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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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sie wieder im Wagen saßen.
    »Dazu kann ich nicht viel sagen.«
    »Das ist aber sehr vorsichtig formuliert.«
    »Aber wenn es potentielle Verdächtige gibt …«
    »Du denkst, du verschwendest deine Zeit mit den Oxleys, wie?«
    »Ich weiß, dass ich meine Zeit mit den Oxleys verschwende. Sie werden nie mit mir reden. Allmählich komme ich mir wie ein Aussätziger vor.«
    »Keine Angst«, tröstete ihn Fry. »Dafür werden die Renshaws nur allzu gern mit dir reden. Allerdings nur über ein Thema.«
     
     
    Fry stellte Howard und Sarah Renshaw Detective Constable Cooper vor, und Cooper durfte neben Edgar, dem Bären, auf der Couch Platz nehmen.
    »Kann ich Ihnen eine Frage stellen, auch wenn sie Ihnen vielleicht nicht sehr wichtig erscheinen mag?«, fragte Fry.
    Howard Renshaw lächelte matt. »Man hat uns schon so viele Fragen gestellt, dass wir kaum noch sagen können, was wichtig ist und was nicht. Fragen Sie.«

    »Sie haben mir von Ihrem Haus in Marple erzählt und wie gern Sie dort gewohnt haben …«
    »Ja.«
    »Soweit ich gehört habe, ist das eine sehr angenehme Gegend. Nette Nachbarn, gute Schulen, mitten auf dem Land, aber doch nah genug, um ohne großen Aufwand nach Manchester oder Sheffield zu kommen. Sie sagten, Sie hätten dort viele Freunde gehabt.«
    »Stimmt. Aber was wollten Sie mich fragen?«
    »Was, um alles auf der Welt«, fragte Fry, »hat Sie dazu bewogen, nach Withens zu ziehen?«
    Sarah lachte. »Tja, zuallererst müssen Sie bedenken, dass das über zwanzig Jahre her ist. Da war Emma noch sehr klein, und wir waren andere Menschen.«
    »Wir waren zwanzig Jahre jünger«, sagte Howard. »Ich denke, das hat eine Menge damit zu tun.«
    »Ja, da haben Sie Recht.«
    Howard hockte auf der Lehne von Sarahs Sessel. Fry hätte eigentlich erwartet, dass sie seinen Arm berührte oder seine Hand hielt. Noch vor kurzem wäre diese Geste normal gewesen. Aber Sarah tat nichts dergleichen. Stattdessen strich sie ihren Rock glatt und legte ihre Hände in den Schoß.
    »Withens ist eine Welt für sich«, sagte sie. »Das ist das Besondere daran. Als wir das erste Mal hier waren, sahen wir sofort, dass Withens nichts mit den anderen Pendlerdörfern zu tun hat, die wir bis dahin kannten. Es ist viel authentischer . Verstehen Sie, was ich damit meine?«
    »Nicht genau.«
    »Und außerdem hatte der Ort etwas Spirituelles an sich. Die geeignete Umgebung, um ein Kind aufzuziehen.«
    Fry warf Cooper einen verstohlenen Blick zu. Seine Miene sagte ihr, was sie wissen wollte. Vielleicht dachte er gerade an die Oxleys und hatte Probleme, sich die besondere Spiritualität des Dorfes zu vergegenwärtigen.

    »Wir haben uns auf den ersten Blick in Withens verliebt«, erklärte Howard.
    »Tatsächlich?«
    »Es war Sommer, als wir das erste Mal hierher kamen«, fügte Sarah hinzu.
    »Ja?«
    »Im Winter kann es durchaus anders aussehen.«
    Sarah lachte über die Bemerkung ihres Mannes. »Wir waren so was von naiv. Als Erstes fiel uns nichts Besseres ein, als die große Steinmauer hinter dem Haus abzureißen. Die war bestimmt drei Meter hoch. Wir konnten einfach nicht verstehen, warum die jemand dorthin gebaut hatte. Sie schien überhaupt keinen Sinn zu haben, jedenfalls nicht in der Höhe.«
    »Wir machten noch unsere Witze darüber, wie hoch die Schafe im neunzehnten Jahrhundert springen konnten.«
    » Du hast Witze darüber gemacht«, sagte Sarah.
    »Auf jeden Fall versperrte eine Mauer in der Höhe den Ausblick vom Haus auf das Tal. Also haben wir sie abgerissen.«
    »Und die Aussicht war besser«, erzählte Sarah. »Wenigstens eine Zeit lang.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Dann kam der Winter. Und der Schnee.«
    »Und dann wurde uns klar, weshalb dort eine drei Meter hohe Mauer gestanden hatte.« Howard lachte. »Genauso hoch häuften sich nämlich die Schneeverwehungen. Der Nordwind trug den Schnee vom Tal herab, und wir waren der erste Ort, an dem es in diesem Winter schneite. Und da wir die Wand abgerissen hatten, wurde der Schnee gegen das Haus geweht, statt von der Mauer aufgehalten zu werden.«
    »Am ersten Morgen mussten wir uns den Weg durch die Tür erst freischaufeln.«
    »Das war aber auch ein besonders harter Winter«, meinte Howard. »So etwas gibt es eben nur in Withens – man wird das Gefühl nie los, dass jederzeit etwas Außergewöhnliches passieren
kann. So als würde die Natur nur darauf warten, einem hin und wieder einen kleinen Schubs zu geben, wenn man sie mal zu vergessen scheint.«
    »Und das

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