Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
Waffe herum. Ich würde wegen Larison etwas unternehmen müssen, aber ich wusste nicht, was. Ihn schütteln? Ihn erschießen? Wie konnte ich zu ihm durchdringen? Ich dachte:
Bevor ich je wieder mit einem Team arbeite, lasse ich mich lieber selbst erschießen.
Und dann musste ich ein leicht hysterisches Lachen unterdrücken, weil das bei diesem Team genau das Problem war.
Es war beinahe ein Uhr morgens, als es leise an der Tür klopfte. Alle sprangen auf, bis auf Kei, die an den Bettpfosten gefesselt war. Alle Waffen waren gezückt. Larison sah Kei an. Dox beobachtete Larison. Ich spähte durch den Spion. Es war Treven.
»Entspannt euch«, sagte ich zu Larison und Dox. »Er ist es.«
Ich öffnete die Tür und ließ Treven herein. Er hatte einen Sportbeutel bei sich. Das war ermutigend. Ich schloss die Tür hinter ihm.
»Sie haben die Diamanten?«, fragte Larison.
»Moment«, sagte ich. »Noch nicht.« Ich wies auf Kei. »Dox, könntest du ihr bitte die Kopfhörer aufsetzen?«
Wir hatten einen geschlossenen Muschelkopfhörer und ein Radio besorgt, damit wir uns in ihrer Gegenwart ungestört unterhalten konnten. Dox setzte sich den Kopfhörer erst selbst auf, stellte die Lautstärke zu seiner Zufriedenheit ein und stülpte ihn dann Kei über die Ohren. Sie trug es mit Fassung. Ihre Miene war neutral, nicht ausdruckslos, ihre Haltung resigniert, aber unbesiegt.
»Hier sind sie«, sagte Treven und hielt den Beutel in die Höhe.
Larison nickte. Mir gefiel es nicht, wie gierig er wirkte. »Haben Sie ihn erledigt?«, fragte er.
Kurze Stille. Dann sagte Treven: »Nein.«
Larison blieb der Mund offen stehen. »Was?«
»Ich will Sie nicht anlügen«, sagte Treven. »Ich hätte es tun können. Aber aufgrund dessen, was er mir sagte, denke ich, es wäre ein Fehler gewesen.«
»Gottverdammt«, sagte Larison, »Hort lügt einem die Hucke voll. Immer. Wann zum Teufel werden Sie das je begreifen?«
Treven sah ihn an. »Wissen Sie«, meinte er, »langsam habe ich die Nase voll von Ihnen.«
Ich dachte:
Herrgott, geht das schon wieder los.
»Zuhören!«, befahl ich im besten Kommandoton. »Wir sind alle ein wenig angespannt. Wir sind Profis, wir kennen die Anzeichen und die Ursachen dafür. Wir haben eine Woche extremer Belastung hinter uns, von Las Vegas bis Wien, Schießereien, eine dreitägige Non-Stop-Tour in einer fahrbaren Sauna den ganzen Weg bis nach Kalifornien, immer in Sorge um Satelliten, Drohnen und wie Horton uns in Washington aufgespürt hat … keine Intimsphäre, keine Pause, kaum Schlaf. Es ist erstaunlich, dass wir uns noch nicht gegenseitig umgelegt haben. Also lasst uns jetzt nicht damit anfangen, okay? Wir müssen einen Gang zurückschalten. Sonst sind wir alle tot.«
Keiner sagte etwas. Vielleicht hatte ich zu spät eingegriffen und Dox würde wieder einmal eine Filmeinlage geben müssen. Sonst schossen wir uns gegenseitig über den Haufen. Jedenfalls
einen
der drei anderen.
Endlich meinte Larison: »Was hat er erzählt?«
Treven sah mich an und sagte: »Sie hatten recht mit den Schulen.«
Wir hörten schweigend zu, während er berichtete. Als er fertig war, meinte Larison: »Sie können ihm doch nicht ernsthaftglauben. Begreifen Sie denn nicht, was er vorhat?«
Ich blickte Treven an. »Er hat Ihnen gesagt, wo und wann der Anschlag auf die Schule über die Bühne gehen soll?«
Treven nickte. »Lincoln, Nebraska. Exakt im Zentrum des Landes. In drei Tagen, am ersten Schultag nach den Sommerferien. Anscheinend findet in der Aula eine Art Versammlung zu Schulbeginn statt. Dieser Gillmor führt ein Team von vier Männern. Hort sagt, sie werden mit Maschinenpistolen bewaffnet sein und einfach alles niedermähen. Nichts Ausgefallenes, kein großer logistischer Aufwand, nur Entsetzen und Zerstörung pur, maßgeschneidert für Fox News.«
»Genau«, sagte Larison. »Es ist wieder eine Falle. Wir sollen mit fliegenden Fahnen genau da auftauchen, wo Hort uns haben will. Aber diesmal wird er Scharfschützen in Fahrzeugen überall um die Schule herum postiert haben. Er ködert uns, erledigt uns, geht nach Hause und trinkt gemütlich ein Bier auf den Erfolg.«
»Da ist noch etwas anderes«, sagte Treven. »Sie werden das Gebäude mit von Drohnen abgefeuerten Hellfire-Raketen beschießen, während die Attentäter drin sind.«
»Wozu das?«, wollte Dox wissen. »Um sie zu töten?«
»Ja«, antwortete Treven. »Genau wie Hort uns zu töten versuchte, nachdem wir Shorrock und Finch erledigt hatten. Und
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