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Die Einsamkeit des Chamäleons

Die Einsamkeit des Chamäleons

Titel: Die Einsamkeit des Chamäleons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Holland Moritz
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Ihren Lorbeeren.«
    Â»Ich schmücke mich nicht damit, Menschen aus dem Obdachlosenmilieu hier eine neue Chance zu geben.«
    Â»Und für harte Arbeit nur 400 Euro im Monat zahlen zu müssen.«
    Â»Nun ja, erstens werden es demnächst 450 Euro sein, und zweitens braucht man für diese Tätigkeit keinen Universitäts-Abschluss summa cum laude in Gefäßchirurgie, wenn Sie verstehen, was ich meine. Die Entlohnung ist völlig hinreichend für die Art der Tätigkeit.«
    Â»Nur dass Sie mit der 400-Euro-Regelung nur geringfügige Personalkosten haben.«
    Mark ging Milchmeyers Arroganz zunehmend auf den Nerv. Und dass Rebekka diesen Typen auch noch gut fand, kam erschwerend hinzu.
    Â»Wie Sie unschwer feststellen können, ist das ein mehr als fairer Kompromiss. Mein Risiko in dieser Sache ist hoch. Nicht zuletzt deshalb sitzen wir jetzt hier.«
    Milchmeyers Telefon klingelte. Er hob ab.
    Â»Gut. Sehr gut.«
    Damit waren wohl die Sekretärin und das mirakulöse Herbeischaffen eines gewissen Doktor Rosenbaum gemeint, mutmaßte Mark.
    Â»Hallo, Doktor Rosenbaum«, begann Milchmeyer das Gespräch wie ein fröhliches Urlaubsgeplänkel. Nur dass seine leicht verkrampfte Körperhaltung eine andere Sprache sprach. Aber die konnte Doktor Rosenbaum ja nicht sehen. Mark lehnte sich entspannt zurück und gab Strobel ein Zeichen, während des Telefonats mit der Vernehmung fortzufahren. Er würde sich nun ein wenig aufs Beobachten verlegen.
    Milchmeyer schilderte seinem urlaubenden Betriebsarzt in wenigen Worten die Situation und sagte dann: »Ich stelle jetzt das Telefon auf Lautsprecher, wenn Sie einverstanden sind. Die beiden Kriminalhauptmeister Strobel und …«
    Er schaute Mark fragend an, der die Finte hinter dieser Ignoranz mit einem gelassenen Lächeln wettmachte.
    Â»Kriminalhauptkommissar Tschirner«, korrigierte ihn Mark gelassen.
    Â»â€¦ Tschirner wüssten gern mehr über Ihre Tätigkeit hier bezüglich der Todesfälle, die sich in der Firma zugetragen haben. Mir müssen Sie das nicht erzählen, aber den beiden, glaube ich schon.«
    Â»Gut. Dazu bin ich gerne bereit. Haben Sie einen Anwalt hinzugezogen?«
    Rosenbaums Stimme war erstaunlich hoch für einen Mann, und Mark vermutete den emsigen Typ eines aufstrebenden Schalterbeamten dahinter. Nur dass Doktor Rosenbaum offensichtlich ein gemachter Arzt mit sicherem Auskommen war.
    Â»Natürlich nicht. Das hier ist …«, und Milchmeyer schaute zu den beiden Männern an seinem Schreibtisch, die Frage seines Kollegen nach dem Anwalt schien ein nicht besprochenes, störendes Detail dieser Unterhaltung zu sein, »… eine Routinebefragung. Und ich bitte Sie nun ganz routinemäßig um eine Antwort.«
    Â»Ja, guten Tag die Herren. Ich bin seit 18 Jahren der Betriebsarzt des Unternehmens. Und somit mit meiner eigenen Praxis vor Ort. Jeder Arbeitsunfall kann sofort von mir behandelt werden. Und in dieser Branche, das können Sie sich vorstellen, gibt es davon nicht wenige.«
    Â»Würden Sie bitte zum Punkt kommen«, warf Strobel ungeduldig ein, während Mark weiter Milchmeyer beobachtete.
    Â»N… natürlich. Gerne. Es ist natürlich auffallend, da stimme ich Ihnen zu, dass die sich beinah alle totgesoffen haben. Aber Herr Milchmeyer wird Ihnen ja auch von dem Milieu erzählt haben, aus dem die Kolleginnen und Kollegen stammten.«
    Für Mark passte die beinah liebevolle Bezeichnung von ›Kollegen‹ nicht zu der des ›Milieus‹, aus dem diese stammten, und zu dem sowohl ein Milchmeyer als auch ein Rosenbaum ganz bestimmt ihre eigene Meinung hatten. Aber er ließ den Eindruck verstreichen, widmete sich weiter Milchmeyers undurchsichtigem Mienenspiel, zu dem der sich nun die nächste Zigarette anzündete, und war alles in allem froh darüber, dass Strobel sich die ganze Zeit Notizen machte.
    Â»Die kamen also schon hochgradig gefährdet bei uns an. Aber gesundheitliche Faktoren sind, wenn es sich nicht um eine körperliche oder geistige Behinderung handelt, kein Ausschlusskriterium bei einer Einstellung. Und zu den Gesprächen erschienen die Kandidaten nüchtern und auch im weitesten Sinne korrekt gekleidet. Außerdem wusste Herr Milchmeyer, woher die Damen und Herren kamen.«
    Â»Nun lassen Sie uns weniger von Herrn Milchmeyer reden, als von Ihnen. Wie muss ich mir das

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