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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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länglich schmale Nasenöffnung, rechteckige Augensockel und einen ausgeprägten Brauenwulst.
    Cooper hörte zu lesen auf.
    »Diane -«
    »Ja«, sagte sie. »Es ist nicht Emma Renshaw. Die Leiche aus dem Friedhof ist männlich.«

    »Aber die Renshaws...«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Die verdammten Renshaws. Howard Renshaw hielt den Schädel in Händen. Er würde die Form erkennen, sagte er. Er wusste sofort, dass es der Schädel seiner Tochter war. O ja, und dann die Geschichte mit dem Trocknen ihrer Haare. Ich habe ihm tatsächlich geglaubt.«
    »Ich bin sicher, dass es ihm ernst war, Diane.«
    »Ernst? Der Mann ist unzurechnungsfähig. Sie beide sind es.«
    Cooper wandte sich wieder dem Bericht zu. Laut Aussage des Gerichtsmediziners handelte es sich bei den sterblichen Überresten um einen Mann Mitte zwanzig, der, grob geschätzt, um die eins achtzig groß gewesen war. Eine Bestimmung der Todesursache war nicht möglich. An der Leiche waren leichte postmortale Schäden festzustellen, zweifellos verursacht von Reverend Derek Alton und Howard Renshaw. Ganz zu schweigen von allen anderen, die die Gelegenheit genützt hatten, in dem flachen Grab des armen Teufels herumzustochern, ehe die ersten Polizisten eingetroffen waren, um die Fundstelle zu sichern. Womöglich hatte bereits ganz Withens die Gebeine in Händen. Cooper konnte sich direkt vorstellen, wie die Oxleys im Kreis um das Grab herumhockten wie eine Sippe hungriger Kannibalen.
    »Die Renshaws werden am Boden zerstört sein«, sagte er.
    »Zum Teufel mit den verdammten Renshaws«, fluchte Fry.
    Cooper blickte überrascht hoch, aber da hatte sie sich bereits abgewandt und war aufgestanden, ohne ihn anzusehen. Sie fasste sich nur kurz mit der Hand ans Gesicht, ehe sie den Raum verließ.
     
     
    Cooper zögerte und überlegte einen Moment zu lang, was er tun sollte. Dann eilte er den Korridor entlang hinter Fry her, bekam aber nur noch mit, wie die Tür zur Damentoilette zufiel.

    »Mist.«
    »Probleme, Ben?«
    Liz Petty war auf ihrem Weg zu den Räumen der Kriminalpolizei. Sie hatte ihre Kameratasche bei sich, blieb stehen und sah ihn neugierig an. Bestimmt wunderte sie sich, weshalb er so verzweifelt auf die Tür zur Damentoilette starrte, als wollte er unbedingt hinein. Petty warf rasch einen Blick auf das Zeichen an der Tür, um sicherzugehen.
    »Nein«, erwiderte Cooper. »Es ist alles in Ordnung.«
    Aber nichts war in Ordnung. Hätte er Diane Fry nicht besser gekannt, hätte Cooper geschworen, dass Howard Renshaw näher daran gewesen war, Fry zu Tränen zu reizen, als sie jemals zugegeben hätte.

33
    M it einem Summton schob sich die Tür der Doppelgarage nach oben und glitt in die Schiene unter dem Dach. Diane Fry schaute auf das Nummernschild des Audis, der neben dem Volvo-Kombi der Renshaws geparkt war.
    »Ich dachte, Sie sagten, dieser Wagen sei zwei Jahre alt, Mrs Renshaw?«
    Sarah Renshaw wirkte verlegen und schüttelte den Kopf, als verstünde sie die Frage nicht. Fry wandte sich an Howard.
    »Das ist eine ›T‹-Registrierung«, sagte sie. »Das heißt, dass er 1999 zugelassen wurde.«
    »Ja.«
    »Dann ist der Wagen keine zwei Jahre alt.«
    »Also, er war es...«
    »Natürlich war er es«, erwiderte Fry, verärgert, dass man ihr die falsche Information gegeben hatte. »Aber jetzt nicht mehr, oder?«
    »Nein«, sagte Howard und errötete leicht.
    Fry sah ihn eindringlich an und fragte sich, was mit dem Mann nicht stimmte. Er verstand etwas von Autos und hatte das hier selbst gekauft. Nur sehr wenige Männer hätten sich über das Alter eines Wagens dermaßen getäuscht, vor allem, da das Zulassungssystem erst kürzlich geändert worden war. Statt des alten Systems, das aus Buchstaben bestand und mit einem »Y« endete, gab jetzt eine Ziffernfolge auf dem Nummernschild Auskunft über das Jahr der Erstzulassung eines Fahrzeugs.
    »Dieser Wagen hier hat eine ›T‹-Registrierung«, wiederholte sie. »Er ist also mindestens vier Jahre alt, Mr Renshaw.«
    Sie wartete auf eine Erklärung Renshaws, aber er schien
nicht gewillt zu sein, etwas dazu zu sagen, sondern bedachte den Audi mit dem zerknirschten Hundeblick, den sie zuvor bereits an ihm gesehen hatte. In dem Moment wurde Fry klar, wo das Problem lag. Der Wagen war zwei Jahre alt gewesen, als Emma Renshaw verschwand. Für ihre Eltern war der Wagen noch genauso alt, so wie Emma immer noch auf ihrem Nachhauseweg von Wolverhampton war. Es war, als hätte es diese beiden Jahre nicht gegeben.
    »Das

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