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Die einzige Zeugin

Die einzige Zeugin

Titel: Die einzige Zeugin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Cassidy
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Daisy in ihrem Bettchen.
    Lauren ließ sich aufs Sofa zurückfallen. Sie lag inmitten der Sachen, die sie aus ihrer Tasche geräumt hatte. Schon wieder der Clown. Warum hatte ihre Mutter so panisch reagiert, als er an ihre Tür kam? Warum tauchte dieser Clown immer wieder in ihren Erinnerungen auf? Sie hatte zehn Jahre lang nicht an ihn gedacht. Bis die Anwältin ihn erwähnt hatte.
    Aber das stimmte nicht ganz.
    Als sie vor Wochen zum ersten Mal wieder vor ihrem Haus gestanden hatte, hatte sie sich an ihn erinnert. Sie hatte das Haus gesehen, und irgendwo in ihrem Kopf war ein Türchen aufgegangen, durch das der Clown in ihr Bewusstsein geschlüpft war. Oder war es etwas anderes gewesen, das die Erinnerung zurückgeholt hatte? Das Thema ihres Kunstprojekts, Das spielende Kind ? Waren es die Gespräche über Kindheit und Spielzeug gewesen, die sie, zum ersten Mal seit zehn Jahren, zurück zu ihrem Haus getrieben hatten?
    Rachel Morris hatte gesagt, ein Unterhaltungskünstler für Kinder hätte eine andere Frau und ihr Baby ermordet und ihr Vater wollte sich auf diesen Fall beziehen, um erneut in Berufung zu gehen. Wollte sie ihm dabei helfen? Wie konnte sie das wollen, wenn sie sich noch immer ganz klar daran erinnerte, wie sie an diesem Tag aufgewacht war und ihren Vater gesehen hatte? Mit dem Messer in der Hand, mit dem ihre Mutter getötet worden war?
    Auf der Decke zwischen ihren Büchern, Heften und Stiften lag die Visitenkarte der Anwältin. Sie hob sie auf. Es stand auch eine E-Mail-Adresse darauf. Sie könnte ihr einfach nur schreiben, dass sie sich an einen Mann erinnerte. Sie konnte die Party der Zwillinge erwähnen. Mehr musste sie nicht tun. Das bedeutete nicht, dass sie an die Unschuld ihres Vaters glaubte. Sie musste nur sagen, was sie wusste. Dann würde die Anwältin sie vielleicht in Ruhe lassen. Dann hätte sie alles getan, was in ihrer Macht stand. Sie könnte in Ruhe das Schuljahr beenden, ihre Sachen packen und nach Cornwall fahren.
    Sie könnte die Hazelwood Road für immer hinter sich lassen.
    Dabei war es so schön gewesen, mit Nathan hier zu sein.

    Die Haustür ging auf, und sie hörte Getrappel im Flur. Die Hunde waren zurück. Mit heraushängender Zunge stürmten sie ins Wohnzimmer. Nachdem sie ein paarmal um das Sofa herumgesprungen waren, liefen sie in die Küche zu ihrem Fressnapf.
    »Hey!«, sagte Nathan.
    Sie stand auf und ging ihm entgegen. Sie legte ihm die Arme um die Hüften und drückte ihr Gesicht an seine Brust. Sie schob ihre Hände unter sein T-Shirt und strich über seinen nackten Rücken.
    »Huu …«, sagte er und machte grinsend einen Schritt zurück. »Nur weil ich gerade nicht meinen Schutzanzug trage, musst du nicht gleich die Lage ausnutzen.«
    Das mochte sie so sehr an ihm. Er bedrängte sie nicht. Er wartete nicht verzweifelt darauf, dass etwas zwischen ihnen passierte.
    »Was ist das?«, fragte er und zeigte auf die Karte in ihrer Hand.
    Sie schaute auf die kursiv gedruckten Wörter Barrat & Morris Anwaltskanzlei . Darunter stand in kleinerer Schrift die E-Mail-Adresse.
    »Nicht so wichtig. Nur jemand, bei dem ich mich kurz melden sollte.«
    Sie ging in die Küche und setzte sich an den Laptop. In wenigen Augenblicken war die Mail geschrieben.
    Liebe Mrs. Morris,
    ich erinnere mich an eine Geburtstagsparty bei unserer Nachbarin, Molly Parker. Sie hatte Zwillingstöchter und ich war auf ihrer Feier. Dort ist ein Clown aufgetreten. Molly wohnt in der Hazelwood Road 53.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Lauren Ashe
    Sie las die Nachricht noch einmal durch.
    Dann klickte sie auf Senden .

19
    Als sie am Nachmittag aus der Schule kam, hörte sie hinter sich ein Auto hupen. Einige Leute drehten sich um. Lauren wollte gerade den Blick abwenden, als die Wagentür aufging und Donny herauskam. Er rief ihren Namen.
    »Wer ist das denn?«, fragte Julie.
    »Mein Onkel«, sagte sie und runzelte die Stirn. »Wir sehen uns später.«
    Sie zog die Schultern hoch und ging über die Straße auf ihn zu.
    »Ich versuche schon seit Tagen, euch zu erreichen«, sagte Donny. »Es ist niemand zu Hause!«
    Sie blieb in einigen Metern Entfernung stehen.
    »Wo warst du? Wo ist Jessica?«, fragte er.
    »In Cornwall. Sie ist zurückgegangen. Ich komme in zwei Wochen nach.«
    »Zurück nach Cornwall?«
    Sie nickte.
    »Was ist mit dem Haus in Bethnal Green? Warum bist du nicht da?«
    »Ich wohne bei einem Freund.« Sie zuckte die Schultern.
    Lauren trat zur Seite, um ein paar Schüler vorbei zu

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