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Die einzige Wahrheit

Die einzige Wahrheit

Titel: Die einzige Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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oberste Blatt eines Schreibblocks. »Das kommt von dem Baby«, sagte sie. »Davon wird man ganz verhuddelt .«
    »Tja.« Er rieb sich den Nacken. »Ich mache mir Sorgen um sie.«
    Sie preßte den Nagel fester auf, so daß ein Abdruck auf dem Papier zurückblieb. »Ich mache mir auch Sorgen.«
    Ellie nahm gerade wieder neben Katie Platz, als die Richterin in den Gerichtssaal zurückkam. Ellies Gesicht war gerötet und ein wenig feucht, als hätte sie es sich mit Wasser bespritzt. Sie blickte Katie nicht an, auch nicht, als Katie sie unter dem Tisch leicht an der Hand berührte.
    Ellie murmelte dann etwas, etwas, das sich anhörte wie »Alles in Ordnung« oder »Verzeihung«. Dann stand sie auf, mit so geschmeidigen Bewegungen, daß Katie an Rauch denken mußte, der sich aus einem Schornstein kringelte. »Die Verteidigung«, sagte Ellie, »ruft Adam Sinclair.«
    Katie hatte sich verhört, ganz sicher. Sie hielt den Atem an.
    »Einspruch«, rief der Staatsanwalt. »Der Zeuge steht nicht auf meiner Liste.«
    »Euer Ehren, er war im Ausland. Ich habe erst vor wenigen Tagen seinen Aufenthaltsort in Erfahrung gebracht«, erklärte Ellie.
    »Das beantwortet aber nicht die Frage, warum Mr. Sinclair es nicht bis auf Ihre Zeugenliste geschafft hat.«
    Ellie zögerte. »Mr. Sinclair soll einige Informationen belegen, die mir erst in letzter Minute bekannt geworden sind.«
    »Euer Ehren, das ist unzumutbar. Ms. Hathaway biegt sich die Prozeßordnung nach ihren Bedürfnissen zurecht.«
    »Ich muß doch sehr bitten, Euer Ehren«, entgegnete Ellie, »und ich entschuldige mich bei Mr. Callahan für die fehlende Vorinformation. Der Zeuge wird der Verteidigung nicht zum Sieg verhelfen, er soll lediglich einige wichtige Hintergrundinformationen liefern, die bislang noch fehlten.«
    »Ich beantrage, daß er seine Aussage erst zu Protokoll gibt«, sagte George.
    Katie hörte den Rest nicht. Sie wußte nur, daß Adam wenige Augenblicke später im selben Raum war wie sie. Sie atmete jetzt in kurzen, flachen Zügen. Adam legte die flache Hand auf die Bibel, und Katie stellte sich statt dessen vor, wie diese Hand auf ihrem flachen Bauch lag.
    Und dann sah er sie an. In seinem Blick lag tiefe Traurigkeit, und Katie meinte, die Seelenqualen sehen zu können, die wie ein Wasserzeichen im Blau seiner Augen standen. Er starrte sie an, bis die Luft um sie herum fest wurde und ihr das Herz heftig in der Brust pochte.
    Katie biß sich auf die Lippen, von Scham überwältigt. Sie hatte das getan, sie hatte ihn bis an diesen Punkt gebracht. Verzeihung .
    Alles in Ordnung.
    Sie hob ihre zitternden Hände und bedeckte das Gesicht, hoffte jetzt wie ein Kind: Wenn sie Adam nicht sehen konnte, mußte sie unsichtbar sein.
    »Ms. Hathaway«, sagte die Richterin. »Möchten Sie eine kurze Pause?«
    »Nein«, antwortete Ellie. »Meiner Mandantin geht es gut.«
    Aber Katie ging es nicht gut. Sie konnte nicht aufhören zu zittern, und es kamen ihr die Tränen, und sie konnte einfach nicht wieder aufblicken und Adam ansehen. Sie spürte die Blicke der Geschworenen wie winzige Nadelstiche, und sie fragte sich, warum Ellie ihr nicht den Gefallen tat – sie hier rauslaufen zu lassen, ohne einen Blick zurück.
    »Bitte«, flüsterte sie Ellie zu.
    »Ganz ruhig. Vertrau mir.«
    »Sicher, Ms. Hathaway?« fragte Richterin Ledbetter.
    Ellie sah zu den Geschworenen hinüber, auf ihre gespannten Gesichter. »Absolut.« In dem Augenblick dachte Katie, daß sie Ellie wahrhaftig haßte.
    »Euer Ehren«, ertönte seine Stimme; o Herr, seine süße, tiefe Stimme, wie das Surren einer Kutsche auf Asphalt. »Darf ich?« Er nahm die Schachtel Papiertaschentücher, die für die Zeugen bereitstand, und nickte in Katies Richtung.
    »Nein, Mr. Sinclair. Sie bleiben, wo Sie sind«, befahl die Richterin.
    »Ich erhebe Einspruch, Euer Ehren«, sagte der Staatsanwalt mit Nachdruck. »Ms. Hathaway ruft diesen Zeugen aus reiner Effekthascherei auf und nicht, weil seine Aussage wirklich von Bedeutung ist.«
    »Ich habe ihn noch nicht mal befragt, George«, sagte Ellie.
    »Beide Anwälte zu mir«, sagte Richterin Ledbetter. Sie flüsterte ärgerlich auf Ellie und den Staatsanwalt ein, deren Stimmen sich zwischendurch kurz erhoben. Adam betrachtete Katie, die noch immer weinte. Er nahm die Schachtel Taschentücher und erhob sich aus dem Zeugenstand.
    Der Gerichtsdiener trat vor. »Sir, es tut mir leid, aber –«
    Adam drängte sich vorbei, näherte sich mit schnellen Schritten dem

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