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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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Parkplatz hinter dem Marktplatz verkaufte eine junge Frau aus einem umgebauten Bedford heraus Eiscreme.
    »Halt mich nicht für zwanghaft oder so«, fuhr Murfin fort. »Es ist nur so, dass Mr Hitchens mich bei seinen Befragungen zu den Schwulen mitgenommen hat, als er das von Neil Granger erfuhr. Kann sein, dass ich seitdem ein bisschen komisch bin.«
    Die Aufführungsorte der Tanzgruppen lagen alle nur wenige Gehminuten auseinander. Das hatte zur Folge, dass man gleichzeitig mehrere verschiedene Musikarten hören konnte, die aus verschiedenen Richtungen auf einen einströmten. Vom Fluss herauf ertönte aus einem tragbaren Lautsprecher Country-und-Western-Musik für einen Squaredance. In einem der
gepflasterten Höfe hinter den Geschäften schob jemand eine CD mit der Melodie von »Sorbas’ Tanz« in den Recorder und machte wahrscheinlich gerade Anstalten, auf die Bühne zu klettern, wo alle versuchen würden, rasend schnell zu tanzen, und sich gegenseitig auf die Füße stiegen.
    Vom Marktplatz her ertönten die Klänge eines Akkordeons und eines Banjos, wo eine der Bordertanzgruppen agierte. Und das war definitiv live. Fry glaubte förmlich, den Schweiß zu riechen.
    Heute waren in Edendale natürlich auch zusätzliche Polizeikräfte im Dienst. Aber nicht wegen der Moriskentänzer, sondern weil die Stadt voller Fußballfans von Stoke City war, die auf ihrem Weg zum Spiel nach Sheffield hier durchkamen. Traditionellerweise sammelten sie sich in Bakewell an der A6, um sich in den dortigen Pubs mit Bier voll laufen zu lassen. Hinterher sah es dort aus wie auf einem Schlachtfeld. Aber im Jahr zuvor hatten die Kneipenwirte in Bakewell für ein, zwei Stunden ihre Pubs geschlossen, bis die Meute aus Stoke weitergezogen war. Dieses Jahr hatten sich die Fans entschieden, stattdessen nach Edendale zu kommen. Und dieser Besuch war mit dem Tag des Tanzes zusammengefallen.
    Fry entdeckte einen grauhaarigen Moriskentänzer, der sich auf einer Bank ausruhte. Er trug ein weißes Hemd und Hosen im Cotswold-Stil, hatte Bänder um Handgelenke und Knöchel gebunden und trug quer über der Brust eine bunte Schärpe. Er wischte sich gerade mit dem Taschentuch den Schweiß aus dem Gesicht.
    »Die Border Rats? Die sind unten in dem kleinen Hof am Fluss, glaube ich«, sagte er. »Was haben sie angestellt?«
    »Nichts. Wir wollen nur mit ihnen reden«, erwiderte Fry.
    »Es hat wenig Sinn, mit dem Squire zu reden. Das ist ein Oxley. Da können Sie gleich mit einem Laternenpfahl reden.«
    »Haben Sie eine bessere Idee?«

    »Ja, mit ihrem Bagman sollten Sie reden. Der ist für das Denken zuständig.«
    »Bagman?«
    »Sekretär, wenn Sie so wollen. Der Organisator, Manager. Er kümmert sich darum, dass alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind und wissen, was sie tun sollen. Keine leichte Sache bei dem Haufen, kann ich Ihnen sagen. Ich würde lieber versuchen, einen Sack Flöhe zu hüten.«
    »Und wie heißt dieser Bagman?«
    »Neil Granger. Bei dem könnten Sie Glück haben.«
    »Ich fürchte, Neil Granger ist tot, Sir.«
    »Was? Na, so gut kannte ich ihn auch wieder nicht. Ich kann mich nur vom letzten Jahr an ihn erinnern. Die Border Rats haben unseren Aufbau geplündert.«
    »Vielen Dank, Sir. Sie waren uns eine große Hilfe.«
    »Na, sagen Sie das bloß keinem. Sonst fliege ich noch raus.«
     
    Ben Cooper war dem Lärm gefolgt und hatte auf Anhieb den richtigen Ort gefunden. Der Hof entpuppte sich als neu erbaute Ladenpassage, deren Bodenbelag sich an den historischen Pflastersteinen orientierte. Die Bauweise verstärkte noch den Lärm, den die Band der Border Rats erzeugte, die aus Akkordeon, Konzertina, Trommel, Flöte und Geige bestand. Cooper erkannte trotz Kostüm und Schminke keinen der Musiker. Vermutlich waren das Leute aus Hey Bridge. Aber Scott und Ryan Oxley waren da mit ihren fransigen Jacken, den Zylinderhüten und den geschwärzten Gesichtern. Auch Sean und Glen und sogar der kleine Jake, ebenfalls mit schwarzem Gesicht und einem eigenen Stock, fast so groß wie er.
    Von Lucas Oxley war nichts zu sehen. Aber der Alte, Eric, trat jetzt vor die Band, stellte den Zuschauern die Gruppe vor und kündigte den ersten Auftritt an.
    Dann setzte die Musik ein, Akkordeon und Konzertina in Moll, während die Trommel den Takt für die Stöcke vorgab.
Die sechs Tänzer nahmen ihren Platz ein, gingen einmal zur anderen Seite, dann wieder zurück, drehten sich und schlugen ihre Stöcke aneinander. Ein Doppelschlag, eine Drehung, und

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