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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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ablegen und so tun, als wären die Geschworenen ihre Gemeinde.«
    »Aber ich hab ihr gesagt, daß es gut ist, auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren!«
    »Dieser Teil des Gesprächs hat anscheinend einen nicht ganz so starken Eindruck hinterlassen.« Ellie legte die Fingerspitzen aneinander. »Ich muß wissen, wo ich Adam Sinclair finden kann.«
    »Ich hab überhaupt keinen Kontakt mehr zu ihm – sogar meine Schecks für die Miete schicke ich an eine Immobilienverwaltung. Sinclair ist seit letztem Oktober im Ausland«, sagte Jacob. »Und er hat keinen Kontakt zu Katie, deshalb weiß er nichts von der Schwangerschaft.«
    »Wenn Sie nichts mehr von ihm gehört haben, woher wollen Sie dann wissen, daß er noch weg ist? Oder daß Katie ihm nicht die ganze Zeit über geschrieben hat?«
    Ohne ein Wort zu sagen, stand Jacob auf und holte einen Stoß Briefe, die mit einem Gummiband zusammengehalten wurden. »Alle zwei Wochen kommt einer an meine Adresse, regelmäßig«, sagte er. »Für Katie. Es ist immer noch derselbe Absender. Schottische Briefmarken. Und ich weiß, daß Katie ihm nicht geschrieben hat, weil ich ihr keinen von diesen Briefen gegeben habe.«
    Ellie, hin und her gerissen zwischen professioneller Neugier und persönlicher Solidarität mit Katie, sagte drohend: »Das verstößt gegen das Gesetz, wissen Sie.«
    »Prima. Dann können Sie ja mich verteidigen, wenn Katies Fall abgeschlossen ist.« Jacob fuhr sich mit den Händen durchs Haar und setzte sich wieder. »Ich hab das nicht getan, weil es mir Spaß macht. Nein, ich hab es wirklich nur gut gemeint. Ich wollte nicht, daß Katie mal das gleiche durchmacht wie ich, als ich beschloß, Englischer zu werden – daß sie sich von ihrer Familie, ihren Freunden verabschieden und in einer Welt zurechtfinden muß, die so groß und fremd ist, daß sie einem in der Nacht den Schlaf raubt. Ich wußte nicht, daß Katie schwanger war, aber selbst mir war aufgefallen, daß sie sich zu Adam hingezogen fühlte, und ich wußte, wenn ihre Gefühle für ihn weiter Nahrung erhielten, würde Katie sich irgendwann zwischen zwei Welten entscheiden müssen. Ich dachte, wenn ich nach seiner Abreise für einen sauberen Schnitt sorgte, würde sie ihn vergessen, und das wäre für alle das beste.«
    »Weiß Ihre Schwester von den Briefen?«
    Jacob schüttelte den Kopf. »Ich wollte es ihr gestern abend sagen. Aber sie war schon so nervös wegen des Prozesses, daß ich sie nicht noch mehr aufregen wollte.« Er verzog das Gesicht und drückte die Hände gegen die Tischkante. »Ich denke, es ist wohl am besten, wenn ich sie ihr heute gebe.«
    Ellie starrte auf die ordentlichen Druckbuchstaben, in denen Katies Name geschrieben war, auf das dünne, blaue Luftpostpapier, zusammengefaltet, mit einer Briefmarke versehen und abgestempelt. »Nicht unbedingt«, sagte sie.
    Strenggenommen hätte Ellie Katie mit nach Philadelphia nehmen müssen, aber sie hatte die juristischen Abläufe schon so auf den Kopf gestellt, daß es sie kaum noch in größere Schwierigkeiten bringen konnte, wenn sie die Kautionsbedingungen etwas lockerer handhabte. Sie wußte nicht mal, warum sie eigentlich nach Philadelphia fuhr, bis sie auf den Parkplatz des Gebäudes rollte, in dem Coop seine Praxis hatte.
    Sie kannte die Adresse, war aber noch nie hier gewesen, daher suchte sie auf der Informationstafel nach Coops Namen. In seiner Praxis fragte eine hübsche, junge Sekretärin nach ihrem Anliegen, und Ellie verspürte einen Stich Eifersucht. »Er hat noch einen Patienten«, sagte die Frau. »Möchten Sie warten?«
    »Bitte.« Ellie setzte sich und begann, eine alte Illustrierte durchzublättern, ohne auch nur eine Seite richtig wahrzunehmen.
    Nach wenigen Minuten summte die Sprechanlage der Sekretärin, es wurden leise ein paar Worte gewechselt, und dann öffnete Coop seine Tür. »Hallo«, sagte er mit freudestrahlenden Augen. »Es handelt sich also um einen Notfall?«
    »Allerdings«, erwiderte Ellie und fühlte sich zum ersten Mal wieder besser, seit Katie alles auf den Kopf gestellt hatte. Sie folgte Coop, und er schloß die Tür. »Ich brauche dringend medizinische Behandlung.«
    Er schloß sie in die Arme. »Du weißt, daß ich nur die Psyche behandele.«
    »Du behandelst alles an mir«, sagte Ellie. »Keine falsche Bescheidenheit.«
    Als Coop sie küßte, schmiegte Ellie sich an ihn und rieb mit der Wange über sein frisch gebügeltes Hemd. Er ließ sich in einen der Polstersessel sinken und zog sie auf

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