Die Einheit: Thriller (Tokio Killer) (German Edition)
schätze, du musst es nehmen, wie es kommt, aber wenigstens riecht alles sauber.«
»Lass mich dir eine Frage stellen«, meinte er. »Ein bisschen Off-Topic. Wir schnappen uns also Mimi Kei. Und erzählen dem alten Horton, dass wir sein Töchterchen beschädigen müssen, wenn er nicht die Diamanten rausrückt und mitspielt. Aber was, wenn wir uns täuschen? Was, wenn er nicht nachgibt? Wie weit sind wir bereit zu gehen? Ich meine, schicken wir ihm einen Finger? Ein Ohr? Was tun wir?«
Ich nickte. »Ich weiß. Ich habe auch schon darüber nachgedacht.«
»Ich will jetzt nicht klingen, als würde ich langsam weich, aber ich habe einige Erfahrung damit, wie es ist, als Geisel festgehalten zu werden, wobei ›Geisel‹ in diesem Fall Waterboarding, Elektroschocks an meinen legendären Genitalien und die Drohung bedeutete, besagte Genitalien mit einem scharfen Instrument abzutrennen, falls ein gewisser Jemand nicht auf die Bedingungen meiner Entführer einging. Kommt dir das irgendwie bekannt vor?«
Er sprach von Hilger, der Dox entführt hatte, um damit an mich heranzukommen. Es war nicht nach Hilgers Plänen gelaufen, aber Dox hatte trotzdem gelitten.
»Ja«, sagte ich. »Ich weiß, was du meinst.«
»Ich will nur sagen, ganz unter uns, dass mir der Gedanke nicht gefällt, einem Mädchen wehzutun, das mit der ganzen Sache nichts zu tun hat. Ich meine, mein Daddy hat mir beigebracht, dass es ganz in Ordnung ist, wenn Gentlemen sich gegenseitig abmurksen, vorzugsweise mit Schusswaffen, aber die Ladys muss man respektieren. Mir ist schon klar, wie bescheuert das für euch moderne, gleichberechtigte, selbstverwirklichte Killer klingen muss, aber ich bin eben so aufgewachsen.«
»Sprich weiter.«
»Und ich weiß, dass du auch so eine ›Keine Frauen und Kinder‹-Regel hast.«
»Ja.«
»Dann … bluffen wir also nur?«
Ich nickte. »Aber ich denke, wenn Horton klar wird, dass Larison an der Sache beteiligt ist, wird er nichts riskieren wollen.«
»Tja, aber genau da liegt das Problem. Schau, ich glaube nicht, dass Larison blufft. Ich denke, dieser Mann – ohne respektlos erscheinen zu wollen, denn er ist ein verdammt fähiger Hurensohn –, ich denke, er ist ein bisschen … Nun, wie soll ich es ausdrücken? Weißt du, manche Hunde, große Hunde, sie könnten dich umbringen, aber sie tun’s nicht, weil sie gute Hunde sind. Du kannst ihnen vertrauen. Andere Hunde, die sehen dich an, und du hast keine Ahnung, was zum Teufel in ihrem Kopf vorgeht. Oder was sie tun werden. So kommt Larison mir vor. Ich bin nicht einmal sicher, dass er selbst es weiß.«
Ich fand es interessant, dass sie sich gegenseitig in Hundekategorien beschrieben. Aber ich behielt den Gedanken für mich.
»Horton deutete an, dass Larison zu viel zu verbergen hat«, sagte ich. »Dass in ihm Aufruhr herrscht.«
»Na ja, Scheiße, aber jeder hat doch etwas zu verbergen.«
»Du auch?«
Er grinste. »Bloß, dass ich auf Zwerginnen stehe. Aber erzähl’s keinem weiter.«
»Du und ich, wir verstehen uns«, sagte ich. »Okay, soll Larison denken, was er will, denn je mehr Angst Horton hat, desto besser. Aber wir werden nicht zulassen, dass er dem Mädchen wehtut. Bevor es soweit kommt, stoppen wir ihn.«
Er nickte. »Danke. Ich war zu demselben Schluss gekommen. Wollte nur sichergehen.«
Wir klaubten unsere eigenen Kleider aus dem Haufen sauberer Wäsche und aßen etwas von den Vorräten, die Dox mitgebracht hatte. Dann machte er ein Nickerchen, während ich mit der Supergrade in der Hand die Tür bewachte. Ich sah zu, wie der Winkel des Sonnenlichts an den Vorhängen immer spitzerwurde, und immer noch keine Spur von Larison oder Treven. Dox wachte auf und jetzt war ich mit Schlafen dran, während er Wache hielt.
Kurz nach sechs weckte mich ein dreimaliges, scharfes Klopfen augenblicklich aus einem leichten Schlaf. Ich bezog auf einer Seite der Tür mit erhobener Supergrade Stellung, während Dox öffnete. Es war Larison.
»Treven ist unterwegs«, sagte er. »Gute Neuigkeiten. Warten wir, bis er hier ist, bevor ich berichte. Ist das etwas zu Futtern? Ich bin am Verhungern.«
Er schnappte sich einen Wrap und schlang ihn hinunter. Treven erschien fünfzehn Minuten später. Während er auch etwas aß, erzählte Larison.
»Wir sind online gegangen«, sagte er, »und fanden heraus, dass es nur vier Ferienkurse an der Filmakademie gibt. Und nur einen über Drehbuchschreiben, was ihr Ding ist. Also haben wir das Gebäude ausgespäht, wo er
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