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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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hinter ihr und hat die Arme um sie gelegt.
    »Deine Schwester«, flüstere ich. »Die Schwester ist tot«, hat Strauss zu Paolo gesagt. »Fields weiß es noch nicht.« Mir wird ganz bang und ich wage nicht Tante Harriet anzuschauen.
    »Evie leidet an zerebraler Lähmung«, erzählt Tante Harriet leise. »Nach der Diagnose hat Strauss mich aufgesucht. Sie erzählte, dass Corpus an einem vielversprechenden neuen Medikament arbeiten würde, das auch Evie helfen könnte, wenn sie es bekäme… Voraussetzung wäre, dass ich mich für dreißig Jahre hierher verpflichtete. Die Krankheit war so weit fortgeschritten und Evie hat so sehr gelitten. Pia, ich war bereit, alles zu tun oder zu versuchen! Selbst… selbst mich diesem furchtbaren Test zu unterziehen. Dennoch vergeht kein Tag, an dem ich mir nicht wünsche, es hätte einen anderen Weg gegeben, eine andere Möglichkeit. Du erinnerst mich so sehr an sie. Bevor die Krankheit sich verschlimmerte, war sie genauso neugierig, genauso lebhaft. Deshalb wollte ich dir helfen. Es war fast so… fast so, als hätte ich Evie vor mir, wie sie ohne die Krankheit hätte sein können.«
    Ich habe das Gefühl, als hätte ich Watte im Hals. Ich kann ihr nicht sagen, dass ihre Schwester tot ist. Vielleicht sollte ich es, aber die Hoffnung in Tante Harriets Augen… Es tut mir in der Seele weh. Ich kann ihr das einfach nicht antun. Außerdem wird sie es ohnehin bald erfahren. Strauss kann nicht ewig mit der Wahrheit hinterm Berg halten, das hat sie selbst gesagt.
    Jetzt verstehe ich auch, warum Onkel Antonio auf keinen Fall wollte, dass ich die Wahrheit über Immortis erfahre. Die Wahrheit kann selbst die Stärksten vernichten.
    Plötzlich hören wir Schritte auf dem Flur. Wir drücken uns an die Wand und halten den Atem an. Wer immer es ist, er oder sie geht an der Tür vorbei – dieses Mal noch.
    »Erzähl weiter«, bitte ich Tante Harriet. Ich weiß, dass wir eigentlich keine Zeit haben, aber ich muss die ganze Geschichte hören. Sonst kann ich ihr vielleicht nie vergeben.
    »Als es um deine letzte Prüfung ging«, fährt Tante Harriet fort, »sah ich mich wieder in derselben Situation, vor derselben unmenschlichen Entscheidung. Und ich dachte, wenn ich dich davon abhalten könnte, dich davor bewahren, denselben Fehler zu machen, könnte ich meine eigene Sünde auslöschen. Und eine Zeit lang dachte ich, ich hätte… Aber dann hat Paolo eins und eins zusammengezählt. Er kam dahinter, dass ich es war, die dir geholfen hat, das Gelände zu verlassen, und er sagte… er hat gedroht, es Strauss zu melden. Dann hätte Evie ihr Medikament nicht mehr bekommen und… Die eine Waffe hatte ich noch, Pia, und ich wusste, wenn ich abdrücke, kann ich ihnen beweisen, dass ich nach wie vor ein Teamplayer bin. Immer noch der amoralische Wissenschaftler, den sie haben wollen. Also habe ich es getan. Ich habe mich angepasst. Ich habe ihr Vertrauen zurückgewonnen und damit das Leben meiner Schwester erkauft. Das bisschen Menschlichkeit, das ich wieder zusammengekratzt hatte, habe ich mit Füßen getreten. Und dich, liebe, herzensgute Pia, hat es getroffen. Es tut mir leid. So unendlich leid. Aber wenn ich noch einmal die Chance hätte…«
    Tief betrübt schaue ich sie an. Sie beginnt zu weinen. »Ich weiß, du würdest es wieder tun. Ich verstehe dich jetzt, Tante Harriet.« Ich gebe ihr das Foto zurück und hoffe, dass Strauss von einer Anakonda verschlungen wird. »Timothys Leute halten Onkel Antonio und Eio in Schach. Ich muss zu ihnen und raus aus Little Cam. Hilfst du mir?«
    Sie schaut mich an, schnieft. Ihr rotes Haar sieht aus, als hätte auf ihrem Kopf eine Explosion stattgefunden. Dann nickt sie. »Ich schaue nach, ob die Luft rein ist, und gebe dir dann ein Zeichen.« Sie blinzelt und fährt sich über die Augen, dann geht sie.
    Keine Sekunde später fliegt die Tür wieder auf und sie kommt rückwärts ins Zimmer zurück. Auf ihr Gesicht ist ein Gewehr gerichtet.
    Timothy. Und er hat Verstärkung mitgebracht, ein Dutzend bewaffneter Männer, darunter Jakob, Sergei und selbst mein Vater. Onkel Will hält sein Gewehr wie eine Schlange, die ihn gleich beißen will, und schaut mich mit großen, verschreckten Augen an.
    »Jetzt reicht’s, Pia«, sagt Timothy und knipst das Licht an. »Komm mit. Wir finden eine Lösung.«
    Ich schaue ihn an, schaue die anderen an, sehe Jakobs gerunzelte Stirn und Sergeis wilden Blick und denke nur: Ameisen.
    Das Terrarium steht direkt hinter mir. Und neben

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