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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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»Dann komme ich mit Ihnen.«

    In dem Moment, in dem er verstand, was Marion Oxley schrie, rannte Cooper die Treppe hinunter und durch das Haus in die Küche. Marion starrte voller Entsetzen auf den Rauch, der langsam über den Hof quoll, bereits die Spitze des höchsten Palettenstapels den Blicken entzog und durch die Maschen des Drahtzauns drang.
    »Ich weiß nicht, wo Jake ist«, schluchzte sie.
    »Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«, fragte Cooper.
    »Ungefähr vor einer Stunde, als Sie mit Lucas kamen. Er sollte eigentlich hier bleiben, aber er ist wieder raus.«
    »Er wird schon heimkommen, wenn er das Feuer sieht, denken Sie nicht?«
    Marion sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Sie verstehen nicht. Jake zündelt für sein Leben gern. Immer wenn er sich aufregt, macht er das. Normalerweise passt einer der anderen Jungen auf ihn auf, aber es ist niemand bei ihm.« Sie deutete aus dem Fenster. »Er wird dort drüben sein.«
    Cooper entdeckte Lucas Oxley in dem gemauerten Durchgang, wo er versuchte, den bellenden Hund zu beruhigen.
    »Ist schon gut, dir passiert schon nichts«, tröstete er das Tier.
    »Wir müssen Jake finden. Der Wind weht in diese Richtung. Es bleibt uns also vielleicht nur diese eine Chance, bevor sich das Feuer ausbreitet.«
    Sobald er im Freien war, spürte Cooper die Hitze des Feuers. Bei jedem Atemzug drang der beißende Geruch des schwarzen Qualms in seine Nase. Die Menge an Rauch schien unmöglich von den paar wenigen Flammen stammen zu können, die zu sehen waren. Aber dann fiel ihm wieder ein, wie feucht es im Haus von Trafalgar Nummer acht gewesen war und wie heftig es seitdem geregnet hatte. Wenn alle Häuser in der Reihe in diesem Zustand waren, hatten die Flammen womöglich doch kein so leichtes Spiel.

    Der Hof glich einem Labyrinth, und Cooper gab die Hoffnung auf, schnell einen Weg durch die aufgestapelten Reifen und Gerüstteile zu finden. Irgendwo hier in der Nähe hatte er an dem Abend in der Dunkelheit den Border Rats gegenübergestanden. In wenigen Minuten würde es ebenso dunkel sein wie in dieser Nacht, da der Rauch sich auf den Hof senkte, als würde ihn sein eigenes Gewicht zu Boden drücken.
    Da tippte Lucas ihm von hinten auf die Schulter und deutete nach vorne. »Da lang. In der Rückwand der Garage ist ein Tor.«
    »Ich folge Ihnen.«
    Sie liefen um ein paar Paletten herum und kamen zur Doppeltür der Garage, die sperrangelweit offen stand. Dahinter waren die Kühlerhaube des Pick-ups zu sehen und daneben der Pritschenwagen.
    »Jemand sollte die Autos wegfahren«, sagte Cooper. »Das sind potentielle Bomben.«
    »Das könnte Scott machen, aber ich habe keine Ahnung, wo der Junge steckt.«
    Als der erste Rauch in seine Lungen drang, fing Lucas zu husten an. Er streckte die Hand aus und tastete auf der offenen Ladefläche herum, bis er einen alten Stofffetzen fand, den er entzweiriss. Die eine Hälfte schob er Cooper hin, die andere band er sich selbst vor Mund und Nase.
    »Jake steckt entweder in Nummer eins oder in Nummer zwei«, erklärte Lucas. Seine Stimme klang dumpf durch den Stofflappen, und er musste fast brüllen, um das Getöse der berstenden Dachziegel und brennenden Balken zu übertönen. »In die beiden Häuser kommt man am leichtesten rein. Die Jungs sind manchmal dort. Ich denke, da müssen wir hin. Dort... Also, ich versuche es bei Nummer eins, und Sie übernehmen die Nummer zwei.«
    Cooper hielt einen Moment inne und lauschte angestrengt, ob er bereits die Sirenen anrückender Löschzüge hören konnte, aber die Wagen waren noch zu weit entfernt.

    »Okay«, sagte er. »Aber wenn, dann jetzt .«
    Und gemeinsam rannten Ben Cooper und Lucas Oxley auf die Häuser der Trafalgar Terrace zu und verschwanden im Rauch wie die rettungslos verlorenen Ringeltauben, denen nichts Besseres eingefallen war, als zu ihren brennenden Schlafplätzen zurückzukehren.
     
     
    Diane Fry konnte den Hund hören, aber nicht sehen. Ihre Sicht war blockiert durch das Chaos im Hof und den Rauch, der in kleinen Schwaden langsam zwischen den Stapeln herantrieb und sich sacht auf Paletten und Dachziegel legte, als wollte er deren Potential als Brennmaterial testen.
    »Ich glaube, normalerweise ist er angekettet«, sagte Tracy Udall nahe an ihrem Ohr. »Aber laut Ben kann einem nichts passieren, wenn man ihn bellen hört.«
    Doch es war nicht der Hund, der Fry innehalten ließ. Es war der Anblick der Flammen, die, fast verhüllt vom Rauch, aus den Fenstern der

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