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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Tisch der Verteidigung. Richterin Ledbetter blickte auf und rief seinen Namen. Als er weiterging, ließ sie ihren Hammer niedersausen. »Mr. Sinclair! Bleiben Sie stehen, oder ich lasse Sie wegen Mißachtung des Gerichts festnehmen!«
    Aber Adam blieb nicht stehen. Als die empörte Stimme des Staatsanwalts ertönte, die die wütenden Warnungen der Richterin noch überbot, kniete Adam sich neben Katie. Sie konnte ihn riechen, konnte die Wärme spüren, die seinem Körper entströmte, und sie dachte: Das ist mein Untergang.
    Sie spürte ein weiches Papiertaschentuch an ihrer Wange.
    Die Richterin und die Anwälte verstummten, aber Katie nahm es gar nicht wahr. Adams Daumen streichelte sacht ihre Haut, und sie schloß die Augen.
    Im Hintergrund gestikulierte George Callahan aufgebracht in der Luft herum und begann, erneut zu debattieren.
    »Danke«, flüsterte Katie und nahm Adam das Taschentuch aus der Hand.
    Er nickte ihr stumm zu. Der Gerichtsdiener packte Adam am Arm und zog ihn hoch. Katie sah, wie er zurück zum Zeugenstand geführt wurde, jeder Schritt eine Meile zwischen ihnen.
    »Ich bin Geisterjäger«, sagte Adam als Antwort auf Ellies Frage. »Ich suche und dokumentiere paranormale Phänomene.«
    »Können Sie Ihre Arbeit näher beschreiben?«
    »Ich suche vorzugsweise nachts Orte auf, an denen es angeblich spukt, und versuche, mit Hilfe einer Wünschelrute oder einer speziellen fotografischen Methode Veränderungen im Energiefeld aufzuspüren.«
    »Haben Sie außer Ihrem Doktor in Parapsychologie noch andere akademische Grade?«
    »Ja. Ich habe ein Examen in Naturwissenschaften und einen Magistergrad vom Massachusetts Institute of Technology.«
    »In welchem Fach?«
    »Physik.«
    »Dann würden Sie sich als Naturwissenschaftler bezeichnen?«
    »Absolut. Deshalb weiß ich auch, daß es paranormale Phänomene geben muß. Jeder Physiker wird Ihnen sagen, daß Energie nicht verlorengehen kann, sondern nur transformiert wird.«
    »Wie haben Sie Jacob Fisher kennengelernt?« fragte Ellie.
    »In einem Seminar, das ich an der Penn State gegeben habe. Ich war Assistent, er Student. Mir ist gleich aufgefallen, wie ernst er sein Studium nahm.«
    »Können Sie das genauer ausführen?«
    »Nun, bei meinem Spezialgebiet kann ich es mir nicht leisten, meine Arbeit auf die leichte Schulter zu nehmen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß ich mich am besten einfach auf meine Arbeit konzentriere und mich nicht darum schere, was andere denken. Bei Jacob stellte ich eine ähnliche Haltung fest. Er studierte gewissenhaft und interessierte sich kaum für die Freizeitaktivitäten auf dem Campus. Als ich zu Forschungszwecken ins Ausland mußte, habe ich ihn gefragt, ob er mein Haus mieten wolle.«
    »Wann haben Sie Jacobs Schwester kennengelernt?«
    Adams Blick schwenkte von Ellie zu Katie und wurde weicher. »An dem Tag, als mir der Doktortitel verliehen wurde. Ihr Bruder hat uns miteinander bekannt gemacht.«
    »Können Sie uns etwas mehr darüber erzählen?«
    »Sie war wunderschön, mit großen, staunenden Augen, und schüchtern. Ich wußte schon länger, daß sie amisch war – von Jacob –, aber sie war nicht so gekleidet.« Er zögerte, hob dann die geöffnete Hand. »Wir gaben uns die Hand. Ganz normal. Aber ich weiß noch, daß ich sie am liebsten nicht losgelassen hätte.«
    »Hatten Sie Gelegenheit, Katie wiederzusehen?«
    »Ja, sie hat ihren Bruder einmal im Monat besucht. Jacob war schon ein paar Monate vor meiner Abreise bei mir eingezogen, also sah ich Katie, wenn sie in State College war.«
    »Sind Sie und Katie einander nähergekommen?«
    »Wir freundeten uns sehr schnell an. Sie interessierte sich für meine Arbeit, war nicht sensationslüstern, sondern zeigte wirklich Respekt. Wir redeten offen und aufrichtig miteinander. Es kam mir so vor, als wäre sie nicht von dieser Welt – was in mancherlei Hinsicht wohl auch stimmte.« Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her. »Ich fühlte mich zu ihr hingezogen. Aber ich wollte vernünftig sein, schließlich war ich zehn Jahre älter als sie, erfahren und nicht amisch. Aber sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf.«
    »Wurden Sie und Katie ein Paar?«
    Er sah, wie Katies Wangen sich rot verfärbten. »Ja.«
    »Hatte Katie bereits vorher mit jemandem geschlafen?«
    »Nein.« Adam räusperte sich. »Sie war Jungfrau.«
    »Haben Sie sie geliebt, Mr. Sinclair?«
    »Ich liebe sie noch immer«, sagte er ruhig.
    »Warum waren Sie dann nicht für sie da, als sie schwanger

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