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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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Verkehrspolizisten änderte sich schlagartig, und Cooper wusste, was als Nächstes käme.
    »Ich bin Dave Ludlam«, sagte er. »Ich habe Ihren Vater gekannt.«
    »Meinen Vater kannten viele Leute.«
    »Ja, aber ich habe eine Zeit lang unter ihm gearbeitet, als ich noch ein junger Bobby war. Er war ein guter Sergeant, Joe Cooper. Hart, aber gerecht.«
    Ludlam stellte seinen Becher ab, als machte er sich auf ein längeres Gespräch gefasst. »Sie sind sicher sehr stolz auf ihn«, fuhr er fort.
    »Ja, selbstverständlich. Hören Sie -«
    »Was da passiert ist, war eine Tragödie. Eine Tragödie.«
    Cooper biss sich auf die Lippe. Er wollte ja so aussehen, als sei er stolz auf seinen Vater. Aber das hinderte ihn daran, den Leuten zu verstehen zu geben, dass er über das Geschehene eigentlich nicht sprechen wollte. Jedenfalls nicht mehr. Irgendwann einmal musste er doch leben können, ohne dass ihn permanent jemand mit dem Tod seines Vaters konfrontierte und eine Reaktion von ihm erwartete.
    »Möchten Sie vielleicht einen Tee?«, fragte der Mechaniker im Overall. »Das Wasser im Kessel dürfte noch heiß sein.«
    »Nein danke. Ich muss zurück nach Edendale.«
    »Bleiben Sie doch noch einen Moment.Wir machen nur mal kurz Pause.«
    »Ist eine ziemliche Strecke von Glossop.«
    »Na, dann passen Sie gut auf«, ermahnte ihn Police Constable Ludlam. »Rasen Sie nicht und halten Sie sich an die Verkehrsregeln. Sonst muss ich Ihnen noch nachfahren. Jedenfalls
werde ich das tun, sobald Metal Mickey diesen blöden Motor repariert hat. Bis dahin können Sie rasen, wie Sie wollen. Und jeder andere Angeber von der Division E auch.«
    »Wenn Sie mir vielleicht den Weg hinaus zeigen könnten«, setzte Cooper erneut an.
    »Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch einen Tee wollen?«
    »Tut mir Leid, ich bin wirklich in Eile.«
    »Jetzt weiß ich«, sagte der Verkehrspolizist. »Sie arbeiten mit Jimmy Boyce’Truppe zusammen. Mit dem Rural Crime Team. Deswegen das Meeting oben, ja?«
    »Ja.«
    Es war ein langer Tag gewesen. Cooper war bereits seit dem Morgengrauen auf den Beinen. Von Edendale aus war er nach Glossop gefahren und dort zu dem Team gestoßen, das in dem abgelegenen Bauernhaus in Longdendale die Razzia in dem verdächtigen Drogenlabor durchgeführt hatte. Dann war er mit PC Udall nach Withens gefahren, anschließend wieder nach Glossop. Dort fanden weitere Vernehmungen in der Dienststelle statt und anschließend noch eine Abschlussbesprechung mit dem Rural Crime Team. Allmählich war ihm schwindlig vor Müdigkeit. Irgendwann im Lauf des Tages hatte er auch mal etwas gegessen, konnte sich aber nicht mehr erinnern, wie viele Stunden das schon her war.
    Cooper drehte sich Richtung Garage um und stellte fest, dass PC Udall ihm aus dem Besprechungszimmer gefolgt war und ihn beobachtete.
    »Ich habe gesehen, dass Sie in die falsche Richtung abgebogen sind«, erklärte sie. »Das ist hier der reinste Kaninchenbau.«
    »Erzählen Sie bloß keinem, dass ich aus der Dienststelle nicht mehr herausgefunden habe.«
    Udall lächelte. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Weg. Sie wollen wahrscheinlich nicht hier übernachten.«
    »Nein, das ist mir doch zu unheimlich.«

    »Das liegt an den weißen Fliesen. Bei uns heißt das hier nur die ›Leichenhalle‹.«
     
    Im weiteren Verlauf dieser Nacht mussten auch zwei Feuerwehrleute feststellen, dass sie sich verlaufen hatten, als sie vom Withens Moor aus den Weg bergab einschlugen. Sie waren beide müde und stanken erbärmlich nach Rauch. Sie schleppten schwer an den Wassertanks auf ihrem Rücken, auch wenn diese nicht mehr ganz voll waren. Die beiden Männer hatten ihre Spätschicht beendet, die darin bestand, die kritischen Stellen zu befeuchten, die immer wieder in dem verbrannten Torfmoor aufflammten, das sich über Hunderte von Hektar erstreckte.
    Die beiden Männer schwitzten stark unter ihren Anzügen und Helmen. Sie fluchten über die Strecke, die sie zu Fuß bis zu ihrem Landrover mit Vierradantrieb zurücklegen mussten, mit dem sie zur Wache zurückfahren konnten. Den ganzen Tag über waren Mannschaften aus ganz North Derbyshire im Moor unterwegs gewesen, ebenso ein Dutzend Peak-Park-Ranger und eine Gruppe Wildhüter, die von den Grundbesitzern beauftragt worden waren. Das unwegsame Gelände war schuld, dass die Männer sogar mit den Landrovern nur bis auf eineinhalb Meilen an das sich rasch ausbreitende Feuer und die Rauchwolken, die über den Bergen aufstiegen, herankamen. Von da aus

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