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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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nicht so weit weg wäre, würde ich sie anspucken.
    »Kann ich jetzt gehen?«, flüstert sie.
    Paolo entlässt sie mit einer knappen Geste.
    Als Tante Harriet an mir vorbeigeht, flüstert sie: »Es tut mir leid, Pia.«
    Die Tür schließt sich hinter ihr und Paolo seufzt. »Für den richtigen Preis tun die Leute alles, Pia. Finde heraus, was sie sich am sehnlichsten wünschen, und du hast sie in der Hand. Dieses wundervolle Prinzip lässt sich selbst auf dich anwenden, meine Liebe.«
    Er weist auf Eio.
    Ich schaue Paolo in die Augen und versuche irgendwo hinter diesem kalten Blick den Onkel zu finden, den ich einst kannte. Es gelingt mir nicht. Ich kenne das Gesicht, aber nicht den Mann. »Ich bin’s, Onkel Paolo. Pia. Ich kenne dich mein ganzes Leben lang.« Tu das nicht.
    In der Zwischenzeit haben sich die anderen an Eio zu schaffen gemacht. Sie haben ihm die Gesichtsbemalung abgewaschen und selbst sein Jaguar-Anhänger fehlt. Alles, was ihn zu einem Ai’oaner gemacht hat, haben sie ihm abgenommen. Er hat mehr Ähnlichkeit mit Onkel Antonio denn je. Wissen sie, wer er ist? Wer sein Vater ist?
    Jakob beantwortet unfreiwillig meine Frage, als er hinter mir murmelt: »Das muss man sich mal vorstellen: Eine unsterbliche Schönheit wie sie verknallt sich in den Bastard eines Hurensohns. Eine verdammte Schande ist das.«
    »Zwing mich nicht dazu, es zu tun, Onkel Paolo.« Ich versuche vernünftig und zerknirscht zu klingen. »Ich tue, was du sagst. Ich verspreche es. Ich schwöre es, aber lass ihn gehen! Ich mache auch noch einen Test, wenn du willst!« Das ist natürlich eine Lüge, aber das brauchen sie erst zu erfahren, wenn Eio frei und weit weg von hier ist.
    »Aber das ist der Test«, erwidert Paolo.
    Sie schieben mich zu dem Tisch, bis ich nur noch Zentimeter von Eio entfernt bin. Ich rieche den Dschungel auf seiner Haut, nass und süßlich und voller Leben.
    Ein Kloß von der Größe eines Tennisballs sitzt in meiner Kehle. Meine Augen schwimmen in Tränen, aber ich weine nicht. Ich habe das Gefühl, als hätte ich einen von Onkel Wills Riesenbockkäfern verschluckt, der sich jetzt aus meinem Bauch in die Freiheit nagt.
    »Du wurdest zu einem einzigen Zweck erschaffen.« Paolos Stimme klingt hart und unversöhnlich. So habe ich ihn nur ganz selten gehört. Innerhalb weniger Stunden wurde er zu einem Furcht einflößenden vollkommen Fremden. »Um andere von deiner Art zu machen. Ich habe nicht vor, der Wissenschaftler aus Little Cam zu werden, der wegen seines Scheiterns in die Annalen eingeht. Du bist meine Erfolgsgeschichte, ob du das willst oder nicht, und du wirst dich fügen – oder man wird dich zwingen. Wie hättest du es lieber?«
    Ich schließe die Augen und antworte nicht.
    Er seufzt. »Nun gut.«
    Er packt meine Hand, und wie sehr ich mich auch anstrenge, die Kraft von drei Männern – von denen schon einer allein mich überwältigen könnte – ist zu viel. Meine Hand ist auf Höhe meines Gesichts, die Nadel zeigt nach unten. Eio starrt mich an und ich bin erstaunt, wie ruhig er ist. Er hat aufgehört zu kämpfen, schaut mich nur an und in seinem Blick sehe ich den gesamten Dschungel. Es scheint fast, als wollte er, dass ich es tue.
    »Vergiss nicht«, flüstert Paolo und ich spüre, wie er die Armmuskeln anspannt, »es hätte nicht so kommen müssen.« Damit drückt er meine Hand nach unten und die Nadel fährt in Eios Seite, knapp oberhalb der Hüfte.
    Eio gibt keinen Laut von sich, doch die Muskeln in seinem Oberkörper verkrampfen sich vor Schmerz. Ich schmecke Galle auf meiner Zunge. Während ich mit aller Kraft versuche, meinen Daumen steif nach oben zu strecken, damit ich nicht auf die Spritze drücken muss, sehe ich vor lauter Tränen fast nichts. Paolo presst seinen Daumen auf meinen und versucht mich zu zwingen, Eio das Elysia zu injizieren. Noch kann ich dagegenhalten. Ein Gedanke schießt mir durch den Kopf: Seltsam, dass es immer um das eine geht – meine verdammte körperliche Schwäche. Zwischen Eio und dem Tod steht nichts als mein schwacher Finger. Ich spüre, wie meine Kraft nachlässt – Paolo ist zu stark, zu stark. Da wird hinter uns die Labortür aufgerissen. Alle wirbeln herum und gehen in Deckung, als Kugeln mit einem ohrenbetäubendem Knall in die Decke einschlagen. Paolo hält mich weiter fest, damit ich nicht wegrennen kann.
    »WO IST MEIN SOHN?«, brüllt Onkel Antonio, während er mit den zwei AK-47 auf uns zielt. »Weg da, ihr Dreckskerle!«
    Am liebsten würde ich

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