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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Aber Sie machen mit, oder?«
    »Nun, ich bin nicht sicher, ob das in meiner Position angebracht ist, Eric.«
    Trotz seiner zweifelnden Worte spürte Alton, wie sich Unruhe in ihm breit machte. In seinem Unterleib fühlte es sich warm und wohlig an, als wäre er sexuell erregt. Er versuchte, sich zu beruhigen, und hoffte, dass den Oxleys seine Reaktion entgangen war. Aber als er Scott einen kurzen Blick zuwarf, sah er das Grinsen auf dem Gesicht des jungen Mannes.
    »Ich bin schließlich Geistlicher der Kirche von England«, wandte Alton ein.
    »Und wir sind Mitglieder Ihrer Gemeinde«, entgegnete Eric. »Sie werden uns diese Bitte doch nicht abschlagen? Das ist wichtig für die Dorfgemeinschaft. Sie reden doch ständig darüber, wie wichtig das ist.«
    »Ja, sicher.«
    Lächelnd brachte Lucas einen dicken Schwarzdornstock zum Vorschein, den er unter seiner Jacke versteckt hatte, und streckte ihn dem Pfarrer hin.
    Da meldete sich der Alte zu Wort. »Die Dunkelheit und das
Licht«, sagte er. »Werden Sie die Dunkelheit oder das Licht sein?«
     
     
    »Du wirst das doch nicht tun, oder?«, fragte Ben Cooper. »Ich meine, du wirst mit den beiden doch nicht zu einem Hellseher gehen, Diane?«
    »Bist du verrückt? Lieber würde ich zehnmal hintereinander Emma Renshaws schwülstige Gedichte lesen. Außerdem glaube ich nicht, dass die Renshaws mich dabeihaben wollen. Die halten dich für den Sensibleren von uns beiden.«
    »Aha.«
    »Was hast du denn gedacht, Ben? Keine Lust, dich als Wahrsager zu betätigen? Einmal klopfen bedeutet ja, zweimal nein? Ich kann mir das richtig vorstellen. Die Renshaws würden dir aus der Hand fressen. Die würden dir alles glauben.«
    »Wie dem Hellseher.«
    »Ja, wie dem verdammten Hellseher. Ich glaube, jetzt sind die beiden endgültig durchgedreht.«
    »Endgültig?«
    »Na ja, auf einem gewissen Niveau funktionieren sie noch. Aber sie haben völlig den Bezug zur Realität verloren und leiden unter Wahnvorstellungen. Irgendwann stellen sie eine Gefahr für sich selbst dar.«
    »Genauso haben die Verkehrspolizisten, die sie in der Unterführung aufgegriffen haben, das bezeichnet, als Fall von Selbstgefährdung.«
    »Na also. Und dann ihre ewigen kleinen Rituale … Die dienen doch alle nur dazu, die Renshaws in ihrer Überzeugung zu bestärken, dass ihre Tochter eines Tages wieder heimkommen wird. Wie Mrs Renshaw sagte: ›Man muss daran glauben.‹ Ich glaube, ihre größte Angst ist es, dass sie irgendwann mal zu zweifeln anfangen. Und sobald das der Fall ist, bröckelt die Fassade. Wenn ihre Wahnvorstellungen sich auflösen, brechen die Renshaws zusammen.«

    »Wie brüchig sind ihre Illusionen denn bereits?«
    »Im Moment scheinen sich die Renshaws noch gegenseitig in ihrem Glauben zu bestärken. Aber falls Emma Renshaws Leiche gefunden wird, dann natürlich …«
    »Dann würde sie das brutal in die Realität zurückholen.«
    »Es würde ihnen auch ihre Hoffnung rauben. Das Einzige, das sie noch am Leben hält.«
    »Man hat ihnen doch sicher psychologische Betreuung angeboten.«
    »Mehrere Male. Sie haben sogar einige Sitzungen hinter sich gebracht, aber irgendetwas gab es immer, das ihnen nicht gepasst hat. Der Therapeut hat von Loslassen, von Abschließen gesprochen. Aber damit können die Renshaws natürlich nichts anfangen. Wie können sie loslassen, wenn Emma bald nach Hause kommt?«
    »Ich bin überzeugt, dass Emmas Leiche eines Tages gefunden wird. Du nicht auch? Die Umstände sehen mir nicht nach einem freiwilligen Verschwinden aus.«
    »Mag sein. Aber manche Opfer werden nie gefunden.«
    Cooper schüttelte sich. »Wie lange halten die Renshaws noch durch?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Fry. »Aber ich möchte nicht diejenige sein, die es herausfindet.«
    »Verstehe ich.«
    »Was ist mit den Oxleys? Die sind doch hoffentlich ein bisschen handfester.«
    »Was ich vorhin bei den Renshaws sagte, habe ich ernst gemeint. Meinem Eindruck nach stehen die Oxleys für Withens. Sie könnten nie woanders leben. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Oxleys von Withens nach Marple ziehen würden, wie die Renshaws das getan haben.«
    Fry überlegte. »Mir sind die Gründe der Renshaws für ihren Umzug immer noch nicht klar.«
    »Weil Withens viel authentischer war, Mann.«

    »Das ist es ja – das klingt mir viel zu sehr nach New Age. Zu sehr nach Dreadlocks und Dope, wenn du verstehst, was ich meine. Die Renshaws sind doch keine

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