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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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ist es, was Withens so authentisch macht?«, fragte Fry skeptisch.
    »Das ist eines der Dinge«, erklärte Howard. »Unserer Ansicht nach sollte ein Kind in dem Wissen um die Natur und die Jahreszeiten aufwachsen. Und ich denke, wir hatten Recht. Emma ist durch und durch ein Landmensch mit einer besonders engen Beziehung zur Natur.«
    »Sie sagten, eines der Dinge. Welche denn noch?«
    »Die Menschen natürlich. Sie sind wunderbar.«
    Fry starrte ihn entgeistert an. »Äh, wie bitte? Wir reden hier immer noch von Withens, oder?«
    »Finden Sie nicht, dass die Menschen hier wunderbar sind?«
    »Detective Constable Cooper kennt sie besser als ich.«
    »Interessant sind sie«, erwiderte Cooper. »Das steht außer Zweifel. Und bei einigen könnte ich mir tatsächlich nicht vorstellen, dass sie an einem anderen Ort leben könnten.«
    Das Ehepaar Renshaw sah ihn an, als hätte er etwas sehr Tiefgründiges gesagt.
    »Ich habe versucht, Sergeant Fry zu überreden, zu unserem Emma-Tag zu kommen«, fuhr Howard fort. »Sie schauen doch auf einen Sprung vorbei, Sergeant, ja?«
    Fry suchte nach einer Ausrede, aber ihr fiel keine ein. Sarah machte sich ihr Zögern sofort zunutze.
    »Natürlich. Sie müssen beide kommen. Wir brauchen jede Unterstützung, die wir kriegen können. Also, enttäuschen Sie uns nicht.«
    »Es wäre wirklich wundervoll«, sagte ihr Mann. »Wir sind Ihnen dankbar für alles, was Sie für uns tun.«
    Fry machte Anstalten, den Kopf zu schütteln, aber Sarah Renshaw hatte ihren traurigen Blick auf sie gerichtet.
    »Sie müssen Detective Cooper unbedingt mitbringen«, bat
sie. »Ich bin sicher, er wird Emmas Arbeiten zu schätzen wissen.«
    »Bei schönem Wetter planen wir im Garten eine kleine Ausstellung«, erklärte Howard. »Unten in Emmas Ecke.«
    »Was ist das?«
    »An Emmas achtzehntem Geburtstag wollten wir dort einen Baum pflanzen. Es sollte etwas sein, das mit ihr zu tun hat, und die Buddleia war von jeher Emmas Lieblingspflanze, weil sie so gut duftet und weil ihre Blüten im Sommer die Schmetterlinge anziehen. Deswegen sagt man auch Schmetterlingsflieder dazu.«
    »Mag sein«, erwiderte Fry, deren Erfahrung als Gärtnerin sich auf die Aufzucht von wild wucherndem Löwenzahn im Blumenkasten beschränkte.
    »Am ersten Jahrestag ihres Verschwindens haben wir dann einen weiteren Strauch gepflanzt, und auch an ihrem Geburtstag. Und im Jahr darauf wieder dasselbe. Jetzt steht da unten im Garten ein richtiges kleines Gebüsch – auch ein Teil von Emma.«
    »Es ist wichtig, solche Tage in irgendeiner Form zu feiern. Der Tag, an dem sie heimkommen sollte, fühlte sich ein bisschen wie Ostern an.«
    »Ostern? Nicht wie Pfingsten, das Fest der Auferstehung?«
    »In gewisser Weise. Wenn wir an dem Tag nur fest genug an Emma denken, könnte sie tatsächlich durch diese Tür treten und sich dafür entschuldigen, dass es so lange gedauert hat, bis sie nach Hause kam. Aber natürlich ist das bisher noch nicht passiert. Vielleicht nur deswegen, weil wir es uns nicht intensiv genug gewünscht haben. Was meinen Sie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Leicht errötend wechselten die Renshaws einen raschen Blick. Beiden standen mittlerweile die Tränen in den Augen.
    »Denkst du, was ich denke?«, sagte Sarah zu ihrem Mann.
    »Es wäre der ideale Zeitpunkt, um Kontakt herzustellen«, erwiderte er.

    Fry dachte, es ginge immer noch um mögliche Unterstützung und Hilfe. Es war zwar merkwürdig formuliert, aber bei den Renshaws war vieles merkwürdig.
    »Ja, das würde Ihnen doch auch helfen, oder nicht?«, sagte Sarah.
    »Sorry, aber was würde uns helfen?«
    »In Kontakt zu treten.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen. Mit wem in Kontakt treten?«
    »Mit der Anderen Seite, natürlich.«
    »Wir dachten uns, wenn Sie schon hier sind, wäre das doch die ideale Gelegenheit für eine Séance«, erklärte Howard.
    »Wir haben ein Medium konsultiert und mit einem Pendel versucht, Emma zu lokalisieren«, sagte Sarah. »Da Emma selbst an mystischen und übernatürlichen Dingen interessiert ist, erschien uns das nur folgerichtig. Wenn wir eine Séance abhalten, können Sie sie selbst fragen, was Sie wissen wollen.«
    Alle schwiegen betreten. Fry wünschte sich, Cooper würde endlich etwas sagen. Warum hatte sie sich die Mühe gemacht, ihn mit hierher zu schleppen, wenn er jetzt nur herumsaß und sich alles anhörte, aber den Mund nicht aufbekam?
    Aber dann entschloss er sich doch, etwas zu sagen. Und Fry war ihm unendlich dankbar, dass er

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