Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
Vom Netzwerk:
alten Hippies, oder?«
    »Ich glaube nicht. Aber das ist bei den meisten Leuten nach so langer Zeit schwer zu sagen. Wenn sie keine langen Haare und Kaftane tragen und in kleinen Läden Kristallkugeln und Runen verkaufen, sehen sie aus wie alle anderen um die fünfzig. Irgendwann haben die meisten diese Phase überwunden – zumindest äußerlich.«
    »Ja. Äußerlich.«
    Cooper sah Diane an. »Ich weiß, dass die Renshaws mittlerweile völlig abheben, was Emma angeht, aber ich glaube nicht, dass die zwei jedes Mal kurz an einem Joint ziehen, wenn wir gerade nicht hinsehen.«
    »Nein.«
    »Was geht dir durch den Kopf, Diane?«
    »Ich überlege mir gerade, dass es sehr gefährlich sein kann, wenn Leute alles glauben, was man ihnen sagt. Gefährlich – oder aber sehr praktisch.«
     
    Sie fuhren auf den Parkplatz in Withens. Fry schaltete den Motor aus, und sie blieben noch ein paar Minuten sitzen und ließen den Blick über die quadratischen Steinhäuser, den Kirchturm hinter den Eiben und über die Silhouette schwarzer Hügel schweifen.
    Cooper kam es vor, als wären die Berge jedes Mal, wenn er hierher kam, ein wenig näher gerückt und ließen Withens noch beengter und noch vergänglicher erscheinen. Was hatte Tracy Udall gesagt? Withens war kein Ort, der sich lange halten würde. Aber dafür gab es ihn schon erstaunlich lange. Mitte des neunzehnten Jahrhunderts war Withens eine Barackensiedlung für Bauarbeiter gewesen, aber die Gehöfte hatten mit Sicherheit schon zuvor hier gestanden.Weshalb wirkte das Dorf dann so provisorisch?

    Cooper hätte gern gewusst, wo genau sich die Barackensiedlung befunden hatte. Wo hatten fünfzehnhundert Straßenbauarbeiter unter solch grauenvollen Bedingungen gehaust? War es hier gewesen, wo jetzt das Dorf sich ausbreitete? Oder weiter unten an der Straße, hinter der Kirche zwischen Adlerfarnen und Torfmoor?
    »Triffst du dich hier mit Constable Udall?«, fragte Fry.
    »Nein, bei der Kirche.«
    »Wie ist sie so?«
    »Sehr vernünftig. Engagiert. Eine gute Polizistin.«
    »Wie schön. Ich denke, du solltest bei den Oxleys nicht locker lassen. Ich glaube nicht, dass du deine Zeit vergeudest.«
    »Du meinst, wenn wir tief genug graben, stoßen wir auf eine Verbindung zu Emma Renshaw?«
    »Ben, wenn du herausfinden würdest, was es mit diesen geschwärzten Gesichtern auf sich hat, wären wir schon einen Schritt weiter.«
    »Neil Granger hat die Schminke vielleicht als nächtliche Tarnung benutzt. Das ist schließlich nur Theaterschminke. Die kann sich natürlich jeder besorgen, aber wenn er sie ohnehin wegen der Proben dieser Tanzgruppe zur Hand hatte -«
    »Genau, diese Tanzgruppe. Wie hieß sie noch mal?«
    »Die Border Rats.«
    »Ein seltsamer Name.«
    »Granger war an dem Abend, bevor er ermordet wurde, bei einer Probe«, sagte Cooper. »Hier im Dorf-Pub, im Quiet Sheperd.«
    »Warst du schon dort?«
    »Nein.«
    Der Bus der Verkehrsbetriebe von Yorkshire bog auf den Parkplatz ein und drehte seine Runde. Heute saßen drei alte Damen im Bus. Desinteressiert starrten sie auf Cooper und Fry hinunter. Keine von ihnen machte Anstalten, auszusteigen, und der Fahrer gab Gas und fuhr weiter.

    »Also«, sagte Fry. »Was hast du für einen Eindruck von den Renshaws?«
    Cooper zögerte. »Howard«, begann er. »Was macht er eigentlich? Ich meine, womit verdient er seinen Lebensunterhalt?«
    »Er ist mittlerweile in Rente. Aber er war Verkaufsleiter einer Firma für Stahlveredelung in Sheffield. Soviel ich weiß, ein sehr erfolgreicher.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen.«
    »Wie meinst du das, Ben?«
    »Mir kam es einfach so vor«, sagte Cooper, »als versuchte Howard Renshaw, uns permanent etwas zu verkaufen. Und das hat er gut gemacht.«
    Fry seufzte, aber es klang nicht erleichtert. »Genau das denke ich auch«, erwiderte sie. »Ich hatte schon Angst, ich würde mir etwas einbilden.«
     
     
    Ben Cooper fühlte sich geschmeichelt, dass Diane Fry seine Meinung hoch genug einschätzte und sich die Mühe gemacht hatte, ihn zu den Renshaws mitzunehmen. Während sie im Wagen saßen und darauf warteten, dass der Regen überWithens nachließ, hatte er das Gefühl, Fry näher gekommen zu sein als je zuvor. Vielleicht bot sich ihm doch einmal die Chance, offen mit ihr zu reden. Das heißt, falls der richtige Zeitpunkt käme.
    »Übrigens, morgen muss ich dienstlich weg«, sagte Fry.
    »Ja? Irgendwohin, wo es schön ist?«
    »In die West Midlands. Ich muss mit Debbie Stark reden, der anderen

Weitere Kostenlose Bücher