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Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)

Titel: Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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andere Sitten. Ich verschmelze eben gerne mit meiner Umgebung.«
    Einen kurzen Moment lang stellte ich mir den riesigen Dox mit seinem Ziegenbart mitten unter den schlaffen Künstlern und Studenten vor, die das Viertel bevölkerten. Das Bild konnte man kaum als »mit der Umgebung verschmelzen« beschreiben.
    »Du bist … bewunderungswürdig«, sagte ich.
    »
Küss die Hand,
ich weiß deine Anerkennung zu schätzen. Okay, wie lautet der Plan?«
    »Bleib erst einmal da. Einer von uns nimmt einen Tisch auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes, sodass wir beide Eingänge im Blick haben. Möglicherweise trifft sie sich hier mit ihrem Freund.«
    Die verklausulierten Umschreibungen waren wahrscheinlich überflüssig – Horton hatte uns mit verschlüsselten Telefonen versorgt und auf diese Entfernung verbanden sie uns wie Funkgeräte, nicht über einen Sendemast. Aber wozu ein Risiko eingehen?
    »Verstanden. Aber beeilt euch, damit ich Druck ablassen kann. Ich habe schon drei Espresso intus und mindestens zwei wollen wieder raus.«
    »Halte noch fünf Minuten durch. Ich piepse dich an, sobaldwir jemanden drinnen postiert haben.«
    »Geht’s nicht in vier? Ich schwör’s, ich trage hier gerade einen mörderischen Kampf mit meiner Blase aus und …«
    »Hör zu, ich tue mein Bestes«, sagte ich entnervt. Ich trennte die Verbindung und rief Larison und Treven an. Larison machte sich auf den Weg ins Café. Treven, der einen gemieteten Roller fuhr, blieb draußen.
    Sobald Larison bestätigt hatte, dass er drin war und Capps im Blick hatte, teilte ich Dox mit, dass er abziehen konnte. Wenn Capps sich tatsächlich hier mit Finch traf, wollte ich vermeiden, dass er mehr von uns zu Gesicht bekam als unbedingt nötig.
    Ich wartete auf einer Bank im Schatten einiger Bäume im nahe gelegenen Stadtpark. Ein harmloser japanischer Tourist, der die Bilder und Geräusche und Gerüche in sich aufnahm und das Gefühl des Alleinseins und der Freiheit auskostete, das sich nur bei einsamen Ausflügen in fremde Länder einstellt, wo die alltäglichsten Dinge seltsam, erstaunlich, anders und neu sind. Wo man niemandem gefallen muss, niemanden enttäuschen kann, niemandem Rechenschaft schuldet. An jenem Ort, wo der Reisende sich im leeren Raum zwischen dem Anschein von Bequemlichkeit, die er zurückgelassen hat, und der Verlockung einer imaginären Zukunft befindet, die er spürt, und von er doch weiß, dass sie ihm nie wirklich gehören wird.
    So brachte ich beinahe eine Stunde zu, während die Hitze des Tages langsam nachließ, die Schatten der Bäume länger wurden, Rentner und Liebespaare und Gassigänger an mir vorbeitrieben und gelegentlich auf einer benachbarten Parkbank Platz nahmen. Vielleicht waren Hortons Informationen falsch gewesen. Vielleicht tauchte Finch nicht auf. Vielleicht würden mir im nächsten Leben oder im Jenseits für den Versuch Punkte gutgeschrieben werden, weil ich mir wirklich Mühe gegeben hatte, aber letztlich erfolglos geblieben war.
    Mein Handy summte. Larisons Nummer. Ich nahm an. »Ja.«
    »Wir sind vollzählig«, sagte er mit seinem grollenden Flüstern.
    Ich konnte die Hintergrundgeräusche des Cafés hören – Musik, Unterhaltungen, Gelächter. »Gut. Tonqualität okay?«
    Unsere Handys waren mit den neuesten Lauschvorrichtungen ausgestattet – integrierte elektronische Verstärker. Das Modernste vom Modernen, wie Horton versprochen hatte. Nicht so mächtig wie ein Parabolmikrofon, aber verteufelt viel kleiner und unauffälliger. Abhängig von der Umgebungsakustik konnte man eine leise Unterhaltung in zehn Metern Entfernung über ein paar handelsübliche Ohrhörer belauschen, wie sie Larison jetzt trug.
    »Ausgezeichnet«, antwortete er.
    »Gut. Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie herausfinden, wo wir zu Abend essen und übernachten werden.«
    »Mache ich.«
    »Sind wir unter uns? Oder müssen wir mit zusätzlichen Gästen rechnen?«
    »Falls die zusätzlichen Gäste sich nicht gerade draußen die Füße vertreten, sind wir anscheinend unter uns.«
    Also reiste Finch ohne Personenschutz. Unerwartet, angesichts seiner Position, und umso mehr angesichts der Art von Feinden, die er sich durch sein Hobby ›Informationssammeln‹ gemacht haben musste. Vielleicht glaubte er, genügend Schmutz über andere angehäuft zu haben, um unberührbar zu sein. Vielleicht dachte er auch, seinen kleinen Umweg über Wien so diskret arrangiert zu haben, dass es sicher genug war. Es spielte keine Rolle. Ich würde zur

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