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Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Einzige: In deinen Augen die Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Khoury
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dieser Fluss und diese Sterne eine Erinnerung, die in mir war und die ich jetzt eben wieder hervorhole.
    Als säße ich jeden Abend auf weichem, duftendem Moos neben einem Jungen, der so viel Wärme ausstrahlt wie die Sonne. Ich staune, wie verwirrend neu und gleichzeitig vertraut sich alles anfühlt.
    Irgendwann fällt mir auf, dass Eio mehr mich anschaut als den Fluss. Ich werde rot, genau wie heute Morgen in meinem Zimmer, und ich versuche ihn zu ignorieren. Doch bald erwidere ich seinen Blick. Die Sterne spiegeln sich im Fluss und der Fluss spiegelt sich in Eios Augen.
    »Hast du je daran gedacht wegzulaufen?«, fragt Eio leise. »Nicht mehr nach Little Cam zurückzukehren?«
    Mir stockt der Atem. »Natürlich nicht.«
    »Aber warum nicht? Warum willst du zurückkehren an einen Ort, der dir das hier verbietet?« Er zeigt auf den Fluss. »Warum entscheidest du dich für deinen Käfig?«
    »Es ist kein Käfig. Nicht… nicht wirklich.«
    Er schaut mir in die Augen. »Was haben sie mit dir vor? Wozu brauchen Wissenschaftler eine Tapumiri? Oder halten sie da drin noch mehr von deiner Sorte gefangen?«
    »Weißt du das nicht? Hat dein Vater dir das nicht erzählt?«
    »Er redet nicht über das, was innerhalb des Zauns ist«, antwortet Eio.
    »Hm. Ich bin die einzige… Tapumiri auf der Welt. Es gibt keine anderen. Noch nicht.«
    Eio hebt eine Augenbraue. »Noch nicht?«
    »Little Cam…« Ich hole tief Luft. Das ist unser am besten gehütetes Geheimnis, aber dank Kapukiri weiß er ohnehin schon das meiste davon. Alle Ai’oaner wissen davon. Und soll ich dir was sagen, Onkel Paolo? Die Menschen außerhalb des Zaunes haben mich nicht eingesperrt. Sie fallen nicht in Little Cam ein und versuchen deine sämtlichen Forschungsergebnisse zu stehlen. Was sagst du nun? Der nächste Gedanke durchfährt mich wie ein eisiger Wind. Und was würdest du tun, wenn du wüsstest, was sie über mich wissen?
    »Pia?«
    »Hm?« Ich merke, wie komisch es auf Eio wirken muss, wenn ich mitten im Satz innehalte und mit trübem Blick ins Leere starre, während sich meine Gedanken überschlagen. »Oh, tut mir leid. Ich habe gesagt, dass ich die Einzige meiner Art bin. Aber das wird nicht immer so bleiben. Wir sind dabei, weitere Unsterbliche zu machen. Mehr Tapumiri, würdet ihr wohl sagen. Deshalb ist es nicht falsch, wenn ich innerhalb des Zaunes bleiben muss, Eio. Sie brauchen mich und ich brauche sie. Ich muss ihnen helfen, weitere Unsterbliche zu machen, denn solange ich es nicht tue… bin ich allein. Die Einzige meiner Art auf der ganzen Welt. Nur wenn ich in Little Cam bleibe und mithelfe, mehr Tapumiri zu machen, habe ich eine Chance, jemals irgendwo dazuzugehören. Verstehst du das?«
    Stirnrunzelnd blickt er übers Wasser.
    »Eio? Was ist los?«
    »Ihr wollt Unsterbliche machen?«
    »Das habe ich doch gerade gesagt.«
    »Wie?«
    »Äh… Ich weiß es nicht. Sie haben es mir noch nicht gesagt«, gebe ich zu. »Es ist ein Geheimnis. Sie wollen nicht, dass ihnen jemand ihre Forschungsergebnisse stiehlt, deshalb hüten sie dieses Wissen wie ihren Augapfel.«
    Er betrachtet mich mit einem ganz seltsamen Ausdruck, als wisse er nicht, ob er mir glauben könne oder nicht. Er muss jedoch zu einer Entscheidung gekommen sein, denn seine Miene verändert sich, er sieht aus, als habe er in diesem Augenblick etwas begriffen. Was genau, kann ich nicht sagen.
    »Du weißt darüber nichts, oder?«, fragt er. »Über den Ursprung von Yresa?«
    »Was?« Yresa. Mein Gedächtnis findet den Begriff. Es ist ihr Wort für Elysia. »Was meinst du, Eio?«
    Er wirkt aufgewühlt, nimmt dann meine Hand, steht auf und zieht mich hoch. »Nichts. Vergiss es. Hör mal. Sie schlagen immer noch die Trommeln.« Er lächelt und wieder funkeln Sterne in seinen Augen. »Wollen wir noch einmal tanzen?«
    Wie könnte ich widerstehen?

13
    Als ich die Augen öffne, dämmert schon der Morgen.
    Mein vom Schlaf noch schwerfälliger Verstand weigert sich zu begreifen, was ich sehe, und mein Körper verkrampft sich. Eigentlich müsste ich durch das Glas meiner Zimmerdecke Bäume sehen. Das Blätterdach ist da, aber kein Glas. Die wenigen Fleckchen Himmel, die ich sehe, sind blassblau.
    Langsam schleicht sich die Erkenntnis in mein Gehirn. Ich liege, mit Blumengirlanden geschmückt, auf dem Rücken. Um mich herum das leise Trappeln bloßer Füße auf nackter Erde und gedämpfte Stimmen. Unter meinem Nacken spüre ich etwas Schmales, Hartes.
    Ich setze mich auf und sehe, dass ich

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