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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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hätten sie ein Tier betrachten können, das versuchte herauszufinden, was mit ihm geschah, während es blindlings von seinem Pferch zur Schlachtbank tappte.Vor allem der Alte war besonders beunruhigend. Cooper spürte seinen Blick fast körperlich auf seiner Haut, als wäre dort eine Spinne gelandet und krabbelte nun über seinen Hals. Cooper fragte sich, was im Kopf des alten Mannes vor sich ging, dass seine Gedanken dieses Unbehagen in ihm auslösten.
    In dem Moment wurde Cooper klar, dass er eine wichtige Frage stellen musste. Aber da er niemanden im Raum ordnungsgemäß gewarnt hatte, konnte er sie schlecht auffordern, sich selbst zu beschuldigen.
    »Erzählen Sie mir mehr über Barry Cully«, sagte er, jetzt an Lucas gewandt.
    »Was wollen Sie wissen?«

    »Zunächst möchte ich wissen«, sagte Cooper, »ob ihm ein Finger der linken Hand fehlt.«
     
     
    »Moment mal, was tut sich da?«, fragte der Inspector aus South Yorkshire und lief im Hof von Shepley Head Lodge auf und ab.
    »Er kommt raus, Sir.«
    »Alle zurück.«
    »Er scheint nicht bewaffnet zu sein.«
    »Gott sei Dank.«
    Michael Dearden überquerte mit erhobenen Händen den Hof, Tränen strömten über sein Gesicht. Hinter ihm tauchte seine Frau in der Tür auf und schirmte erschrocken die Augen gegen die grellen Scheinwerfer ab.
    Vier uniformierte Polizisten stürmten aus verschiedenen Richtungen auf Dearden zu und riefen ihre Anweisungen. Innerhalb von Sekunden hatten sie ihm Handschellen angelegt und ihn nach Waffen durchsucht. Einer der Beamten reckte den Daumen in die Höhe und gab grünes Licht.
    »Es ist vorbei«, seufzte der Inspector mit unverhohlener Erleichterung.
    Aber Fry hatte nicht den Eindruck. In der Luft lag ein Brandgeruch, der zu stark war, als dass er von einer abgefeuerten Schrotflinte herrühren könnte. Dieser Geruch trug eine ebenso mächtige Bedeutung in sich wie der Duft nach Rive Gauche in Emma Renshaws Wagen. Fry wandte sich vom Haus ab und richtete ihr Fernglas nach oben.
    »Rauch«, stellte sie fest.
    »Was? Nicht schon wieder so ein verdammtes Feuer im Moor!«, fluchte der Inspector. »Wenn Sie mich fragen, dann sollte man diese Rotzlöffel aus Manchester erschießen und über glühenden Kohlen rösten.«
    »Nein«, sagte Fry. »Dieser Rauch kommt nicht aus dem Moor. Der kommt aus Richtung Withens.«

40
    B en Cooper hatte darum gebeten, die Toilette benutzen zu dürfen, als er Marion Oxleys Schreie hörte. Er hatte sich eigentlich oben im ersten Stock umsehen wollen. Dort war nämlich, wie er bemerkt hatte, eine Tür von Nummer eins zu Nummer zwei durchgebrochen worden und gewährte so Zugang zu den Schlafzimmern in beiden Häusern, ohne dass man dazu ins Freie musste. Wahrscheinlich eine der nicht genehmigten Umbauten, über die sich J. P. Venables beschwert hatte.
    Cooper hatte aber auch nach einer ruhigen Ecke gesucht, wo er telefonieren konnte, ohne dass die Oxleys mithörten. Im Schutz der rauschenden Toilettenspülung und des zusätzlich laufenden Wasserhahns am Waschbecken rief er Diane Fry an.
    »Ben«, meldete sie sich überrascht, »ich wollte dich gerade anrufen. Ich bin auf dem Weg zur Waterloo Terrace. Vielleicht solltest du auch so schnell wie möglich dorthin kommen.«
    »Äh, Diane, genau dort bin ich im Moment.«
    »Du bist wo ?«
    »Ich bin in Nummer eins, in Lucas Oxleys Haus.«
    »Ben -«
    »Hör mal, die Leiche auf dem Friedhof – es sieht aus, als könnte das Barry Cully sein, Fran Oxleys Mann.«
    »Ben, hast du denn das Feuer noch gar nicht bemerkt?«
    »Das was?«
    »Feuer. Du weißt schon – Rauch, Flammen. Du musst mitten drin stecken. Schaff um Gottes willen alle aus dem Haus.«
    Cooper drehte den Wasserhahn zu und zog den Spitzenvorhang zurück, um aus dem winzigen Badezimmerfenster zu schauen. Sein Blick fiel auf den hinteren Hof, auf Berge von
Gerüststangen und Holzpaletten, und weiter auf die Fassaden der verfallenen Häuser der Trafalgar Terrace.
    »O Scheiße«, stöhnte er. »Da brennen nicht nur ein paar Autoreifen.«
    Jetzt konnte er auch hören, was Marion Oxley unten in der Küche rief, deutlich vernehmbar über den wachsenden Lärm der prasselnden Flammen und dem Bellen des normalerweise stummen Schäferhundes.
    »Wo ist Jake?«, rief sie. »Hat irgendjemand Jake gesehen?«
     
     
    Bis Diane Fry Withens erreichte, standen die verlassenen Häuser der Trafalgar Terrace in hellen Flammen. Da sie von oben aus Richtung Shepley Head Lodge kam, konnte sie den Rauch bereits dick und

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