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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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darüber reden, wie du deine Kräfte besser bündeln kannst.«
    »Ich fasse das als Zustimmung auf«, sagte Cooper.
    »Ben, was dich angeht habe ich alles vergessen, was ich je über meinen Heimatort wusste und was mir dort widerfahren ist. Okay?«
    »Aber deine Schwester hast du sicher nicht vergessen«, meinte Cooper.
    »Ach, um Gottes willen. Nicht das schon wieder.«

    »Nun, du hast es nicht.«
    »Doch, habe ich.«
    »Diane, ich weiß, dass du sie nicht vergessen hast. Seit du in Derbyshire bist, suchst du nach ihr. Du hast mir erzählt -«
    »Mir ist egal, was ich dir erzählt habe. Nur weil ich mal was zu dir gesagt habe, heißt das noch lange nicht, dass es wahr ist.«
    »Sicher, aber das hat gestimmt, Diane. Du kannst nicht so tun als ob.«
    Sie drehte sich um und sah ihn an. »Ben, hör auf damit.«
    Cooper zögerte einen Moment. Er kam sich vor wie ein nervöses Pferd, das sich bei einem Wettbewerb dem letzten, großen Hindernis gegenübersah. Aber er hatte einen Reiter auf dem Rücken sitzen, der es nicht zuließ, dass er scheute, sondern der ihn anspornte, das Hindernis zu überwinden.
    »Diane«, fuhr er fort, »was würdest du sagen, wenn ich dir helfen könnte, herauszufinden, was aus Angie geworden ist?«
    Cooper fragte sich, wie lange er Diane Frys Blick noch standhalten konnte. Das Warten schien sich ewig hinzuziehen, während die Temperatur im Zimmer spürbar sank und ihm das Blut in die Wangen zu steigen begann. Fry öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder. Cooper hoffte, dass das Warten nicht mehr länger dauern würde. Sie sollten es besser hinter sich bringen.
    Am Ende war es Fry, die den Blickkontakt abbrach und wortlos aufstand. Sie ging durch das Büro, trat ans Fenster und schaute hinaus. Ihrer Miene war zu entnehmen, dass sie alles sah, nur nicht die Haupttribüne des Edendale Football Clubs auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sie versuchte, ruhig zu erscheinen, aber Cooper bemerkte, dass ihre Hände auf dem Fensterbrett zitterten. Als sie endlich sprach, lag nicht Zorn in ihrer Stimme, womit er gerechnet hatte. Ihre Stimme war fast ein Flüstern.
    »Jetzt sprichst du schon wieder von meiner Schwester. Ich habe dir doch gesagt, du sollst es lassen.«

    Cooper nickte, seine Kehle war ausgetrocknet und wie zugeschnürt. Er brachte kaum ein Wort heraus. Aber Fry konnte sein Gesicht nicht sehen, also schluckte er rasch und versuchte es erneut.
    »Ja, Diane.«
    »Also, was soll das? Denkst du, du kannst den Job besser erledigen als ich? Kannst sogar meine eigene Schwester eher finden als ich?«
    »Nein. Ich dachte nur... Also, wenn ich dir helfen könnte, würde ich das tun.«
    Fry drückte die Stirn vorsichtig an die Glasscheibe und schloss einen Moment die Augen.
    »Ich kann das nicht glauben.«
    Die Tür zum Büro der Kriminalpolizei öffnete sich, und Gavin Murfin kam herein, eine Papiertüte in der Hand, auf der sich bereits die ersten Fettflecken ausbreiteten. Er grinste, als er Fry und Cooper sah.
    »Hey, Diane«, sagte er, »die Überprüfung des Telefons hat die ersten Ergebnisse gebracht. Rate mal, mit wem Neil Granger an dem Abend telefoniert hat, bevor er ermordet wurde.«
    Fry würdigte ihn nicht eines Blickes. Ihre Augen blieben starr auf das Fenster gerichtet.
    »Gavin, mach mal eine Teepause«, sagte sie.
    Murfin zog die Augenbrauen hoch. »Ich hatte schon Pause. Ich dachte, du würdest vielleicht wissen wollen -«
    »Geh einfach raus und bleib zehn Minuten draußen. Okay, Gavin?«
    Murfin sah Cooper an, zog ein beleidigtes Gesicht und schüttelte den Kopf, ging aber aus dem Zimmer.
    Fry wartete, bis sie hörte, wie sich die Tür hinter ihm schloss und Murfins Schritte auf dem Korridor zu hören waren. Dann erst wandte sie sich vom Fenster ab und sah Cooper an. Ihre Stirn war feucht von der beschlagenen Glasscheibe und ihr Gesicht blass, aber wenigstens blitzte jetzt Zorn in ihren Augen
auf und ließ die Müdigkeit in den Hintergrund treten. Ihre Stimme wurde lauter.
    »Dazu hast du kein Recht«, sagte sie. »Du hast kein Recht, dich in mein Leben einzumischen. Wie kommst du eigentlich auf diese Idee? Das ist mein Territorium, also halte dich da raus.«
    Cooper trat sofort den Rückzug an. Sein Stuhl schien sich aus eigenem Antrieb in Bewegung zu setzen und rollte zurück, bis er an den Schreibtisch hinter ihm stieß.
    »Ich habe nur versucht, dir zu helfen«, erwiderte er matt.
    »Bitte, lass es. Okay?«
     
    Wie üblich nach jedem Versuch, Diane

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