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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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neugierig.
    »Gail, kannst du das glauben?«, wiederholte Dearden. »Da kommt tatsächlich mal jemand von der Polizei, und dann stellt es sich heraus, dass er von der falschen Truppe ist.«
    »Ich bin aus Derbyshire, nicht aus South Yorkshire«, erklärte Cooper erneut. Die Frau sagte immer noch nichts.
    »Mag sein«, wandte Dearden ein und wedelte mit dem Finger, »aber Withens gehört zu Derbyshire und damit zu Ihrem Revier.«
    »Ja, Sir.«
    »Dann können Sie doch auch mit uns über die Oxleys reden.«
    »Wenn Sie möchten, Mr Dearden, höre ich mir gerne an, was Sie mir zu sagen haben.«
     
    »Das war hier mal das alte Wildhüterhaus. Der Staat hat es verkauft«, erklärte Dearden, während er Cooper durch das Haus führte.
    »Damals hat man noch für die Ewigkeit gebaut.«
    »Klar, es musste ja unserem Klima standhalten.«
    Die Innenwände waren dick und aus Stein, und stabile Fußböden schluckten das Geräusch ihrer Schritte. In der Halle hing ein ausgestopfter Fuchskopf an der Wand. Aber mehr erinnerte nicht an den früheren Zweck des Hauses. Stattdessen überwogen farbenfroh bezogene Sitzmöbel, weiße Tischtücher und blau-weißes Steingut in den Vitrinen. Auf niedrigen Tischen waren eine Sammlung von Schnupftabaksdosen und eine Auswahl glänzender Messingobjekte ausgestellt.
    »Die Oxleys sind für alle hier ein Problem«, sagte Dearden. »Ich verstehe nur nicht, warum die Behörden keine Ausgangssperre für diese Rotzlöffel verhängen. Die Macht dazu hätten sie. Man kann doch verbieten, dass sich Kinder noch nach
neun Uhr abends auf der Straße herumtreiben. Die Polizei könnte dafür sorgen. Aber nein, nichts passiert. Das wäre wahrscheinlich politisch nicht korrekt.«
    »Und in der Praxis vielleicht auch nicht durchführbar.«
    »Klar, weil keine Polizisten da sind, um es durchzusetzen. Ganz recht«, erwiderte Dearden übertrieben hämisch.
    »Außerdem gelten diese Jugendschutzbestimmungen nur für Kinder unter zehn Jahren, Sir.«
    »Genau. Für die, die noch nicht strafmündig sind. Und von denen haben wir hier auch ein paar zu bieten, das können Sie mir glauben.«
    »Was hatten Sie denn für Probleme?«
    »Diebstahl,Vandalismus. Das geht jetzt schon seit eineinhalb Jahren so. Und dann haben sie auch noch unsere alte Garage angezündet und komplett niedergebrannt.«
    »Kann ich das mal sehen?«
    Dearden führte ihn zu einer Seitentür hinaus. Sie kamen an einigen der Nebengebäude vorbei und traten hinaus in den Hof, wo Dearden Cooper das Skelett einer Garage aus Holz und verrostetem Eisen zeigte. Im Großen und Ganzen stand sie noch, aber das Innere war schwarz und verkohlt, und die Tür war bei dem Brand vollständig zerstört worden.
    »Unser Problem ist, dass wir es vom Haus aus nicht sehen können, wenn sie sich hierher auf den Hof schleichen. Sie hatten vorher schon mal in die Garage eingebrochen, und auch in andere Gebäude. Die scheinen vor nichts Halt zu machen. Aber wir haben die Schnauze voll, ständig bei der Polizei anzurufen. Wir haben dort schon so oft angerufen, dass die Nummer auf unserer Liste für ›Familie und Freunde‹ -«
    »Ja, das sagten Sie bereits.«
    »Und dann sind wir ins Internet gegangen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, zur Online-Polizei.«
    Cooper hatte nie zuvor jemanden getroffen, der die Website
der Online-Polizei benutzt hätte. Die war eingerichtet worden, damit die Bürger minderschwere Delikte melden konnten, die keine besondere Eile hatten. Man hatte damit die Telefonleitungen, vor allem die Nummer 999, entlasten wollen. Auf der Website wurde jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man sie im Fall eines sozusagen akuten Verbrechens – wenn der Täter noch in der Nähe war oder es einen Zeugen oder ein Beweisstück am Tatort gab – nicht benutzen sollte.
    Cooper fragte sich, ob diese Warnung wirklich nötig war. Glaubte tatsächlich jemand, die Leute würden so etwas tun? Würde sich ein Bürger, der Zeuge eines Verbrechens wurde, an den Computer setzen, sich bei www.online.police.uk einloggen, zehn Minuten lang Formulare ausfüllen und Name, Adresse, Datum, Uhrzeit und Ort des Verbrechens eingeben? Heutzutage vielleicht schon.
    »Sie haben immer wieder bei mir eingebrochen und dann meine Garage abgefackelt.«
    »Wer?«
    »Na, diese verdammten Oxleys natürlich. Ich dachte, Sie hätten mir zugehört.«
    »Ja, Sir. Aber wie -«
    »Diese gottverdammten Oxleys von dieser gottverdammten Waterloo Terrace. Die Rotzlöffel haben meine Garage niedergebrannt.

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