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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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entsprechenden Großstadtkriminalität. Dort verschwinden tagtäglich junge Menschen. Außerdem habe ich in der Stadt Birmingham und nicht im Black Country gearbeitet, auch wenn ich dort gewohnt habe.«
    »Trotzdem könnte das nützlich sein.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ich bin am Überlegen, dass es eventuell hilfreich sein könnte, wenn sich jemand vor Ort in Bearwood noch einmal umsieht. Sie kennen die Gegend, Fry. Sie stammen doch von dort.«
    »Richtig, Sir«, erwiderte Fry zögernd.
    »Das ist doch kein Problem für Sie, oder? Ich meine, ein persönliches Problem.«
    »Nein.«
    »Mr Kessen hat sich Ihre Personalakte angesehen, also wenn Sie der Ansicht sind...«
    »Ich habe kein Problem damit, Sir.«
    »Gut. Wen wollen Sie mitnehmen? Ben Cooper ist ja wieder bei uns. Das war doch in Ihrem Sinn, Diane, nicht wahr?«
    Fry sah ihren Vorgesetzten an und stellte sich vor, wie es wäre, Ben Cooper mit zu den verwunschenen Plätzen ihrer Kindheit zu nehmen. Er war der Einzige, der auch nur ahnte, was ihr in ihrer Kindheit in Warley zugestoßen war. Nur er wusste von der Existenz ihrer Schwester, die sie nach all dieser Zeit immer noch suchte. Cooper würde Mitgefühl haben. Er würde ihr Zeit lassen, Orte aufzusuchen, die bedeutungslos für die Ermittlungen waren, ohne lästige Fragen zu stellen. Er würde verstehen. Er
würde ihr zuhören, falls sie das Bedürfnis verspürte, darüber zu reden. Und er würde nicht schlecht über sie denken, wenn sie ihre professionelle Fassade irgendwann nicht mehr aufrechterhalten konnte, sondern ihre Emotionen zeigte, vielleicht sogar zusammenbrach und weinte.Wahrscheinlich würde sie sogar in seiner Achtung steigen. Unter Umständen ermutigte er sie sogar. Alles Dinge, die sie nicht wollte.
    »Ich nehme Gavin Murfin mit«, entschied sie sich und seufzte bei dem Gedanken an den tadellosen Zustand ihres Wagens.

13
    N eil Grangers Haus lag in der Mitte einer Häuserreihe an der Hauptstraße von Tintwistle. Am Ende der Reihe befand sich eine kongregationale Kirche, aus deren Seitentür gerade mehrere Frauen, jede mit einem Hut auf dem Kopf, traten. Vielleicht kamen sie vom Abendgottesdienst oder von einem Treffen der Frauengruppe.
    Die Reihenhäuser waren mit Steinplatten verkleidet und offensichtlich schrittweise modernisiert. Viele der alten Holzfenster im oberen Stockwerk waren durch neue mit Aluminiumrahmen ersetzt worden, nur an einem der Häuser waren noch die kleinen Stabwerkfenster zu sehen. Ein Bewohner hatte vor seinem Haus eine niedrige Mauer errichtet, um es zum Gehweg hin abzugrenzen. Aber dahinter war kaum Platz, und so zierte nur ein einsamer Plastikkübel mit ein paar abgestorbenen Geranien die betonierte Fläche. Diamantenförmig angeordnete Betonblöcke krönten die Mauer aus Natursteinimitat, in die ein schwarzes, schmiedeeisernes Gartentor eingelassen war.
    Totes Laub, das zu entfernen sich seit dem Herbst niemand mehr die Mühe gemacht hatte, bedeckte die Steinplatten hinter dem Tor. Das Haus rechts davon hatte einen sauber angelegten Garten, und an der Treppe standen leere Flaschen für den Milchmann bereit. Links davon war die Haustür in grellem Grün und Lila gestrichen, die Fenster in ebenso grellem Rot. An dem Oberlicht über der Tür war ein kleines, gelbes, lachendes Gesicht befestigt. Ben Cooper fragte sich, was für Leute hier wohnten. Bestimmt keine der alten Damen aus der Kirche.

    »Ich weiß nicht, was ich tun soll.Wahrscheinlich bin ich Neils nächster Verwandter.«
    Philip Granger sah blass und krank aus. Aber vielleicht täuschte der Eindruck, und es lag nur an seinen tiefschwarzen Haaren und den dunklen Bartstoppeln am Kinn. Er sah sich mit leerem Blick um, als wüsste er nicht, wo er sich befand oder wer die Leute um ihn herum waren.
    »Ja, Sir«, antwortete Cooper. »Aber in Ihrem Fall gibt es Menschen, bei denen Sie sich Rat und Hilfe holen können. Doch zuerst wird es zu einer gerichtlichen Untersuchung kommen.«
    Polizeibeamte hatten Granger von seiner Arbeitsstelle in einer Fabrik für Isoliermaterial am Rand von Glossop abgeholt, wo sich seine lange Schicht dem Ende zuneigte. Cooper sah ihm an, dass er müde war und noch immer unter Schock stand, nachdem er offiziell die Leiche seines Bruders identifiziert hatte. Die Polizei konnte von Glück reden, dass sie so schnell die Bestätigung von Neil Grangers Identität und Zugang zu seinem Haus erhalten hatte. Aber nützen würde ihnen Philip Granger erst dann etwas, wenn er sich den

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