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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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viel gab es nicht, das sich zu stehlen lohnte. Der Einkaufswagen stand an der Wand neben der Tür. Der Griff hatte eine Stelle an der Tapete blank gescheuert, und die Räder hatten Schrammen an der Fußbodenleiste hinterlassen. Etwas weiter innen auf dem Flur waren einige Kartons gestapelt. Laut dem Aufdruck hatten sie einmal Dosen mit Katzenfutter und gebackenen Bohnen enthalten. Wahrscheinlich waren sie jetzt leer, es sei denn, Mr Revill hatte sich hier für den Notfall mit Vorräten eingedeckt. Wenn das alles war, wäre die Katze gut versorgt, so lange sie gegen eine einseitige Kost aus Whiskas Rind und Lamm nichts einzuwenden hatte, dachte Cooper. Aber Mr Revill lief Gefahr, sich eine bewegte Verdauung einzuhandeln.
    »Sie sagen, dass Sie in Ordnung sind.«
    »Na, da bin ich aber froh.«
    »Kommen Sie wegen der Einbrüche?«

    »Ja.«
    »Gesehen habe ich niemanden. Aber Autonummern habe ich.«
    »Tatsächlich? Von verdächtigen Fahrzeugen? Haben Sie die an das Revier weitergegeben?«
    »Die hatten kein Interesse«, sagte Mr Revill. »Wie ich Ihnen schon sagte, keiner macht sich die Mühe, zu einem zu kommen.«
    »Kann ich mal einen Blick darauf werfen?«
    »Im Vorderzimmer.«
    Cooper folgte ihm durch einen Flur in ein Zimmer voller Möbel. Ein Esstisch und vier Stühle dominierten den Raum, und die Anrichte und die Vitrinen an den Wänden schränkten den Platz weiter ein, so dass man sich kaum bewegen konnte. In einer Ecke standen weitere Kartons. Dosenmilch und Schokoriegel.
    »Hier. Das Notizbuch liegt immer am Fenster, damit ich alles gleich aufschreiben kann. Sonst würde ich die Nummern vergessen, und davon hätte keiner was.«
    Cooper warf einen Blick in das Notizbuch, das ihm gezeigt wurde, auf eine Seite voller Autokennzeichen, mit zittriger Hand in großen Buchstaben aufs Papier geworfen. Er blätterte um. Weitere Autonummern. Er überflog den Rest des Notizbuchs. Jede Seite war mit Autonummern voll geschrieben. Es waren Hunderte davon.
    »Das sind alles verdächtige Fahrzeuge?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Was macht sie so verdächtig?«
    »Das sind lauter Fremde. Ich kenne alle Autos, die regelmäßig hier vorbeikommen. Mein Gedächtnis funktioniert noch prima. Können Sie was damit anfangen?«
    »Erst wenn ich ein Kennzeichen habe, das ich damit vergleichen will. Sie sind ja nicht einmal datiert. Sie haben nicht aufgeschrieben, an welchem Tag Sie die Wagen gesehen haben.«

    »Doch, für jeden Tag gibt es eine Seite.«
    »Aber für welche Tage?«
    »Für jeden Tag. Ich fange jeden Morgen eine neue Seite an«, sagte Mr Revill, als müsste er die Sache einem Idioten erklären. »Wie ein Tagebuch. Sie wissen doch, was ein Tagebuch ist.«
    »Okay. Dann könnte ich mich also langsam hier zurückarbeiten, sagen wir mal, bis zum sechzehnten des vergangenen Monats?«
    »Heute ist der zweite. Also müssen Sie nur siebzehn Seiten zurückblättern. Sehen Sie?«
    Cooper blätterte zurück. Auf der Seite standen zehn Autonummern. »Ich vermute mal, dass Sie sich nicht erinnern, welche Marke oder welches Modell die hier waren? Oder an die Farbe? Oder wie viele Leute drin saßen?«
    »Nein. Ich bin nie auf die Idee gekommen, das auch noch aufzuschreiben. Ich dachte, die Polizei bräuchte nur die Kennzeichen. Können Sie denn nicht in Ihrem Computer nachsehen, ob einer der Wagen davon gestohlen ist?«
    »Ja, schon.«
    »Ich dachte eigentlich nicht, dass ich Ihnen Ihren Job erklären müsste, junger Mann. Aber ich vermute, Sie sind noch nicht so lange dabei und lernen noch.«
    Cooper schrieb sich die Nummern ab. Wenigstens waren es nur zehn. Da würde die Überprüfung nicht so lange dauern.
    »Sie haben uns sehr geholfen, Sir«, sagte er.
    »Werden wir diese Einbrecher fangen und die Bande ins Gefängnis schicken? Kann ich das Mrs Smith von Nummer sechzehn sagen? Sie geht erst wieder aus dem Haus, wenn die alle eingesperrt sind, sagt sie.«
    »Ich fürchte, dafür ist es jetzt noch ein bisschen zu früh. Aber wir arbeiten daran.«
    »Gut. Wir werden nicht lockerlassen.«

    Ben Cooper ließ alle Kennzeichen durch den Nationalen Polizeicomputer im Überwachungsraum laufen. Ihm war klar, dass er viel Zeit darauf verschwendete, nur auf sein Gefühl zu hören. Außerdem musste er auch noch auf einen Bus zurück in die Stadt warten. Er würde sich mit einer Rechtfertigung schwer tun, wenn er danach gefragt wurde. Das Beste war es deshalb, sich bedeckt zu halten, bis Resultate zu vermelden waren.
    Wie er vorhergesehen hatte,

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