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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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schmiegt sich eng an mich und umklammert meine Hand mit beiden Händen.
    »Ich habe das Mal von Jaguar, Mantis und Mond gesehen«, beginnt Kapukiri schließlich, »in den Augen der Tochter Miuas. Die mit dem Jaguar als Wächter geht und der Pfeil und Speer nichts anhaben können, wurde geschickt, um uns zu führen.«
    Die Ai’oaner murmeln Zustimmung. Nur Burako macht ein grimmiges Gesicht.
    Kapukiri weist mit seiner knotigen Hand auf mich. »Sprich, Unvergängliche, und wir werden dir zuhören.«
    Er tritt zurück und plötzlich sind alle Augen erwartungsvoll auf mich gerichtet. Es verschlägt mir die Sprache und erst Amis fester Blick, so voller Hoffnung und Zuversicht, bringt die Worte heraus.
    »Ai’oaner, ich bin, wie ihr sagt, eine Karaíba, eine Fremde. Aber ihr kennt die Geschichte der Kaluakoa. Ihr wisst, dass Unvergängliche erst geboren werden, wenn viele vor ihnen sterben. Das war so bei den Kaluakao und es trifft auch auf mich zu.« Ich schließe die Augen und atme tief durch. Ich wünschte, Eio wäre hier, und versuche nicht daran zu denken, wie Onkel Antonio zusammenbrach. Wenn ich mich nur noch ein paar Minuten zusammenreißen kann… »Ich habe heute erfahren, dass viele sterben mussten – und dass euer Blut in ihnen floss. Die Wissenschaftler, die mich erschaffen haben, täuschten eure Leute mit Lügen und… töteten sie mit Elysia, mit Yresa. Ihr Blut wurde genommen und weitergegeben und jetzt fließt es in mir.« Ich hebe die Arme und drehe die Handgelenke nach vorn, als Gemurmel durch die Reihen geht. »Ich bin eine Fremde, doch in mir fließt das Blut der Ai’oaner und das ist ein großes Unrecht. Ich kann euch eure Toten nicht zurückgeben, aber ich kann versuchen, euch davon abzuhalten, dass es noch mehr werden. Bitte greift Little Cam nicht an. Die Wissenschaftler haben Gewehre. Ihr seid zwar alle tapfer und das Recht ist auf eurer Seite, das weiß ich, aber gegen sie kommt ihr nicht an. Ich stimme euch zu: Die Fremden müssen gehen. Ihr müsst euch euren Dschungel zurückerobern, aber das ist nicht der richtige Weg.«
    »Wie sieht er dann aus?«, will Achiri wissen.
    »Kommt mit mir zu der Stelle, wo das Yresa wächst.« Die Idee kommt mir beim Sprechen und ich weiß, es ist unsere einzige Möglichkeit. »Wenn wir die Pflanzen vernichten, nehmen wir den Fremden die Grundlage für ihr Hiersein. Wenn es kein Yresa mehr gibt, werden sie gehen.«
    Ich trete zurück als Zeichen, dass ich mit meiner Rede am Ende bin. Sie beginnen zu flüstern und das Flüstern wird immer lauter, bis Burako einen Schrei ausstößt, damit wieder Ruhe einkehrt.
    »Mir gefällt nicht, was die Unvergängliche gesagt hat«, verkündet er. Ich verliere den Mut. »Aber ihre Worte sind wahr.«
    Hoffnungsvoll hebe ich den Kopf. Er nickt und schaut mich fest an. »Wir werden zur Yresa -Schlucht gehen und alle Pflanzen vernichten. Heute soll niemand mehr sterben.«
    Ami drückt meine Hand und stößt einen leisen Freudenschrei aus.
    Ich würde die Freude gern mit ihr teilen und ich bin auch froh, dass die Ai’oaner auf mich gehört haben. Aber im Moment will ich nur eines: Mich an Eios Schulter ausweinen.
    * * *
    Es ist schon fast Abend, als wir die Falkschlucht endlich erreichen. Fünf Wachleute sind da; vielleicht hat Paolo uns erwartet. Aber mit dem gesamten Stamm der Ai’oaner hat er bestimmt nicht gerechnet. Die Wachen mit Curare zu lähmen, bevor sie uns überhaupt sehen, ist ein Kinderspiel für die Jäger des Dschungels.
    Dann beginnt unsere eigentliche Arbeit. Die Frauen leeren ihre Körbe voller Speere und füllen sie mit Blüten.
    Mir fällt es seltsam schwer, obwohl ich doch weiß, wie viele Opfer nötig sind, bevor die Pflanze ihre sagenhafte Wirkung entfalten kann. Das Blut Dutzender Menschen klebt daran und doch sind sie eng mit meiner Existenz verbunden. Wir teilen einen kleinen Abschnitt unserer DNA, die Pflanze und ich. Aber ich muss gnadenlos sein. Keine einzige Pflanze darf übrig bleiben.
    Die Körbe quellen bald über, sodass die Leute sich die Arme damit beladen. In großen Blättern und mit T-Shirts transportieren wir sie ab. Einige Frauen flechten sie sogar in ihr Haar. Rotgoldene Orchideen werden für die Ai’oaner zur Zierde. Sie behängen sich mit denselben Blüten, die so vielen ihrer Leute das Leben gekostet haben.
    Luri kommt herüber und drückt mich fest an sich. »Du musst nicht die Last der bösen Taten eines anderen tragen, Pia. Es ist nicht deine Schuld. Wir machen dir keinen

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