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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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dem Hof neben der Waterloo Terrace veranstaltete.
    Cooper überquerte den Parkplatz und lief den Weg am Friedhof entlang bis zu der Sackgasse, in der das alte Pfarrhaus stand, wo die Renshaws wohnten. Eine Seite des Hauses war eingerüstet, und vom Dach drangen hämmernde Geräusche. Wahrscheinlich mussten nach dem Winter zerbrochene Dachziegel ersetzt werden. Stare und andere Vögel hielten bereits Ausschau nach Lücken im Dach, um in einem warmen, isolierten Speicher ihre Nester bauen zu können. Es war nur vernünftig von den Hausbesitzern, das Dach reparieren zu lassen.
    Aber dann bemerkte Cooper, dass der unauffällige Pritschenwagen neben dem Gerüst ihm irgendwie bekannt vorkam.
    Er ging um das Gerüst herum, bis einer der Männer, die auf dem Dach arbeiteten, in sein Blickfeld kam. Viel konnte er nicht von dem Mann sehen, der oben auf dem Gerüst von ein paar Brettern verdeckt war, aber er erkannte Scott Oxleys Hinterkopf. Und er erkannte Scott Oxleys Stimme, als dieser seinem Kumpel eine Anweisung zurief. Dann kam eine weitere
Gestalt ins Blickfeld. Ein Arm wurde ausgestreckt, um Scott einen Hammer zu reichen, und ein Gesicht spähte über das Gerüst und blickte auf Cooper hinab. Es war Ryan.
    »Morgen«, rief Cooper hinauf.
    Ryan, noch immer mit dem Hammer in der Hand, starrte auf ihn hinunter. Scott rutschte einen halben Meter das Dach herunter. Er warf einen Blick über die Schulter, erwiderte den Gruß aber nicht. Oberhalb von Scott konnte Cooper ein Loch mit etwas mehr als einem Meter Durchmesser im Dach erkennen.
    »Machen Sie neue Ziegel aufs Dach?«, fragte er.
    »Ist das verboten?«
    »Kommt darauf an.«
    Ryan wirkte besorgt. »Worauf kommt es an?«
    »Halt den Mund«, sagte Scott. »Er versucht doch nur, uns zu ärgern. Gib mir lieber den Hammer.«
    »Ist der Hausherr daheim?«, fragte Cooper.
    »Er ist weggefahren. Und wir wissen auch nicht, wann er wieder zurückkommt.«
    »Schade. Dann muss ich mich eben eine Weile mit euch unterhalten.«
    Scott schlug mit dem Hammer auf einen Dachnagel ein und murmelte dabei etwas, das sich anhörte wie: »Als ob wir nichts Besseres zu tun hätten.«
    Aber Cooper wollte sich nicht so schnell die Gelegenheit zu einer Unterhaltung mit den beiden entgehen lassen, da sie ihm nicht entwischen konnten. So leicht kamen die Oxleys nicht vom Dach und vom Gerüst herunter, um zu ihrem Pritschenwagen zu entschwinden. Heute war ihnen der Fluchtweg versperrt. Und der Besitzer des Hauses war auch nicht da, um ihn zu verscheuchen.
    »Ein Haufen Arbeit, wie?«, meinte Cooper. »Wie lang habt ihr denn damit zu tun?«
    »Einen Tag oder zwei«, antwortete Scott.

    Ryan zog sich langsam hinter das Gerüst zurück, damit Cooper ihn nicht mehr sehen konnte. Wie alt war Ryan gleich noch mal? Vierzehn oder fünfzehn? Aber es war Sonntag, also musste er auch nicht zur Schule gehen.
    »Also ein Wochenendjob, wie?«
    »Genau.«
    »Und bis Montag seid ihr fertig?«
    »Sicher.«
    »Das ist gut, weil es laut Wetterbericht nämlich regnen soll.«
    Scotts Fluchen übertönte sogar den Lärm des Hammers. »Dafür haben wir, verdammt noch mal, eine Persenning«, schimpfte er.
    »Aber bis Montag seid ihr doch fertig, oder?«
    »Klar doch!«
    »Wo habt ihr eigentlich die Ziegel her?«, wollte Cooper wissen.
    »Häh?«
    »Na, auf dem Dach sind doch alte Ziegel, oder? Und da ist es nicht so leicht, was Passendes zu finden. Habt ihr hier in der Gegend einen Lieferanten?«
    »Haben Sie vor, ins Dachdeckergeschäft einzusteigen oder was?«, fragte Scott.
    »Es interessiert mich eben. Außerdem sollten wir örtliche Handwerksbetriebe unterstützen. Und vielleicht muss ich irgendwann mal selbst mein Dach reparieren lassen.«
    Irgendwo klingelte ein Handy. Cooper erkannte am Klingelton, dass es nicht seines war, nahm es aber trotzdem aus der Tasche und schaute auf das Display. Man wusste ja nie. Dann sah er, dass Scott Oxley ein Handy aus dem Ledergürtel an seiner Jeans genommen hatte. Scott lauschte ein paar Minuten, grunzte ein paarmal und schob das Telefon zurück. Er warf Cooper einen finsteren Blick zu.
    »Sie mieser Kerl, Sie«, raunzte er ihn an.
    »Wie bitte? Ich wollte nur was über eure Arbeit wissen.«

    »Sie sind doch nur gekommen, um sicherzugehen, dass wir aus dem Weg sind.«
    Cooper runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
    Aber Scott polterte bereits eilig mit schweren Stiefeln das Gerüst und die Leiter herunter. Ryan folgte ihm mit traumwandlerischer Sicherheit.
    Der Umschwung in

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