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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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mit Feuchtigkeit voll sogen, fast etwas zu hell glänzten.

    »Die Trafalgar Terrace liegt oben am Hang, hinter diesen Bäumen«, erklärte Ben Cooper. »Die Waterloo Terrace befindet sich gleich dahinter.«
    »Du hattest Recht, wir müssen zwei Weiden überqueren.«
    »Vielleicht sollten wir besser einen Bogen um die erste Weide machen und dem Viehzeug dort aus dem Weg gehen«, meinte Cooper
    »Aber das sind doch nur Kühe«, sagte Fry. »Den Unterschied zwischen Bullen und Kühen kenne sogar ich, Ben. Ich bin nicht bloß die ignorante Städterin, für die du mich hältst.«
    »Diane -«
    »Stiere haben Gehänge und Kühe Euter. Siehst du? Ich kenne sogar die landwirtschaftlichen Ausdrücke dafür. Wenn ich wollte, könnte ich die Leute sogar davon überzeugen, dass ich eine Bäuerin bin. Und Subventionen dafür kassieren, dass ich nichts anpflanze. Außerdem trage ich nichts Rotes.«
    »Kühe sind farbenblind«, sagte Cooper.
    »Umso besser.«
    »Aber der Mai ist eine schlechte Zeit, um sich Kühen zu nähern, Diane. Erst vor ein paar Tagen ist eine Frau von einer Kuh angegriffen worden.«
    »Verarsch mich nicht.«
    »Die Leute haben ja keine Ahnung. Die denken, Kühe sind zahm und Stiere aggressiv. Junge Stiere sind einfach nur verspielt, und alte sind normalerweise viel zu faul, um ihren Hintern hochzuheben. Aber Kühe im Mai... wenn sie Kälber haben, sind sie zu allem bereit, um sie zu beschützen. Und es sind Herdentiere. Wenn du dich mit einer anlegst, bekommst du es mit allen zu tun.«
    Zu seiner Überraschung hörte Fry ihm tatsächlich zu. Cooper schwirrten Schreckensvisionen durch den Kopf, dass sie niedergetrampelt würden, noch ehe sie es halbwegs über die Weide geschafft hätten.
    »Und was machen wir jetzt?«

    »Wir gehen außen herum. Wenn wir jeden Augenkontakt meiden und uns ganz natürlich bewegen, passiert uns nichts.«
    »In Ordnung.«
    Natürlich klappte es. Die Kühe wollten auf ihrer Weide nichts als in Ruhe gelassen werden. In Ruhe lassen und in Ruhe gelassen werden, lautete eines der Gesetze der Natur.
    Auf der zweiten Weide blieb Cooper stehen, als er ein Geräusch hörte. Es klang, als flatterten Flügel gegen Metall. Er ging zu einem Gegenstand, der neben einer Mauer halb im nassen Gras verborgen war.
    »Was hast du gefunden?«, fragte Fry.
    »Eine Larsen-Falle.«
    »Eine was?«
    »Manche der alten Bauern stellen sie im Frühjahr auf, um Krähen zu fangen. Heutzutage sieht man sie kaum mehr. Sie sind ein bisschen in Verruf gekommen, wegen Tierquälerei.«
    Fry ging zu ihm, um sich seinen Fund anzusehen. »Sieht so aus, als hätte der Bauer eine gefangen«, sagte sie.
    »Nein, das ist nur der Lockvogel.«
    Die Falle bestand aus einem zweiteiligen Käfig. Die eine Box, in der drei Hühnereier lagen, stand offen. Auf der anderen, geschlossenen Seite hockte eine traurig aussehende Krähe zwischen blutigen Fleischfetzen, ihren eigenen Exkrementen und Wasserpfützen, das aus einer kleinen Schale geschwappt war. Als der Vogel sie sah, brach er in Panik aus und flatterte gegen die Käfigstäbe. Cooper wich ein paar Schritte zurück.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Fry.
    »Die Krähe hier soll ihre Artgenossen anlocken. Der Bauer hofft darauf, dass eine vorbeifliegende Krähe neugierig wird und denkt, die andere hätte was zu fressen gefunden. Sie lässt sich, hoffentlich, auf dieser praktischen Stange in der Fangbox nieder und hat nur Augen für die köstlichen Eier. Aber dann bricht die Stange unter ihrem Gewicht zusammen, und der Deckel schnappt hinter ihr zu.«

    »Das heißt, dass der Bauer dann zwei Krähen im Käfig sitzen hat.«
    »Diese Larsen-Fallen müssen täglich überprüft werden. Die Lockkrähe braucht Futter und Wasser. Und jede gefangene Krähe muss vernichtet werden.«
    Fry schauderte. »Das erscheint mir reichlich grausam. Es überrascht mich, dass so etwas überhaupt noch erlaubt ist.«
    »Ich nehme nicht an, dass es noch allzu lange erlaubt sein wird«, sagte Cooper. »Aber manche Leute würden argumentieren, dass mit den Krähen immerhin humaner verfahren wird, als wie sie ihre eigenen Opfer töten. Die heißen nicht umsonst Aaskrähen.«
    »Mehr will ich gar nicht wissen. Danke.«
    Sie ließen die Lockkrähe in ihrer Falle hocken und gingen weiter bis zu einer Steinmauer, von wo aus sie hinter einem Schirm aus Kastanien und Bergahornbäumen die schwarze Silhouette der Trafalgar Terrace sehen konnten. Aus dem dichten Blätterdach tropfte unaufhörlich Wasser auf sie

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