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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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dieses Gefühl loswird. Jedenfalls nicht, solange wir Emma nicht gefunden haben.«

    »In welcher psychischen Verfassung war Emma denn vor ihrem Verschwinden?«
    »Verfassung? Na ja, wie immer, würde ich sagen.«
    »Bekanntlich bedeutet ein Studium oft einen großen Druck für junge Menschen«, sagte Fry behutsam. »Manchmal ist es sehr schwierig für sie, das erste Mal weit weg von zu Hause zu leben, sich vielleicht mit Geldsorgen herumschlagen zu müssen. Und dann sind da noch die vielen Examen und so weiter. Hatte Emma vielleicht Sorgen? War sie bedrückt? Was denken Sie?«
    »Da war bestimmt nichts, jedenfalls nichts Besonderes.«
    »Ich verstehe. Aber das Heimweh, der Geldmangel, die permanenten Prüfungen... Da stürmt allerhand ein auf die jungen Leute. Und wenn dann noch irgendwelche emotionalen Probleme dazukommen, läuft das Fass über.«
    Die Renshaws sahen sie verwirrt an.
    »Ein Freund«, erklärte Fry. »Hatte Emma womöglich Probleme mit einem Freund?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Vielleicht war sie an diesem Abend, am Donnerstag, mit jemandem verabredet. Es könnte doch etwas passiert sein, das sie aus der Fassung gebracht hat. Vielleicht hatte sie Streit mit ihrem Freund.Wissen ihre Mitbewohner denn nicht, ob sie mit jemandem näher befreundet war?«
    Mrs Renshaw schüttelte den Kopf. »Ihre Freunde sagen, es gab niemanden. Jedenfalls niemand Speziellen, sie war immer in einer Gruppe mit Kommilitonen unterwegs. Sie trafen sich auf ein Bier in der Kneipe oder fuhren abends nach Birmingham hinein. So was in der Art. Es sei denn, Emma hatte Kopfschmerzen und keine Lust, auszugehen.«
    »Litt sie denn öfter unter Kopfschmerzen?«
    »Hin und wieder. Das sei der Stress, sagte sie. Manche der Hausaufgaben und Prüfungen empfand sie manchmal als belastend.«
    »War sie wegen ihrer Kopfschmerzen in Behandlung?«

    »Nein, soweit wir wissen nicht.«
    »Oder wegen des Stresses?«
    »Wir denken nicht.«
    »Stress zu bewältigen kann für junge Menschen, die nicht zu Hause leben, recht hart sein. Es ist nicht gut, Probleme in sich hineinzufressen.«
    Noch während sie das sagte, wusste Fry, dass sie sich diesen Rat hätte sparen können. Das Gegenteil von hineinfressen war, dass man jemanden hatte, mit dem man über diese Dinge sprechen konnte. Sie selbst konnte ihren eigenen Rat nicht befolgen und hätte ihn sich auch verbeten. Aber die Renshaws verübelten es ihr nicht.
    »Sie sprach mit uns nicht viel über solche Dinge, aber in dem Haus wohnte noch ein anderes Mädchen, Debbie. Sie waren befreundet.«
    »Wie viele Personen wohnten insgesamt in dem Haus?«
    »Vier.«
    »Dann waren da also noch zwei junge Männer?«
    »Ja.«
    »War das für Sie in Ordnung?«
    »Wir habenVertrauen zu unserer Emma«, sagte Sarah. »Außerdem kennen wir Alex Dearden. Er ist ein netter Junge. In der Hinsicht machten wir uns keine Sorgen.«
    Fry wartete, dass einer von beiden über Neil Granger dasselbe sagen würde, aber es kam nichts. Stattdessen tauschten die Renshaws wieder einen bedeutungsschwangeren Blick aus.
    »Emma kannte die beiden jungen Männer also schon seit längerem«, mutmaßte Fry.
    »Sie haben beide als Kinder in Withens gewohnt und sind zusammen zur Schule gegangen.«
    »Dann waren Alex Dearden und Neil Granger also alte Freunde von Emma. Sie kannten beide gut und freuten sich für Ihre Tochter, dass sie zusammen ein Haus mit ihnen bewohnte.«

    »Wir kennen sie beide«, sagte Howard.
    »Eine derartige Konstellation könnte unter bestimmten Umständen aber auch zu Spannungen führen.«
    »Ich denke nicht, dass das für Emma ein Problem ist. Sie ist ein sehr ausgeglichener Mensch.«
    »Abgesehen von dem Stress, den ihr die Arbeit und die Prüfungen manchmal bereiteten.«
    »Ja.«
    Mr Renshaw hatte seine Frau reden lassen und wandte sich nun an Fry. »Emma ist nicht der Mensch, der sich umbringt«, warf er ein. »Da sind wir ganz sicher.«
    »Oh, ganz sicher«, bestätigte seine Frau.
    »Vielen Dank.« Fry seufzte. Ihr war nicht entgangen, dass sie jedes Mal, wenn sie in Bezug auf Emma die Vergangenheitsform benutzte, sanft von einem der beiden Renshaws korrigiert wurde.
    »Sie sehen also, es gibt keinen Grund, weshalb sie nicht zurückkommen sollte«, sagte Sarah.
    »Mittlerweile sind über zwei Jahre vergangen, Mrs Renshaw.«
    »Aber es gibt keinen Grund, weshalb sie nicht zurückkommen sollte.«
    Howard Renshaw beugte sich lächelnd vor wie ein wohlwollender Mediator, der versuchte, die plötzlich

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