Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
verlassen? Wenn es um seine Tochter geht?«
»Ich verstehe, worauf du hinauswillst«, meinte Dox. »Vielleicht würde er sich unter normalen Umständen darauf verlassen, aber jetzt sind ungewöhnliche Zeiten. Er ist in einen geplanten Staatsstreich und Terroranschläge unter falscher Flagge verstrickt, was für sich allein genommen schon irrsinnig genug ist, aber zu allem Überfluss hat er seine Karten aufgedeckt, als er in Washington auf uns losging. Er muss sich jetzt echte Sorgen um seine Tochter machen.«
»Gut«, sagte ich. »Dann versetzt euch in seine Lage. Er sagt sich, dass vermutlich alles in Ordnung ist, eigentlich kann niemand etwas von Kei wissen, aber trotzdem. Was tut er?«
»Er ruft sie an«, meinte Treven. »Sagt ihr, sie muss vorsichtig sein.«
»Hört sie auf ihn?«
Treven schüttelte den Kopf. »Eine weltfremde Filmstudentin? Nein. Nicht ernsthaft. Und selbst wenn, er würde wissen,dass sie nicht über die Fähigkeiten verfügt, sich der Warnung entsprechend zu verhalten.«
»Einverstanden. Was macht er also?«
Larison antwortete: »Er schickt seine Männer. Um sie zu bewachen.«
Ich nickte. »Erzählt er ihr von seinen Männern?«
Treven meinte: »Nein. Er will ihr keine Angst machen.«
»Richtig«, sagte ich. »Sie arbeiten also nicht als Leibwächter für einen eingeweihten Klienten. Sie dürfen sich nicht blicken lassen. Was tun sie dann im Moment?«
Larison sagte: »Sie überlegen sich, wie wir vorgehen würden. Wo wir uns annähern. Wie. Und danach halten sie Ausschau.«
Ich nickte. »Und wir halten jetzt Ausschau nach ihnen.«
Mehr gab es nicht zu sagen. Vielleicht überschätzten wir Horton. Oder unsere Vorsicht war angebracht, aber er verfügte nach der Sache in Washington nicht mehr über genügend Leute. Wie auch immer, wir mussten die Anwesenheit eines Gegners voraussetzen. Und uns dementsprechend vorsichtig an Kei heranmachen.
Treven und Larison machten sich auf den Weg. Sie nahmen einen Zimmerschlüssel mit, ich behielt den anderen. Meine Aufgabe nahm am wenigsten Zeit in Anspruch, also würde ich als Erster zurück sein und Dox hereinlassen.
Ich fand einen Münzwaschsalon auf der Lincoln, nur ein paar hundert Meter vom Hotel entfernt. Eine Frau mit Kopftuch faltete ihre Wäsche neben einem der Trockner zusammen. Die anderen Kunden warfen ihr misstrauische Seitenblicke zu. Mich beachteten sie kaum.
Ich verteilte die Kleidung auf ein paar Maschinen und während ich darauf wartete, dass der Waschzyklus durch war, benutzte ich das WiFi des Salons, um das Bulletin-Board auf der sicheren Website zu checken. Es gab eine Nachricht von Kanezaki:
Die Umgebung von Washington ist abgeriegelt. Alle Sprecher lassen die übliche ›Keine Sorge, wir haben alles unter Kontrolle‹-Routine ablaufen, aber hinter den Kulissen herrscht roter Alarm, Panikstufe. Man geht davon aus, dass Sie sich noch in der Stadt aufhalten, das ist schon mal gut. Ich hoffe, Sie sind inzwischen sehr weit weg.
Es wird jetzt täglich mit einer großen Ansprache des Präsidenten gerechnet. Ich weiß nicht, was er ankündigen wird. Aber ich weiß, wenn es noch ein paar Anschläge mehr gibt, dreht das Land vollständig durch. Es scheint, als wären wir am Kipppunkt angelangt.
Wir brauchen einen Weg, um an Horton heranzukommen. Rufen Sie mich an.
Ich schrieb zurück:
Wir arbeiten daran. Weiß in etwa vierundzwanzig Stunden mehr. Rufe dann an.
Als die Wäsche fertig war, trug ich sie zum Motel zurück und wartete im Zimmer. Dox kam als Erster wieder. Grinsend wie üblich warf er zwei große Papiertüten mit Einkäufen aufs Bett, griff in eine hinein und brachte vier Handys und Ohrhörer zum Vorschein.
»Mission erfüllt«, sagte er. »Habe sie bei drei verschiedenen Händlern mit zwei Sätzen falscher Papiere gekauft, also sollten sie unaufspürbar bleiben, solange wir sie brauchen. Was von Larison und Treven gehört?«
Ich schüttelte den Kopf. »Noch nichts. Was ist in der anderen Tüte?«
Er fing an, den Inhalt auszubreiten. »Exotischer Fruchtsalat, grüner Salat, verschiedene leckere Wraps, ein paar Proteindrinks, das Übliche. Dazu ein Sixpack Red Bull, ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich bin von der Fahrt noch ein bisschen ausgepumpt.«
Ich nahm einen der Fruchtsalate. »Sehr vorausschauend von dir.«
»Tja, nachdem du Waschdienst hattest, war es das mindeste, was ich tun konnte. Hast du meine weißen Hemden gestärkt und die Farbwäsche extra bunt gespült?«
Ich lachte leise. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher