Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
ihnen steckten, schien nur vernünftig.
»Es klingt ein bisschen verrückt«, meinte ich.
Er lachte in sich hinein. »Es ist ein verrücktes Geschäft. Meine eigenen Leute haben einmal versucht, mich ausschalten zu lassen, erinnern Sie sich?«
Damals war Kanezaki noch ein unerfahrener CIA-Frischling in Tokio gewesen und hatte sich gefährlich mit dem Leiter der CIA-Dienststelle angelegt, einem gewissen James Biddle, der wiederum mich anzuheuern versuchte, um ihn umzubringen. Stattdessen warnte ich Kanezaki und das war der Beginn einer mittlerweile für beide Teile äußerst nützlichen Beziehung.
»Also gut. Horton sagt, in Amerika wird ein Militärputsch vorbereitet.« Ich lieferte ihm eine ganz grobe Übersicht, dann fragte ich: »Halten Sie das für denkbar?«
Er schwieg lange, dann meinte er: »Ich glaube, die Öffentlichkeit ist … ist dafür präpariert worden. Schon vor 9/11, aber besondersdanach. Es ist eine Art Sperrklinkeneffekt, nichts geht mehr zurück und nicht einmal die Tötung Bin Ladens scheint etwas daran zu ändern. Ich kann mir vorstellen, dass es Leute gibt, die daraus ihren Vorteil zu ziehen versuchen, egal, ob sie jetzt ihre Gier als Patriotismus rationalisieren oder was immer. Was will Horton von Ihnen?«
»Ich glaube, das können Sie sich denken.«
»Die Drahtzieher?«
Ich gab keine Antwort. »Shorrock?«
Wieder antwortete ich nicht.
»Es könnte wahr sein«, sagte er nach einem Moment. »In welchem Fall Ihre Handlungsweise ziemlich heroisch wäre. Aber … wenn die Leute, die im Hintergrund die Fäden ziehen, von Ihrer Einmischung erfahren, dann stehen Sie mächtigen Gegnern gegenüber, wie Sie es noch nicht erlebt haben.«
»Darüber mache ich mir auch Gedanken«, sagte ich und dachte wieder an Larisons Warnung Horton betreffend.
»Sie trauen Horton?«
»Nein«, erwiderte ich.
»Warum tun Sie es dann? Wegen des Geldes?«
Es hatte eine Zeit gegeben, da waren Kanezakis Fragen durchschaubar und unausgegoren gewesen. Das lag lange zurück.
»Nicht nur wegen des Geldes. Ich würde es auch nicht als heroisch bezeichnen wie Sie, aber … hören Sie, vielleicht könnte es nicht schaden, wenn ich zur Abwechslung mal etwas Gutes tue.«
»Falls es etwas Gutes ist. Dafür haben Sie nur Hortons Wort, richtig?«
»Das war der Grund meines Anrufs. Ich hoffte auf Fakten zur Bestätigung, so oder so.«
»Ich wollte, ich hätte etwas finden können. Aber bis jetzt nicht.«
»Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen. Horton … hat erirgendwelche angreifbaren Punkte?«
»Mein Freund, das ist eine Grenze, die ich nicht überschreiten werde. Ich kann Sie nicht dabei unterstützen, einen Oberst der amerikanischen Armee auszuschalten.«
»Darum bitte ich Sie auch gar nicht. Aber … wenn sich herausstellt, dass hinter der Sache etwas anderes steckt, als es den Anschein hat, dann könnte Ihr eigener Heroismus eine andere Entscheidung erzwingen. Bitte vergessen Sie das nicht.«
»Die beiden Agenten, denen nachzuforschen Sie mich gebeten haben – Larison und Treven. Sind sie in die Angelegenheit verwickelt?«
Aber ich war weit genug gegangen. Ich sagte ihm, wir würden in Verbindung bleiben – schließlich wollte er wissen, ob Horton recht hatte, und ich brauchte ein Frühwarnsystem, falls man mir eine Falle stellte. Er versicherte, er würde versuchen, mehr herauszufinden, und ich machte mich auf den Weg nach Wien.
Hortons Informationen waren lückenhaft. Von Finchs Rundreise kannte er nur die Flüge zwischen Washington und London und den Terminplan in London. Die Konferenzen endeten zwei Tage vor dem Rückflug und Horton behauptete, zu neunzig Prozent sicher zu sein, dass Finch diese beiden Tage in Wien verbringen würde. Er meinte, dass Finch auf eigene Kosten den Hinund Rückflug von London aus buchte, bevor er auf Regierungskosten nach Washington zurückkehrte. Aber wir wussten nicht, mit welchem Flug Finch eintreffen oder wo er absteigen würde. Natürlich hätten wir Fluglinien und Hotels in Wien anrufen können, um die Reservierung eines Mr. Jack Finch zu ›bestätigen‹. Aber dabei war die Gefahr zu groß, dass ein Angestellter in den Abendnachrichten vom Hinscheiden des besagten Jack Finch erfuhr, den vorhergehenden Anruf rückblickend sehr eigenartig fand und die Behörden verständigte. Welche dann vielleicht auf die Idee kamen, nachzuprüfen, ob andere Fluglinien und Hotels ähnliche Anrufe erhalten hatten.Wenn Finch seine Geschäfte wie ein braver, nichts ahnender Zivilist
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