Die einzige Wahrheit
getroffen, dessen einzige Empfehlung, soweit Lizzie sagen konnte, die war, daß es nur Gerichte gab, die garantiert die Cholesterinwerte verdoppelten. »Irgendwann kriegst du einen Herzinfarkt, wenn du weiter so ißt«, sagte sie stirnrunzelnd.
George wischte ihre Bedenken beiseite. »Bei den ersten Anzeichen von Herzrhythmusstörungen bitte ich Gott sofort um Vertagung.«
Lizzie sah auf ihre Notizen. »Wir haben ein blutiges Nachthemd, einen Fußabdruck in ihrer Größe, ein ärztliches Gutachten, demzufolge sie zum erstenmal schwanger war, den Bericht von der Gerichtsmedizin, demzufolge das Baby geatmet hat – und ihr Blut stimmt mit dem Blut auf der Haut des Babys überein.« Sie schob sich ein Stück Muffin in den Mund. »Ich wette fünfhundert Dollar, daß auch der DNA-Test ihre Verbindung zu dem Baby belegen wird.«
George tupfte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Das sind fundierte Beweise, Lizzie, aber ich weiß nicht, ob das alles zusammen für fahrlässige Tötung reicht.«
»Das Wichtigste kommt ja noch«, sagte Lizzie. »Der Gerichtsmediziner hat einen Bluterguß an der Lippe des Kindes festgestellt und Fasern an seinem Gaumen und in der Kehle gefunden.«
»Fasern von was?«
»Von dem Hemd, in das das Baby eingewickelt war. Er meint, daß beides zusammen auf Ersticken schließen läßt.«
»Ersticken? Wir reden doch hier nicht von irgendeinem Mädchen in New York, das auf der Kaufhaustoilette ein Kind bekommt und dann weiter einkaufen geht, Lizzie. Ich wette, die Amischen töten nicht mal eine Fliege.«
»Letztes Jahr haben wir landesweit für Schlagzeilen gesorgt, weil zwei amische Jungs mit Kokain gedealt haben«, konterte Lizzie. »Was wird CNN da erst zu einem Mord sagen?« Sie beobachtete, wie ein Glimmen in Georges Augen trat, während er seine persönlichen Bedenken hinsichtlich einer Anklageerhebung gegen eine junge amische Frau gegen die Verheißung eines spektakulären Mordprozesses abwog. »Wir haben ein totes Baby auf einem amischen Hof und ein amisches Mädchen, das geboren hat«, sagte sie ruhig. »Zähl eins und eins zusammen, George. Ich habe mir das nicht gewünscht, aber klar ist, daß wir sie festnehmen müssen, und zwar bald. Sie wird heute aus dem Krankenhaus entlassen.«
Er schnitt die Spiegeleier auf seinem Teller in Stücke, dann legte er Messer und Gabel auf den Tellerrand, ohne einen Bissen gegessen zu haben. »Wenn wir beweisen können, daß das Baby erstickt wurde, können wir vielleicht Mordanklage erheben. Es war eine vorsätzliche Tat. Sie hat die Schwangerschaft geheimgehalten, das Baby bekommen und es umgebracht.« George blickte auf. »Hast du sie verhört?«
»Ja.«
»Und?«
Lizzie verzog das Gesicht. »Sie glaubt noch immer nicht, daß sie ein Kind bekommen hat.«
»Was zum Teufel soll das heißen?«
»Sie bleibt bei ihrer Geschichte.«
George runzelte die Stirn. »Glaubst du, sie ist verrückt?«
»Sie sieht wie ein ganz normales junges Mädchen aus. Nur liest sie eben die Bibel statt Stephen King.«
»Na gut«, seufzte George. »Und sie kommt vor Gericht.«
Sarah Fisher steckte die Kapp ihrer Tochter fest. »So. Fertig.«
Katie rutschte unruhig hin und her und verschränkte die Arme vor dem Bauch.
Tante Leda legte einen Arm um sie. »Du kannst auch bei mir wohnen, wenn du noch nicht nach Hause willst.«
Katie schüttelte den Kopf. »Danke. Aber ich muß wieder zurück. Ich will wieder zurück.«
Als die Tür geöffnet wurde, sprang Katie auf, froh, daß es endlich losging. Doch statt des jungen Mädchens, das sie abholen sollte, traten zwei uniformierte Polizisten ein. Sarah wich zurück, trat zwischen Leda und Katie. »Katie Fisher?« Sie spürte, wie ihr die Knie unter dem Rock zitterten. »Das bin ich.«
Ein Polizist griff sacht nach ihrem Arm. »Wir haben einen Haftbefehl gegen Sie. Sie werden des Mordes an dem Kind beschuldigt, das im Stall Ihres Vaters gefunden wurde.«
Der zweite Polizist trat neben sie. Katie blickte verstört über seine Schulter, suchte den Blick ihrer Mutter. »Sie haben das Recht zu schweigen«, sagte er. »Alles, was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht auf einen Anwalt –«
»Nein!« schrie Sarah und griff nach ihrer Tochter, als die Polizisten Katie zur Tür führten. Sie rannte ihnen nach, achtete nicht auf die neugierigen Blicke des Krankenhauspersonals oder auf die Rufe ihrer Schwester. Unten am Eingang holte Leda ihre Schwester schließlich ein. Katie
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