Die einzige Wahrheit
wurde?«
Adam schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Ahnung. Ich hatte meine Forschungsreise zweimal verschoben, um bei ihr sein zu können. Aber an dem Abend, nachdem … nachdem sie schwanger wurde, bin ich nach Schottland abgereist.«
»Waren Sie zwischenzeitlich mal wieder in den Staaten?«
»Nein. Sonst hätte ich Katie auf jeden Fall sehen wollen. Aber ich hielt mich in entlegenen Gegenden auf. Am vergangenen Samstag habe ich zum ersten Mal nach einem Jahr wieder amerikanischen Boden betreten.«
»Wenn Sie von dem Baby gewußt hätten, Mr. Sinclair, was hätten Sie dann gemacht?«
»Ich hätte Katie auf der Stelle geheiratet.«
»Aber dazu müßten Sie amisch sein. Würden Sie den amischen Glauben annehmen?«
»Das ist schon vorgekommen, ich weiß, aber ich hätte es wahrscheinlich nicht gekonnt. Dazu ist mein Glaube nicht stark genug.«
»Also wäre eine Heirat nicht wirklich in Frage gekommen. Was hätten Sie dann gemacht?« fragte Ellie.
»Alles mögliche. Ich hätte sie bei ihrer Familie und ihren Freunden gelassen, aber ich hätte die Hoffnung nicht aufgegeben, daß wir eine gemeinsame Zukunft haben würden.«
»Was für eine Zukunft?«
»Jede, die sie mir hätte geben wollen oder können«, sagte Adam.
»Berichtigen Sie mich, wenn ich mich irre«, fuhr Ellie fort, »aber eine gemeinsame Zukunft zwischen einer amischen Frau und einem nicht-amischen Mann erscheint mir äußerst unwahrscheinlich.«
»Es hat schon immer die unwahrscheinlichsten Pärchen gegeben«, sinnierte Adam und seufzte. »Ich wollte, daß unsere Liebe eine Zukunft hatte. Ich wäre der glücklichste Mensch auf Erden gewesen, wenn Katie und ich irgendwo einen Platz gefunden hätten, wo wir einfach nur hätten zusammensein können. Aber weil ich sie liebte, hätte ich sie nicht bitten können, ihrem vertrauten Leben den Rücken zu kehren. Deshalb habe ich mich letztes Jahr feige zurückgezogen. Ich bin ins Ausland gegangen, in der Hoffnung, daß sich alles auf wundersame Weise verändert hätte, wenn ich zurückkommen würde.«
»Und hatte sich etwas verändert?«
Adam verzog das Gesicht. »Ja, aber nicht zum Besseren.«
»Als Sie am Samstag zurückkamen, was haben Sie da erfahren?«
Er schluckte. »Katie hatte unser gemeinsames Kind geboren. Und das Kind war gestorben.«
»Das muß ein großer Schock für Sie gewesen sein.«
»Ja«, sagte Adam. »Es macht mir sehr zu schaffen.«
»Was war Ihre erste Reaktion?«
»Ich wollte zu Katie. Ich war sicher, daß sie genauso verzweifelt war wie ich, wenn nicht mehr. Ich dachte, wir könnten einander helfen.«
»Wußten Sie da bereits, daß Katie wegen Mordes angeklagt worden war?«
»Ja.«
»Sie erfuhren vom Tod Ihres Kindes, und daß Katie verdächtigt wird, es getötet zu haben – und trotzdem wollten Sie zu ihr, um sie zu trösten und sich trösten zu lassen?«
»Ms. Hathaway«, sagte Adam, »Katie hat unser Baby nicht getötet.«
»Wieso sind Sie sich da so sicher?«
Adam senkte den Blick. »Weil ich eine Dissertation darüber geschrieben habe. Liebe ist die stärkste Form von Energie. Katie und ich, wir haben uns geliebt. Wir konnten uns nicht in meiner Welt lieben, und wir konnten uns nicht in ihrer Welt lieben. Aber unsere Liebe, die ganze Energie, mußte irgendwohin. Sie ist in das Baby geflossen.« Seine Stimme brach. »Auch wenn wir einander nicht hätten haben können, wir hätten beide das Kind gehabt.«
»Wenn Sie sie so sehr geliebt haben«, sagte George in seinem Kreuzverhör, »warum haben Sie ihr nicht ab und zu mal geschrieben?«
»Das habe ich. Einmal die Woche«, antwortete Adam. Verstohlen sah er zu Ellie hinüber. Sie hatte ihm eingeschärft, nicht über die Briefe zu sprechen, die Katie nie erreicht hatten, weil sonst herausgekommen wäre, daß Jacob gegen eine gemeinsame Zukunft von Katie und Adam war.
»Und während der ganzen Zeit, in der Sie und Katie eine Brieffreundschaft führten, hat sie Ihnen nicht erzählt, daß sie schwanger war?«
»Soweit ich weiß, hat sie es niemandem erzählt.«
George zog eine Augenbraue hoch. »Könnte es nicht sein, daß sie Ihnen ihre Schwangerschaft verschwiegen hat, weil ihr die Beziehung nicht ganz so viel bedeutete wie Ihnen?«
»Nein, auf keinen –«
»Oder vielleicht hatte sie sich ausgetobt und wollte jetzt zurück zu ihrem ahnungslosen amischen Freund.«
»Sie täuschen sich.«
»Vielleicht hat sie es Ihnen nicht erzählt, weil sie vorhatte, das Kind loszuwerden.«
»So etwas hätte sie
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