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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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nicht getan«, sagte Adam mit Nachdruck.«
    »Verzeihen Sie, wenn ich da etwas nicht mitbekommen haben sollte, aber waren Sie in der Nacht bei ihr im Stall, als sie das Kind zur Welt brachte?«
    »Sie wissen, daß ich nicht dabei war.«
    »Dann können Sie auch nicht mit Sicherheit sagen, was passiert ist oder was nicht passiert ist.«
    »Ebensowenig wie Sie das können«, stellte Adam klar. »Allerdings gibt es da etwas, das ich weiß und Sie nicht. Ich weiß, wie Katie denkt und fühlt. Ich weiß, daß sie unser Kind nicht töten würde. Es ist unerheblich, ob ich bei der Geburt dabei war oder nicht.«
    »Oh, stimmt. Sie sind ja ein … wie haben Sie es genannt? Ach ja, ein Geisterjäger . Sie müssen Dinge nicht sehen, um sie zu glauben.«
    Adam blickte dem Staatsanwalt fest in die Augen. »Vielleicht ist es eher so«, sagte er, »daß ich Dinge glaube, die Sie nicht sehen können.«
    Ellie schloß behutsam die Tür des Besprechungsraumes. »Hör zu«, sagte sie beklommen. »Ich weiß, was du sagen willst. Ich hatte kein Recht, dich mit ihm zu überraschen. Sobald ich wußte, wo Adam war, hätte ich es dir sagen müssen. Aber Katie, die Geschworenen mußten von dem Vater deines Babys erfahren, damit sie begreifen, daß der Tod eine Tragödie war. Sie mußten sehen, wie weh es dir getan hat, Adam in den Gerichtssaal kommen zu sehen. Ich wollte, daß sie Mitgefühl für dich entwickeln, damit sie dich freisprechen wollen , aus welchem Grund auch immer.« Sie verschränkte die Arme. »Auch wenn es nicht viel nützt, es tut mir leid.«
    Als Katie den Blick abwandte, versuchte Ellie, einen heiteren Ton anzuschlagen: »Jetzt hab ich gesagt, daß es mir leid tut. Ich dachte, wenn man ein Bekenntnis ablegt, vergibt einem die Gemeinde und nimmt einen mit offenen Armen wieder auf.«
    Katie sah zu ihr hoch. »Das war meine Erinnerung«, sagte sie leise. »Das einzige, was mir geblieben war. Und du hast es weggegeben.«
    »Ich habe es getan, um dich zu retten.«
    »Wer hat gesagt, daß ich gerettet werden will?«
    Ohne darauf zu antworten ging Ellie zurück zur Tür, sagte: »Ich habe dir was mitgebracht«, und öffnete sie.
    Adam stand zögernd da. Seine Hände schlossen und öffneten sich unruhig. Ellie nickte ihm zu, ging dann hinaus und schloß die Tür hinter sich.
    Katie stand auf, kämpfte gegen die Tränen an. Er mußte nur die Arme ausbreiten, und sie würde hineinfallen. Er mußte nur die Arme ausbreiten, und sie wären wieder da, wo sie schon einmal waren.
    Er machte einen Schritt nach vorn, und Katie flog ihm entgegen. Sie flüsterten sich ihre Fragen gegenseitig in die Haut, hinterließen Spuren so deutlich wie Narben. Katie wollte sich noch enger an ihn schmiegen, merkte überrascht, daß es nicht ganz ging, als würde etwas zwischen ihren Körpern stecken. Sie blickte unwillkürlich nach unten, um zu sehen, was sich zwischen sie gedrängt hatte, und entdeckte nichts, außer der unsichtbaren Existenz ihres gemeinsamen Babys.
    Auch Adam spürte es, das merkte sie daran, wie er sich von ihr löste und ein wenig Abstand nahm. »Ich habe dir geschrieben. Dein Bruder hat dir meine Briefe nicht gegeben.«
    »Ich hätte es dir erzählt«, entgegnete sie. »Ich wußte nicht, wo du warst.«
    »Wir hätten den Kleinen geliebt«, sagte Adam heftig, und es klang wie eine Feststellung und eine Frage zugleich.
    »Ja, das hätten wir.«
    Seine Hand strich über ihr Haar, hielt inne am Rand ihrer Kapp . »Was ist passiert?« flüsterte er.
    Katie erstarrte. »Ich weiß es nicht. Ich bin eingeschlafen, und als ich aufwachte, war das Baby verschwunden.«
    »Ich weiß, genau das hast du deiner Anwältin erzählt. Und der Polizei. Aber jetzt sprichst du mit mir, Katie. Es geht um unseren Sohn.«
    »Ich sage die Wahrheit. Ich erinnere mich nicht.«
    »Du warst dabei! Du mußt dich erinnern!«
    »Aber ich erinnere mich nicht!« rief Katie.
    »Du mußt«, sagte Adam mit belegter Stimme, »weil ich nicht dabei war. Und ich muß es wissen.«
    Katie preßte die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und beugte sich vor, die Arme über dem Bauch verschränkt.
    Adam nahm ihre Hand und küßte sie. »Wir finden eine Lösung«, sagte er. »Nach dem Prozeß wird sich alles fügen.«
    Sie ließ seine Stimme über sich hinwegspülen, die gleiche spirituelle Reinigung, die sie immer beim Grossg’mee empfand, dem Gemeindegottesdienst. Wie sehr sie Adam doch glauben wollte! Sie hob das Gesicht und

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