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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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bei ihnen bin, tigern sie schon ungeduldig hin und her und machen mich dumm an, dass ich zu spät dran bin und so.Was ich aber nie bin, das muss ich jetzt schon mal sagen. Ich bin eigentlich immer pünktlich, ganz egal, wie mies das Wetter im Winter ist. Aber das wissen die gar nicht zu würdigen.«
    »Dann können die Renshaws es also kaum erwarten, dass die Post kommt?«
    »Genau.« Der Postbote schniefte. »Nur, so wie die immer reagieren, habe ich ihnen anscheinend noch nie das gebracht, was sie sich erhofft haben. Wahrscheinlich ist das auch meine Schuld.«
    »Und die Oxleys«, fragte Cooper. »Haben Sie schon mal Probleme mit dem Hund dort gehabt? Einem langhaarigen Schäferhund?«
    »Nein, mit dem habe ich nie Probleme«, antwortete der Briefträger. »Ich weiß, dass er da ist, aber die sperren den Hund immer hinten in den Hof. Die lassen das Vieh nie vor das Haus. Es sei denn, sie können jemanden wirklich nicht ausstehen.«
     
     
    Cooper war überrascht, als er auf dem Parkplatz einen Peak Park Ranger antraf. Das Dorf lag mitten im Nationalpark, auch wenn er das manchmal vergaß. Vermutlich war es hier in der
Gegend mehr die Landschaft aus Torfmoor und weniger das Dorf, das schützenswert und von Interesse war.
    Cooper stellte sich vor und stellte Fragen zu dem Feuer im Moor, das seit Freitagnacht gebrannt hatte.
    »Es gibt immer noch ein paar glimmende Stellen unter der Oberfläche«, erklärte der Ranger. »Die können auch noch eine Woche oder länger vor sich hin schwelen. Manchmal hält sich so ein Feuer im Moor monatelang. Wir können von Glück reden, dass wir nicht Sommer haben. Trotzdem haben wir da oben wieder ein paar Morgen Moorland verloren. Wenn das mit den Bränden und der Bodenerosion so weitergeht, werden wir in ein paar Jahren die ganze Landschaft hier verlieren.«
    »Ist es schon so schlimm?«
    »Haben Sie sich mal die Erosion angesehen? Das Moor verwittert, das Torfmoos stirbt, und die Torfschicht verschwindet bis auf den felsigen Untergrund.«
    »Ja, ich weiß.«
    Viele Tausende von Fußpaaren trampelten jedes Jahr neue Wege über die Hochebenen des Dark Peak, und das Wasser, das durch Hunderte von kleinen Schluchten und Kanälen strömte, schwemmte noch mehr Torfmoor fort. An manchen Stellen war das Moor bis auf sechs Meter weggespült. Das Wasser hatte tiefe Rinnen in die schwarze Oberfläche gegraben und spülte Jahr für Jahr mehr Torfmoor fort. Braun und nach Moor schmeckend, floss es in das Wassereinzugsgebiet und in die Reservoire.
    »Aber das eigentliche Problem ist der saure Regen«, fuhr der Ranger fort. »Jedenfalls auf lange Sicht.«
    »Tatsächlich?«
    »Seit Jahrzehnten fällt dieser Regen auf uns herab – seit Jahrhunderten. Seit die Fabriken in Manchester angefangen haben, ihre Schadstoffe in die Luft zu blasen. Der vorherrschende Wind weht die verschmutzte Luft in diese Richtung, und in höheren Lagen wird der Dreck wieder abgeregnet. Der saure
Regen killt das Moos. Und das Moos hat bisher die Oberfläche zusammengehalten. Jetzt fehlt das Moos, und das Torfmoor ist nackt und ungeschützt und wird Jahr für Jahr, Zentimeter um Zentimeter, weggewaschen. Irgendwann bestehen die Berge nur noch aus blankem Fels. Kein lila blühendes Heidekraut mehr im Sommer, keine Schafe, keine Moorschneehühner, keine Singvögel. Überhaupt keine wilden Tiere mehr. Das ist die Wirkung des sauren Regens.«
    »Und das Moor ist dem ungeschützt ausgesetzt, wie?«
    »Ganz recht. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es keine Moore mehr gibt. Und Brände wie dieser hier tragen natürlich ihren Teil dazu bei. Irgendein Vierzehnjähriger auf einem Schulausflug von Manchester war schuld an dem Feuer. Wir wissen nicht, ob er geraucht und die Kippe einfach weggeworfen oder ob er mit Absicht den Brand gelegt hat. Was meiner Ansicht nach ebenso wahrscheinlich ist. Aber ein Feuer zu löschen, das dauert Tage, und noch länger, es ganz zu ersticken. Das hier hat bereits über dreißig Morgen Moorland zerstört.Wieder dreißig Morgen weniger. Vielleicht ist der saure Regen nicht effektiv genug, und deswegen schicken sie uns aus Manchester schon ihre Kids, damit die Moore noch schneller kaputtgemacht werden.«
    »Das ist ein langfristiger Schaden, nehme ich an?«
    »Ich sagte doch ›zerstört‹, oder? Was denken Sie, wie lange es dauert, bis Torf entsteht?«
    Cooper zuckte die Schultern.
    »Zweihunderttausend Jahre. Selbst mal angenommen, uns gibt es bis dahin noch, werden wir keinen neuen Torf

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