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Die einsamen Toten

Titel: Die einsamen Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Booth
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Haus, um sich anzuschauen, wo Neil nach Philips Aussage immer seinen Wagen stehen hatte. Auf dem Boden waren deutliche Reifenspuren zu sehen. Die Spurensicherung würde sie mit den Reifen des VWs vergleichen, wenn sie das für notwendig hielt. Aber seit Freitag hatte es mehrmals geregnet.
    Die Steinverkleidung der Vorderfront war nur Fassade und endete hinter dem Haus. Wahrscheinlich hatte man die Kosten gescheut, auch den rückwärtigen Teil des Hauses zu verkleiden. Es war nur um den schönen Schein gegangen.
    Cooper kehrte ins Haus zurück und fand Philip Granger in der Küche, wo er auf einem Stuhl saß.
    »Und eine Freundin gibt es nicht?«, fragte er.
    Man hatte Philip bereits gebeten, die Namen derjenigen zu nennen, die in enger Beziehung zu dem Opfer standen und die benachrichtigt werden mussten, ehe sich der Tod seines Bruders herumsprach. Aber man wusste ja nie. Es war überraschend, welche wichtigen Details Verwandte oft vergaßen, die ihnen dann erst bei zwei- oder dreimaliger Nachfrage wieder einfielen.
    »Neil hatte jede Menge Freundinnen«, sagte Philip. »Aber ich glaube nicht, dass es in letzter Zeit eine Spezielle gab. Ich werde wahrscheinlich ein wenig herumtelefonieren müssen.«
    »Dann geben Sie uns bitte die Namen und Telefonnummern. Wir müssen mit den Leuten reden. Auch mit anderen Freunden oder Bekannten aus seinem Umfeld.«
    »Umfeld?«

    »Mit Arbeitskollegen vielleicht. Ich weiß es nicht. Mit jedem, der mit Ihrem Bruder in Verbindung stand. Vor allem mit Leuten, mit denen er zerstritten war.«
    Granger riss sich vom Anblick seiner Füße los und richtete den Blick auf Cooper. »Wer hat das getan? Was glauben Sie?«
    »Das können wir im Moment noch nicht sagen, Sir. Deswegen sind wir auf jeden Hinweis angewiesen, den Sie uns geben können.«
    »Denken Sie, es war jemand, den Neil kannte?«
    »Ja, das erscheint unter diesen Umständen möglich.«
    »Irgendwie macht das alles nur noch schlimmer«, seufzte Granger.
    »Ja, so ist das immer. Sind Sie eigentlich älter als Ihr Bruder?«
    »Ja, drei Jahre. Das ist nicht viel, aber uns kam es immer so vor. Er war immer mein kleiner Bruder. Ich fühlte mich verantwortlich für ihn, nachdem unsere Mum gestorben war. Sie hatte Magenkrebs, wissen Sie.«
    »Was ist mit Ihrem Vater?«
    »Der wurde wegen Einbruchs verknackt, als wir noch Teenager waren, und danach haben wir ihn nie mehr gesehen. Er ist vor ein paar Jahren rausgekommen, hat sich aber nicht die Mühe gemacht, mal bei uns vorbeizuschauen. Mum war deswegen aber nicht allzu böse.«
    »Ist er zu ihrer Beerdigung gekommen?« »Nein.Wir haben nie mehr wieder etwas von ihm gehört, und wir haben auch nicht versucht, ihn zu finden.«
    »Dann wissen Sie also gar nicht, ob er überhaupt noch lebt?«
    »Sieht nicht so aus.«
    »Er muss das von Neil erfahren, falls wir ihn ausfindig machen können.«
    »Tja, tut mir Leid, aber da kann ich Ihnen wirklich nicht helfen.«
    Coopers Blick fiel auf sein Spiegelbild an der Wand neben
der Eingangstür. Er wirkte hier mehr zu Hause als Philip Granger. Kurz schoss ihm der Gedanke durch den Kopf, dass das Haus vielleicht bald zum Verkauf stünde. Schuldbewusst schob er ihn sofort beiseite.
    »Wann haben Sie das letzte Mal mit Ihrem Bruder gesprochen, Mr Granger?«
    »Vor ein paar Tagen. Ich bin aber nicht sicher, wann.«
    »Im Lauf der letzten Woche?«
    »Ja.«
    »Am Anfang der Woche?«
    »Ich bin nicht sicher.«
    Granger zeigte erste Anzeichen von Ermüdung. Für den Augenblick würde er wahrscheinlich keine weiteren nützlichen Informationen mehr liefern.
    »Aber zuvor sagten Sie doch, Neil sei Freitagabend in Withens gewesen. Ist das korrekt?«
    »Ja«, erwiderte Philip. »Er war dort zur Probe.«
    »Sie selbst waren nicht dort?«
    »O doch.«
    »Und Sie haben bei der Probe nicht mit Ihrem Bruder gesprochen?«, fragte Cooper.
    »Nicht wirklich. Es war viel los. Und es war so – so laut.«
    »Was war das für eine Probe?«
    »Für die Border Rats.«
    Philip neigte den Kopf und sah sich mit erstaunt gerunzelter Stirn im Zimmer um, als lauschte er einer Stimme, die nicht da war.
    »Jetzt brauchen sie einen Neuen«, stellte er fest.
     
     
    Ben Cooper war froh, an diesem Abend in seine Wohnung in der Welbeck Street zurückzukehren.Withens und alles, was damit zu tun hatte, schlug ihm allmählich aufs Gemüt. Er wusste nur nicht, warum. Vielleicht wegen des Misstrauens, das ihm von jedem entgegengebracht worden war, mit dem er gesprochen
hatte. Entweder

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