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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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Stöcke und manche auch Bierflaschen in der Hand.
    »Wie alt bist du, Ryan?«, fragte Alton. »Ich weiß es nicht mehr genau.«
    »Achtzehn, Herr Pfarrer.«
    »Und wie alt ist Sean?«
    »Achtzehn, Herr Pfarrer.«
    »Aha.«
    Im Innern des Pritschenwagens roch es stark nach Theaterschminke, Schweiß und Lederstiefeln. Dazu kam das Bier, das
die Jüngeren gelegentlich über ihre Hosen oder auf den Boden des Wagens schütteten, der mit einem alten Teppich bedeckt war. Alton beäugte misstrauisch den Teppich, der voller Kohlepartikel und Holzsplitter zu sein schien. Er fragte sich, wozu Lucas Oxley normalerweise den Pritschenwagen benutzte, wenn er damit nicht seine Truppe transportierte. Einen Moment lang fragte er sich, ob das legal war, aber er schob den Gedanken rasch wieder als unwürdig beiseite. Er wusste nur nicht, womit Lucas, oder irgendein anderer der Oxleys, seinen Lebensunterhalt verdiente.
    Sie holperten einen Hügel hinauf und bogen um weitere Kurven, ehe sie wieder hinunterfuhren. Zwischen der Karosserie des Pritschenwagens und der Fahrerkabine befand sich ein Stahlgitter, so dass Alton nichts gesehen hätte, selbst ohne Sonnenbrille. Er nahm sie jedoch lieber nicht ab, da alle anderen ihre Brillen ebenfalls trugen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als Teil ihrer Truppe zu sein, das zu tun, was sie taten. Das heißt, fast alles. Als Scott den Hals seiner Bierflasche säuberte und sie ihm hinhielt, schaffte er es immerhin, dankend abzulehnen.
    »Ja, das ist wahrscheinlich besser so, wenn Sie ein bisschen nervös sind, Herr Pfarrer«, sagte Scott.
    »Es gibt eigentlich keinen Grund, nervös zu sein«, meinte Alton. »Ich kann den Tanz in- und auswendig.«
    Aber er hörte auch das Zittern seiner Stimme und erwartete nicht, Scott oder einen der anderen damit zu überzeugen. Sie sahen ihn alle an und lächelten. Mitfühlend, wie er hoffte, aber ihre verspiegelten Sonnenbrillen verdeckten ihre Augen, so dass er nicht sagen konnte, ob sie sich über ihn lustig machten oder nicht.
    »Wohin fahren wir, habt ihr gesagt?«, fragte Alton erneut.
    »Unseren Nachbarn ein bisschen Fruchtbarkeit bringen.«
    Die anderen lachten und johlten, während Scott Oxley den Pfarrer fixierte.

    »Wissen Sie«, sagte er, »manche glauben tatsächlich an diesen Fruchtbarkeitsquatsch. Es gibt Frauen, die uns am Maifeiertag zuschauen und im Jahr darauf wiederkommen, ein Baby auf dem Arm, und behaupten, wir wären verantwortlich für ihre Schwangerschaft.«
    »Klar, das sind alles die Bräute, die Scott gevögelt hat«, rief Ryan. »Nur können sie nicht sagen, wer von uns es war, weil wir alle schwarze Gesichter haben.«
    Scott fuhr fort, als hätte sein Bruder nichts gesagt. »Fruchtbarkeitsritual! Kaum zu glauben, manche Leute! Am Anfang war das doch nur ein Jux, um die Zuschauer zu amüsieren. Sicher, in manchen Truppen haben die Narren viel Wind darum gemacht, aber das ging doch nur in die Richtung, dass irgendein Spaßvogel ein paar derbe Witze macht. So etwas kann doch eigentlich keiner ernst nehmen, oder?«
    »Wir sind da!«, ließ Lucas sich endlich aus der Fahrerkabine vernehmen. »Die Band soll anfangen, und dann legt ihr auf das Zeichen hin los. Und vergesst nicht – ihr seid zum Tanzen da! Was sagt ihr?«
    »Ratten!«, brüllten die Jungen so laut, dass Derek Alton zusammenzuckte. Er fiel zu spät in den Ruf mit ein und schaffte es gerade noch, einen Takt nach dem anderen seine Lippen entsprechend zu bewegen. Er schämte sich, zu spät auf das Stichwort reagiert zu haben, und schwor sich, von jetzt an alles richtig zu machen.
    Sobald sich die Türen des Pritschenwagens geöffnet hatten und er hinter den anderen hinausgeklettert war, erkannte Alton die Kirche und stellte fest, dass sie in Tintwistle waren. Und dann dämmerte ihm, weshalb sie bereits von einer Zuschauermenge erwartet wurden.
    »O mein Gott. Wir sind zur Brunnensegnung hier. Da ist der Dekan und da der Kirchenchor und der gesamte Frauenverband und... O Gott, was haben sie vor?«

    Der Audi war versteuert, obwohl der Wagen seit zwei Jahren nicht mehr von seiner Besitzerin gefahren worden war. Ein Beleg innen an der Windschutzscheibe gab Auskunft darüber, dass die Kfz-Steuer bis März 2004 beglichen war. Fry hätte wetten wollen, dass auch der Versicherungsschutz von den Renshaws erneuert worden war. Alles war bereit für den Augenblick, wenn Emma zurückkehrte. Nicht ganz.
    »Jetzt muss er nur noch durch den TÜV«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    Ein Blick

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