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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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schaute ihm nach. Vielleicht war es Zeit, sich das Pub mal von innen anzusehen. Mit etwas Glück konnte er nach seiner Fahrt nach Sheffield einen kurzen Besuch dazwischenschieben.
    »Und? Haben Sie über den Jungen was herausgefunden?«, fragte der Ranger, als Cooper keuchend zu seinem Wagen zurückkehrte.
    »O ja«, erwiderte Cooper. »Jetzt weiß ich, dass er erst neun Jahre alt ist.«
     
    Das Haus in der Darlaston Road wurde mittlerweile natürlich von einer anderen Gruppe von Studenten bewohnt. Es war, als hätten Neil Granger, Alex Dearden und Debbie Stark nie existiert, geschweige denn Emma Renshaw.
    Aber Diane Frys Fantasie wurde davon angeregt, dass sie sich vor das Haus hinstellte und die Straße in Richtung Birmingham überblickte. Dabei fiel ihr nämlich auf, dass die nächste Bushaltestelle keine fünfzig Meter entfernt war. Sie stellte sich vor, wie Emma darauf zuging.
    Auch mit Gepäck hätte Emma die Entfernung leicht zurücklegen können. Aber hatte sie das getan? Oder hatte Neil Granger oder ein anderer sie mitgenommen? Wie sollte sie das je in Erfahrung bringen? Bereits damals waren keine Zeugen für Emmas letzte Fahrt gefunden worden.Wie sollte das jetzt, zwei Jahre später, der Fall sein?
    Dennoch durfte Fry nichts unversucht lassen. Sie und Gavin Murfin übernahmen je eine Straßenseite und versuchten, dem Gedächtnis der Passanten auf die Sprünge zu helfen, indem sie den Leuten Fotos von Emma zeigten.

    »Die meisten haben zu der Zeit noch gar nicht hier gewohnt«, klagte Murfin und überquerte die Straße, um sich bei Fry auszujammern. »Und selbst die, die vor zwei Jahren schon hier waren, schauen mich an, als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf.«
    »Ich weiß.«
    Fry betrachtete die fünfzig Meter Gehweg zwischen der Darlaston Road 360B und der Bushaltestelle so eindringlich, als versuchte sie, die Steinplatten des Wegs dazu zu bewegen, ihr ein Geheimnis zu verraten. Sich Emma hier vorzustellen, fiel ihr ebenso schwer wie in dem Gebiet, in dem man ihr Handy gefunden hatte.
    »Ich glaube, dass Emma von jemandem mitgenommen wurde«, sagte sie. »Aber von jemandem, den sie kannte. Nur, warum hat sie keinem der anderen erzählt, was sie vorhatte, Gavin?«
    Murfin zuckte die Schultern. »Vielleicht wollte sie nicht, dass die anderen was wussten von demjenigen, der sie abholte.«
    Noch während Fry auf die Bushaltestelle konzentriert war, verlangsamte ein beigefarben und blau gemusterter Doppeldeckerbus seine Fahrt, hielt an und versperrte komplett die Sicht auf das Haus.
    »Aber wer?«, fragte sie.

25
    B en Cooper musste sorgfältig manövrieren, um nicht an den Felsenbrocken entlangzuschrammen und sich Kratzer im Lack zu holen, als er in die Einfahrt zum Parkplatz des Quiet Shepherd einbog. Er hatte auch ohne das schon schlechte Laune.
    Zum einen war er nämlich überzeugt, dass der Antiquitätenhändler in Crookes einfach nur mal im Mittelpunkt hatte stehen wollen. Die angeblichen Hinweise, die er ihm gegeben hatte, würden sich bei näherer Überprüfung sicher als nutzlos erweisen. Nachdem er dem Händler endlich entkommen war, war Cooper aufgefallen, wie hungrig er war. Er hatte keine Ahnung, ob er in dem Pub in Withens etwas zu essen bekäme, und deswegen nahm er auf seinem Rückweg von Sheffield aus einem Laden an der Ecke ein Käsesandwich mit. Der Käse war fett und undefinierbar gewesen und lag ihm im Magen, als er den Quiet Sheperd erreichte.
    Im Innern des Pubs war es dämmrig. Der untere Teil der Wände war mit dunklem Holz verkleidet, darüber klebte eine noch dunklere Tapete in düsterem Blau. An den Wänden hingen gerahmte Schwarzweißfotografien, verschiedene Ansichten eines alten Bahnhofs mit an den Gleisen wartenden Zügen und dunklen, wie Mäuler aufgerissenen Tunneleinfahrten. Entweder Woodhead oder Dunford Bridge, vermutete Cooper.
    Doch das Erste, was Cooper auffiel, war der Lärm, der von einem Raum über der Bar herunterdrang. Ein unglaublicher Radau. Es hörte sich an, als würden mehrere Personen mit Fußtritten die Dielenbretter bearbeiten und sich dabei gegenseitig anschreien. Außerdem waren noch andere Geräusche zu
vernehmen, so als würde jemand das Mobiliar zertrümmern. Die Lampen in der Mitte des Barraums schwangen vibrierend hin und her.
    Der Wirt hinter dem Tresen polierte in aller Ruhe seine Gläser, offensichtlich unbeeindruckt von der Tatsache, dass über seinem Kopf seine Kneipe demoliert wurde. Cooper glaubte, aus dem Krach auch noch so etwas wie

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