KAPİTEL 10
    Der Pelzmarkt von Holmgard fand trotz des feinen Sprühregens statt, der seit Tagesanbruch fiel. Doch sosehr die Händler sich auch abmühten, es gelang ihnen nicht, ihre Waren unter den Zeltdächern trocken zu halten. Schließlich mussten sie Wasser abweisende Wolle darüberbreiten, was ihre Bemühungen, die Waren einladend zur Schau zu stellen, zunichtemachte.
    Die reicheren Händler, die feste Buden hatten, standen unter den Dächern beisammen und kümmerten sich kaum ums Geschäft, denn bei diesem Wetter verirrten sich nicht viele Käufer auf den Markt.
    »Das ist doch völlig sinnlos, was wir hier machen«, brummte mein Vater und zog seinen Umhang höher über den Kopf. Einar schnaubte, schleuderte mit dem Finger den Rotz von seiner Nase und antwortete nicht.
    »Ach, du bist bloß nass«, sagte ich und Valknut grinste. Aber ich sagte mir, dass er wahrscheinlich recht hatte. Der Regen hatte auch meinen guten Umhang durchnässt, und selbst hier auf dem Holzsteg wurde meine schöne, weite Hose mit Schlamm bespritzt.
    Der hohläugige Blick der toten Tiere verfolgte mich von jedem Verkaufsstand: Wölfe mit langer Schnauze, Füchse, teure Zobel, schäbige Kaninchen, melierte Hasenfelle. Es gab Hirschdecken und Geweihstangen für die Bildschnitzer, und in einem Raum hing von einem Haken unter
der Decke sogar ein großes Bärenfell samt Kopf. Hin und wieder trug der Wind den Gestank nach Fellen von den Gerbereien und Lederhandwerkern zu uns herüber, der durch den Regen leider nicht milder wurde.
    Ich war schlecht gelaunt, nicht nur wegen des Wetters. Hild wollte nichts mehr von mir wissen. Illugi Godi war jetzt ständig bei ihr. Ich wusste nicht, ob auf Einars Geheiß oder weil sie es so wollte. Eigentlich hätte ich erleichtert sein müssen, aber das Gegenteil war der Fall.
    Natürlich wusste jeder den Grund – oder glaubte ihn zu wissen. Sie stießen einander an und machten sich über mein finsteres Gesicht lustig, das ich seit Tagen zur Schau trug, sowie über jede gezielte Kränkung, die ich von Hild erdulden musste.
    Ich griff nach dem Sax, den ich am Rücken unter dem Umhang trug, und spürte, wie mir der Regen den Hals hinunterlief. Tagelang hatten wir Martin gesucht, und Björn und Steinkel. Man sollte nicht glauben, dass ein Mensch in einer Stadt spurlos verschwinden konnte, aber ich merkte bald, dass eine Stadt mehr Schlupfwinkel bietet als ein Wald.
    Doch Einar wollte Martin haben und ich wusste,

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