Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
gab ihm zwanzig Mäuse für seinen Stapel, dann lief Treven hinter dem Postboten her.«
»Sagte ihm, dass ich in der Nachbarschaft Werbung machen wollte«, übernahm Treven wieder. »Gab ihm zweihundert Mäuse, damit er mich die Handzettel zwischen seine Postbündel stecken ließ. Er sagte, das könne er auch selbst tun, aber ich antwortete, he, woher soll ich wissen, dass Sie sie nicht einfach wegschmeißen? Lassen Sie mich das machen, es dauert nur eine Minute.«
»Der Pizzatyp und der Postbote, die haben Sie gesehen?«, fragte ich. »Könnten sich an Sie erinnern? Sie beschreiben?«
Treven schüttelte den Kopf. »Wir trugen Sonnenbrillen. Außerdem, und wenn schon? Der Postbote müsste zugeben, dass er sich hat bestechen lassen, und der Pizzajunge, dass er seine Handzettel lieber verkauft hat, statt sie zu verteilen. Selbst wenn jemand eine Verbindung zwischen den Handzetteln und Keis zeitweisem Verschwinden herstellen sollte, diese zwei würden sich da nicht hineinziehen lassen wollen.«
»Im Übrigen«, meinte Larison, »erfährt niemand außer Hort, dass Kei vermisst wird. Die Polizei wird nicht ins Spiel kommen. Und selbst wenn, hätten sie keine weiteren Anhaltspunkte. Außerdem ist eine Einmischung der Polizei, sogar des FBI, so ziemlich das geringste unserer Probleme.«
Er hatte recht. »Und? Wie lautet ihre Adresse?«
»Es ist ein hübscher kleiner Bungalow in der Selma Avenue«, antwortete Treven. »Wie schon gesagt, vielleicht ist das gar nicht so wichtig, denn ich glaube, an der Bushaltestelle haben wir die besseren Karten. Aber es war gut, dass wir uns vergewissert haben, dass sie heimging und nicht etwa zu einer Freundin unterwegs war. Wir zeigen es Ihnen gleich auf Google-Maps. Es sieht so aus, als hätte sie von der Familie, der das Haus gehört,ein Zimmer gemietet. Aber egal. Die Hauptsache ist, dass wir wissen, wann morgen früh der Unterricht anfängt, wo ihre Bushaltestelle liegt und dass es bis dorthin ein sechsminütiger Spaziergang durch eine hübsche, ruhige Straße ist. Mit etwas Glück setzt sie auch noch ihre Ohrhörer auf.«
Wir waren einen Augenblick lang still. Dox sagte: »Okay, ich habe uns erfolgreich mit Nahrung und Telefonen versorgt und Mister Rain hier hat freundlicherweise unsere stinkende Wäsche gereinigt. Aber ich glaube, der Tagessieg geht an Sie.«
»Ohne uns auf saubere Kleider und etwas zu Essen freuen zu können, hätten wir es nicht geschafft«, sagte Treven und wir lachten alle.
»Das klingt vielversprechend«, meinte ich. »Aber es gibt ein paar Dinge zu bedenken. Und ein paar, die wir noch erledigen müssen.«
Sie sahen mich an.
»Abgesehen von den potenziellen Gegnern«, sagte ich, »das erste Seminar an der UCLA beginnt wann, zehn Uhr? Wie früh genau müssen wir in Stellung sein?«
»Nicht später als acht«, meinte Treven. »Eher früher.«
»Richtig«, sagte ich. »Und wenn wir das denken, denken Hortons Jungs es sich auch. Genau danach werden sie Ausschau halten.«
»Sonnenaufgang«, sagte Larison. »Oder noch eher.«
»Einverstanden«, antwortete ich. »Der Schlüssel wird sein, wesentlich früher vor Ort zu sein, als für eine Entführung Keis vernünftigerweise nötig ist – denn Hortons Jungs erwarten, dass wir hinter Kei her sind, während wir in Wirklichkeit sie jagen.«
»Es ist in jedem Fall sinnvoll«, sagte Dox. »Ich meine, wir wissen wirklich nicht allzu viel über ihren Tagesablauf. Geht sie gerne in der Frühe joggen? Vielleicht trifft sie sich mit einem Freund zum Frühstück auf dem Campus oder sie lernt in der Bibliothek. Wir haben sie für gerade mal vierundzwanzig Stundenunter Beobachtung, alles wäre möglich. Also können wir uns auf eine so exakte Zeitplanung sowieso nicht verlassen. Je früher wir in Stellung sind, desto besser, vorausgesetzt, wir finden gute Verstecke.«
Gesprochen wie ein wahrer Scharfschütze, dachte ich. Seinem Ziel aufzulauern, war Dox zur zweiten Natur geworden. Ich vermutete, ein Teil von ihm genoss es sogar.
»Also gut«, sagte ich, »wir müssen auf unseren Positionen sein, bevor es hell wird. Als Erstes will ich mich persönlich in der Gegend umsehen. Diskret. Vielleicht mit dem Fahrrad. Ich meine, wer wirkt auf einem Fahrrad schon verdächtig?«
Larison sagte: »Was noch?«
»Wir brauchen ein Fahrzeug. Der
U-Haul
-Laster ist ansonsten eine gute Tarnung. Aber wenn jemand Zeuge der Entführung wird, würde er sich an den Umzugslaster erinnern, und das wäre wie eine gigantische Leuchtreklame
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