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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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mehr entstehen sehen. Torf entsteht nämlich aus den nicht verrotteten Überresten von – raten Sie mal -, jawohl, von Torfmoos. Nein, wenn der Torf hier verschwunden ist, wird es keinen weiteren mehr geben.«
    »Kennen Sie Withens? Dort unten in Waterloo Terrace wohnt eine Familie, die mich interessiert – die Oxleys.«

    »Erzählen Sie mir nichts über die Oxleys. Ihre Sprösslinge lieben es, Feuer zu legen, damit sie die Sirenen hören und die Blaulichter der Löschzüge sehen können. Das bringt ein bisschen Abwechslung. Wenn wir kommen, erwartet uns immer schon eine kleine Menge aufgeregter Jugendlicher.Wahrscheinlich sind die Zündler unter den Zuschauern. Aber wir werden ihnen das nie nachweisen können.«
    »Am Ende der Straße steht ein ausgebranntes Haus«, sagte Cooper.
    »Ich erinnere mich daran. Es stand jahrelang leer und verfiel immer mehr. Schließlich war es so schlimm, dass niemand mehr Geld ausgeben wollte, um es wieder herzurichten, vermute ich. Die Kinder aus dem Dorf sind dort eingestiegen und haben es okkupiert, und dann hat es zu brennen angefangen. Wir wurden mehrere Male gerufen. Jedes Mal war etwas weniger von dem Haus übrig. Das Dach ist ziemlich bald eingestürzt, und danach galt es als nicht mehr gefährlich. Trotzdem brannte es immer wieder. Ich vermute, die Jugendlichen haben Holz dort hinaufgeschleppt und es angezündet, nachdem alle Balken,Türen und Fensterrahmen sich in Rauch aufgelöst hatten.«
    »Was ist eigentlich aus dem Brauch geworden, Holz für das Feuer am Guy-Fawkes-Day zu sammeln?«, fragte Cooper.
    »Sie machen wohl Witze. In welchem Jahrhundert leben Sie denn?«
    »Als ich ein Kind war, haben wir das noch gemacht. Und das ist noch nicht lange -«
    »Das war im letzten Jahrhundert, vermute ich.«
    »Dort, wo ich gewohnt habe, haben die anderen Kinder das nie gemacht«, fuhr Cooper fort. »Die haben andere das Holz sammeln und die Scheiterhaufen aufstapeln lassen. Dann haben sie sich angepirscht und den Haufen ein paar Tage vor dem Fünften in Brand gesteckt. Die hielten das für lustiger, als selbst zu sammeln.«

    Der Ranger sah ihn an. »Haben Sie selbst Kinder?«
    »Nein.«
    »Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie in ein paar Jahren so weit sind, und dann komme ich und halte Ihren Kindern einen kleinen Vortrag über die Sicherheit beim Feuermachen.«
    »Danke im Voraus.«
    Der Ranger blickte an Cooper vorbei und deutete auf etwas hinter ihm. »Schauen Sie sich den mal an.«
    Cooper drehte sich um. Es dauerte einen Moment, bis er registrierte, was er da sah. Ein kleiner Junge ging gebeugt an ihm vorbei und zog an einem Strick eine selbst gebastelte Karre hinter sich her. Laut polterten die Räder über das Pflaster, als er an ihnen vorbeifuhr. Die Karre war voller Stöcke, vielleicht ein paar Dutzend, alle einen Meter lang und sehr solide aussehend.
    »Halt mal an, Junge«, sagte Cooper.
    Aber der Junge war bereits ein paar Meter an ihm vorbei und steuerte bergabwärts den Quiet Sheperd an. Der Junge machte keinerlei Anstalten, stehen zu bleiben.
    Cooper folgte ihm. Dabei fiel ihm auf, dass er mit dem linken Bein humpelte, und er war sicher, Jake Oxley vor sich zu haben.
    »Wo willst du hin mit den Stöcken?«
    »Ins Pub«, sagte der Junge.
    »Wozu?«
    »Sie sind ein Bulle, oder?«
    »Ja. Was machst du mit diesen Stöcken?«
    »Das ist meine Sache. Das geht die Bullen nichts an.«
    »Vielleicht doch. Sag es mir, und wir werden sehen. Woher hast du die eigentlich?«
    Der Junge begann, schneller zu gehen, als er sich dem Parkplatz des Pubs näherte. Die Stöcke knallten aneinander, als die Karre über den Bordstein holperte. Cooper beeilte sich, mit ihm Schritt zu halten. Er spürte, dass der Ranger ihn beobachtete.

    »Bleib mal stehen, Junge. Ich will dich noch etwas fragen.«
    »Sie dürfen mich nicht ansprechen«, sagte der Junge. »Ich bin erst neun.«
    »So?«
    »Sie müssen mit meinem Vater reden.«
    »Und wer ist dein Vater?«
    »Das muss ich Ihnen nicht sagen. Ich muss Ihnen überhaupt nichts sagen. Ich bin erst neun.«
    Cooper fiel auf, dass das Humpeln den Jungen nicht sonderlich zu behindern schien.
    »Heißt du zufälligerweise Oxley?«, fragte er.
    »Ich werde Sie dem Jugendamt melden. Dann kriegen Sie Ärger. Sie dürfen nicht mit mir sprechen, weil ich schutzlos bin.«
    »Und weil du erst neun bist«, fügte Cooper hinzu.
    »Genau.«
    Der Junge fing zu laufen an, rannte quer über den Parkplatz und verschwand in einer Seitentür der Kneipe. Cooper

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