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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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schwarz aus den Fenstern im oberen Stockwerk quellen sehen. Ein beißender Geruch lag in der Luft, als wären auch die Häuser voller alter Autoreifen gewesen, die jetzt verbrannten. Der obere Stock musste bereits voller Qualm sein. In der großen Hitze waren die Fensterscheiben gesprungen, und der Rauch quoll heraus. Er war so dick, dass man nur gelegentlich Flammen erkennen konnte.
    Fry entdeckte PC Tracy Udall und einen ihrer Kollegen, die mit ihren Vauxhall die Fahrbahn blockierten, damit die Autos nicht weiter als bis zum Parkplatz kamen.
    »Wo, zum Teufel, bleibt die Feuerwehr?«, fragte Fry.
    »Laut Zentrale sind einige der lokalen Einheiten noch oben im Withens Moor, um dort den Torf zu bewässern. Der nächste Löschzug rückt aus New Mills an.«
    »Ist noch jemand drin?«
    »Wir wissen es nicht. Soweit es uns möglich war, haben wir an diesem Ende der Häuserreihe das Erdgeschoss durchsucht. Aber das Feuer scheint am anderen Ende ausgebrochen zu sein, und der Qualm ist so schlimm, dass wir nicht näher herankommen. Vielleicht findet die Feuerwehr noch jemanden im Haus, falls sie bald kommt. Aber wenn jemand oben ist, dann
ist er mittlerweile hinüber, schätze ich. Bei dem Rauch kriegt keiner mehr Luft.«
    »Und was ist mit den Leuten in der anderen Häuserreihe?«
    »Mrs Wallwin von Nummer sieben steht dort drüben. Ihr geht es gut.«
    »Und ihre Nachbarn? Die Oxleys?«
    »Sie weiß es nicht. Sie steht unter Schock und ist völlig durcheinander.«
    »Die Leute müssen alle aus dem Haus. Hinten im Hof sind Unmengen von Eisenbahnschwellen und Holzpaletten gelagert. Auch ein paar Fahrzeuge stehen da herum. Wenn das Zeug Feuer fängt, gehen die Häuser hoch wie eine Bombe.«
    »Auf der Weide dort unten warten Arbeiter eines Abbruchunternehmens mit einem Kettenbagger und einem Bulldozer«, erklärte Udall. »Sie sagen, die Vermieter hätten sie geschickt. Sie hätten heute eigentlich mit dem Abriss der leeren Häuser beginnen sollen, aber jemand scheint ihnen zuvorgekommen zu sein.«
    »Das sehe ich.«
    »Die Abbruchleute haben in dem Zaun unten an der Weide einen Durchgang geschaffen. Das Problem ist nur, dass wir nicht an die Waterloo Terrace herankommen.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil dort jemand mit Kettensägen ein paar Bäume gefällt und damit den Zugang versperrt hat.«
    Sie liefen über den Hof der Farm und über die Weide hinunter bis zu der Stelle, wo die zu Untätigkeit gezwungenen Wagen des Abbruchunternehmens standen.
    Jetzt bemerkte Fry die Tauben, die über der Trafalgar Terrace kreisten. Ihre blassgrauen Schatten stürzten sich in den Rauch und tauchten wieder daraus hervor wie winzige Geister. Am anderen Ende der Häuserreihe hatte die Hitze der brennenden Dachsparren die darüber liegenden Schieferplatten auf dem Dach so aufgeheizt, dass sie rot glühten. Trotz der Hitze und
der Flammen, die zwischen den Schieferplatten hervorzüngelten, versuchten die Tauben unentwegt, auf den Dachkanten zu landen. Nach wiederholten Landeversuchen auf dem Dach wurde einer der Vögel schließlich von einem Feuerstoß erwischt, der aus einer Lücke zwischen den Ziegeln hervorschoss. Im Nu waren die Schwungfedern des Vogels versengt und verfärbten sich schwarz; die Füßchen zogen sich spastisch zusammen und verschrumpelten, als die Sehnen verbrannten. Die Taube stürzte auf das Dach, zuckte, während sie auf den heißen Schieferplatten quasi gegrillt wurde. Aber irgendwann gab sie den Kampf auf, rutschte vom Dach und verschwand im Rauch. Ungeachtet des Schicksals ihrer Genossin setzten die anderen Vögel ihre Landeversuche fort.
    »Wir haben dort zuvor ein paar Leute herumlaufen sehen«, sagte Udall. »Einer davon hatte etwas unter dem Arm. Nein – zwei sogar. Lange, schwere Gegenstände. Aber wir konnten nicht erkennen -«
    »Waren sie bewaffnet? Wir wissen, dass sie Luftgewehre besitzen.«
    »Ich bin nicht sicher. Auf jeden Fall waren es keine Luftgewehre. Vielleicht nur die Kettensägen.«
    Fry versuchte noch einmal, Cooper zu erreichen, aber er meldete sich nicht.
    »Tracy, fragen Sie doch mal die Abrissleute, ob sie mir einen Helm und eine von diesen gelben Jacken leihen können.«
    »Wozu?«
    »Ich muss da rein. Ich gehe durch die Lücke, die sie in den Zaun gerissen haben, und versuche, über den Hof zu kommen, bevor das Feuer die Paletten erreicht hat.«
    »Diane, das können Sie nicht tun.«
    Fry schob das Handy zurück in ihre Tasche. »Ben Cooper ist irgendwo da drin«, antwortete sie.
    Udall nickte.

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